Farbige Überraschungen – Die Dias von Frits van der Gragt
Seit November 2018 kann sich die Bildsammlung des VDVA glücklich schätzen, große Teile der Diasammlung unseres im August zuvor verstorbenen Ehrenmitglieds Frits van der Gragt aus Amsterdam übernommen zu haben. Er hatte dies schon zu Lebzeiten so festgelegt. Die Sammlung zeichnet zwei Besonderheiten aus: Es handelt sich bis in die 1980er Jahre hinein um Mittelformatdias 6×6 cm und diese entstanden bereits ab 1957. Zu dieser Zeit war die Farbfotografie noch ein sehr kostspieliges Unterfangen und nur wenige Verkehrsfreunde nutzten sie. Überwiegend wurde schwarz-weiß fotografiert.
Beim Sortieren und Scannen gab es dann immer wieder das große „Aha-Erlebnis“, nämlich dann wenn man zum ersten Mal ein Fahrzeug wirklich in Farbe sah und nicht nur in den Graustufen der schwarz-weiß Fotografie. Zwar gibt es Angaben über deren Anstrich, aber wie der Farbton nun wirklich genau war, dass geben erst die farbigen Dias her.
Wir möchten hier eine kleine Auswahl aus der mehrere tausend Dias umfassenden Sammlung vorstellen. Die Bearbeitung der in Glas gerahmten Dias kostet viel Zeit, da sie aus Gründen der besseren Haltbarkeit dort herausgenommen und nach dem Scan, der nur ohne Glas brauchbare Ergebnisse liefert, in Pergamintaschen abgelegt werden. Da die Dias nicht nummeriert sind, muss zunächst eine Ordnung erstellt werden. Wir haben uns entschieden, sie nach Betrieben und dann fortlaufend nach Aufnahmen zu sortieren. Diese Nummer ist dann später auch das Ablage- und Findkriterium. Die Rahmen sind auf dem Papiermantel in kleiner Schrift mit Tusche sehr ausführlich beschriftet. Diese Informationen müssen natürlich erhalten werden, so dass sie nicht nur in eine Datei übertragen, sondern auch die Pappmaske des Dias selbst noch einmal damit neu beschriftet wird.
(1) Ein Zug der alten schmalspurigen Albtalbahn in Busenbach. Auch die Normalspurgleise liegen schon teilweise, was auch Gleisen mit dritter Schiene für beide Spurweiten führte.
(2) Die drei 1953-54 gelieferten Doppeltriebwagen für die Bonner Vorortbahnen trugen zwei verschiedene Grüntöne. Erst die Dias bringen die genaue Farbabstufung zur Geltung.
(3) Dass die 1953 für die Fernbahn Düsseldorf – Krefeld gelieferten Vierachser graue Zierstreifen trugen, war bekannt, weil sich diese Farbe noch bis in die 1970er Jahre auch auf den Gelenkwagen gehalten hat. Eine neue Erkenntnis war aber, dass die beiden Speisewagen durch einen roten Zierstreifen sofort zu identifizieren waren.
(4) Ursprünglich waren die Speisewagen für die Krefelder Bahn im unteren Bereich weinrot lackiert. Wie das hinter einem ursprünglich von der Duisburger Straßenbahn
(5) Vor Einführung des als Warnanstrich für alle Betriebe bei Dienstfahrzeugen verbindlichen Orange in den 1960er Jahren, versuchte jeder Betrieb individuell, solche Fahrzeuge für den Fahrgast sichtbar von den Wagen des Personenverkehrs abzuheben. In Köln waren die Dienstwagen im unteren Bereich daher in einem hellen grün lackiert. Eine bemerkenswerte Karriere hat dieser 1913 gebaute Zweiachser hinter sich. Gebaut für die RWE-Straßenbahn Opladen – Ohligs, gelangte er mit zwei weiteren Wagen 1955 noch nach Köln, wo sie trotz ihres Alters noch im Personenverkehr nützlich machten. Ab Ende der 1950er Jahre leisteten sie dann noch als Arbeitswagen gute Dienste.
(6) Erst bei ihren Großraum und Gelenkwagen begann die Krefelder Straßenbahn in den 1950er Jahren, diese mit roten Zierstreifen zu versehen, wohl auch um dem Fahrgast schon von weitem sichtbar zu machen, dass hier Fahrgastfluss bestand und hinten eingestiegen werden musste. Bei diesem Gelenkwagen sind auch die in der Anfangszeit auf der linken Wagenseite befindlichen zwei Türen noch vorhanden. Sie waren notwendig, um auf eingleisigen Strecken immer zum Fahrbahnrand hin aussteigen zu können.
(7) Die Strassenbahn in Neuss lackierte auch Wagen, bei denen kein Fahrgastfluss bestand, in einem sehr ansprechenden Grünton. Da sie im Gemeinschaftsbetrieb auf der Linie 16/26 auch nach Düsseldorf gelangten, fielen diese „Farbtupfer“ im cremefarbenen Einheitslack der dortigen Bahnen besonders auf.
(8) Das die „grüne Fische“ genannten Fahrgastflusswagen auffielen, beweist dieses Bild von den Vestischen Straßenbahnen, wo es in der Schleifenanlage vor dem Hauptbahnhof in Recklinghausen immer eine größere Ansammlung von Fahrzeugen der endenden Linien gab.
(9) Reichte das Platzangebot eines Großraumwagens nicht aus, dann fuhren sie auch bei den Vestischen Straßenbahnen gemeinsam mit zweiachsigen Beiwagen. In diesem bediente ein Pendelschaffner die Fahrgäste am Platz, so dass hier die normal übliche helle Wagenfarbe durchaus auch ihre Berechtigung hatte.
Fast alle Aufnahmen von Fritz van der Gragt entstanden zwischen 1958 und 1960. Lediglich Bild 7 ist etwas jünger, da die neue Düsseldorfer Verkehrsdrehscheibe Jan-Wellem-Platz erst ab Ende 1962 befahrbar war.
Axel Reuther