neue Straßenbahn in Temirtau

Im Oktober besuchte ihr Webmaster diesen derzeit noch stillgelegten Betrieb in Kasachstan. Hier ein Bericht dazu:

Nach der Stilllegung des Betriebs im Februar 2023 freuten wir uns über die Nachricht, dass der neue Eigentümer des Stahlwerks die Straßenbahn zurückbringen wird (und dabei die Strecke komplett modernisiert wird und es auch neue Straßenbahnwagen geben wird). Als wir unsere Kasachstan-Tour planten, schauten wir uns Bilder im Internet an und kamen zu dem Schluss, dass wir zumindest versuchen sollten, das Depot zu besuchen, um zu sehen, was dort noch übrig war – auch wenn die neue Straßenbahn zum Zeitpunkt unserer Ankunft noch nicht wieder in Betrieb sein würde. Das hat wunderbar geklappt und wir waren erlebten so die Verschrottung der letzten verbliebenen KTM-5 und sahen auch die vielen abgestellten Tatrawagen (ex Potsdam), die auf das gleiche Schicksal warteten. Das Depot wird noch modernisiert (zu diesem Zeitpunkt sah es so aus, als wären diese Arbeiten auf das Verwaltungsgebäude und die Zufahrtsgleise beschränkt – im Freigelände wurden kräftig Wagen zerlegt) und wir sahen, dass die Strecke hinter dem Depot noch komplett im Umbau ist. Der Rest der Strecke war allerdings schon fertig. Man konnte aber gut erkennen, dass die Aufhängung der Oberleitung noch angepasst werden muss. Wir hatten ja auch vernommen, dass der erste neue Triebwagen angekommen war, und sie zeigten ihn uns nach unserem Depotbesuch. Wir wurden dazu mit einem PKW zum Haupteingang des Werks gebracht, wo die Straßenbahn draußen in der großen Haltestellenanlage steht – unser Hotel lag übrigens gleich um die Ecke, wobei wir den Wagen bisher nicht gesehen hatten (verdeckt durch die riesigen Wartehallen).

Dieser sehr lange ER-Tw wird von QAZ TEHNA hergestellt und ist ein gemeinsames kasachisch-chinesisches Unternehmen, das diese Wagen in Kasachstan baut (die neuesten YUTONG-Busse hier trugen ebenfalls diesen Namen wie auch die neuen Oberleitungsbusse und CNG-Busse in Almaty – die sehr ähnlich aussehenden Obusse dort sind allerdings noch als YUTONG gekennzeichnet). Man ließ uns keinen Blick in den Wagen hinein werfen – es waren zahlreiche Techniker darin, die noch fleißig herumwerkelten. Als wir am nächsten Tag abends ins Hotel zurückkehrten (nachdem wir den größten Teil der Strecke im Regen zu Fuß abgelaufen hatten), stellten wir zu unserer großen Überraschung fest, dass der Tw nun auf dem Gleis in der imposant angelegten Zufahrtsstraße zum Werk stand. Man führte Tests damit durch und war dabei die Oberleitung anpassen. Es regnete immer noch stark und es ging nur sehr langsam voran. Am Ende wurde der Wagen dann rückwärts wieder zurück zur Haltestellenanlage gefahren (gesteuert aus der vorderen Kabine – die hintere Kabine scheint „leer“ zu sein). Wir gehen davon aus, dass sie die Fahrleitungen entlang der gesamten Strecke so angepasst müssen (der Tw fährt dazu von Mast zu Mast). Es gibt Fotos im Internet, auf denen der Tw vor dem Depot am anderen Ende der Strecke steht. Wurde er mit einem LKW zum Werk gezogen oder verfügt der Wagen gar über Batterien? Wir wissen es nicht. Es trug noch keine Fahrzeugnummer (und es gibt bisher keine Typenbezeichnung) und die restlichen 7 Tw müssen auch noch eintreffen. Ein alter KTM-2-Tw steht in einem Park auf der schon lange stillgelegten Strecke nach Alt-Temirtau im Westen (von dieser Strecke sind keine Spuren mehr vorhanden und zwischen dem neuen und dem alten Temirtau waren quasi nur tote Industrieanlagen zu sehen, was vsl. der Grund für die damalige Streckenaufgabe war). Nicht unbedingt die schönste und lebendigste Stadt, aber wir hoffen, eines Tages wiederkommen zu können, um mit der neuen Straßenbahn dann auch zu fahren.

Weitere Aufnahmen auf www.tramway.com.

Ergänzung Stand Mitte Dezember 2024: mittlerweile sind 3 Tw vorhanden und es soll ein Altwagen als Cafe-Tram umgebaut werden (ein KTM-5 ?). Der letzte ATw (ein Schneeräumwagen mit “Düse”) wird wohl auch erhalten. Man will in Kürze mit dem Betrieb starten (mit einem ausgedünnten Fahrplan je nach Verfügbarkeit der neuen 8 Tw). Die Fahrer sind überwiegend ehemalige Straßenbahnfahrer und die Werksmitarbeiter werden die Trams kostenfreien nutzen können.

Das neue Fahrzeug

Altfahrzeuge

Depot und Strecke

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