aus unserem Archiv: 1996 – Zum Tode von Peter Boehm

Mit großem Bedauern müssen wir das Ableben unseres Gründungsmitglieds und langjährigen Vorstandsmitgliedes Peter Boehm mitteilen. Er starb am 04.08.1996 im Alter von 81 Jahren. Nachstehend zitieren wir den Nachruf aus „Light Rail and Modern Tramway“ (LR&MT), November 1996, dem nur wenig hinzuzufügen ist (in normalen Lettern geschrieben).

„Von Beruf war Peter Boehm Jurist. Boehm war ein Mensch mit vielen Fähigkeiten. Vor allem war er ein Kosmopolit und ein guter Europäer, und seine vielen Hobbys bestätigten seine Philosophie. Er war den Älteren bekannt durch die Organisation des historischen Treffens bei der Aachener Straßenbahn am 15. September 1949, bei dem er zusammen mit John Price erstmals nach dem Krieg deutsche und britische Straßenbahnamateure zusammenführte. In den 50er Jahren war er Gründungsmitglied und stellvertretender Vorsitzender des VDVA, unserer deutschen Schwestervereinigung, und organisierte örtliche Veranstaltungen in Düsseldorf.

Peter war außerdem ein exzellenter Sprachenkenner – Deutsch, Englisch, Japanisch, Sanskrit, Russisch, die baltischen Sprachen, Polnisch, Niederländisch, Französisch, Serbisch, Slowenisch, Tschechisch, Arabisch und Italienisch und viele andere mehr. Seine Kenntnisse erwarb er häufig aus Broschüren einer englischen Reihe „Learn it by yourself“. Ich entsinne mich gut an die Australien-Neuseelandreise von Thomas Fischer, als Peter Boehm zu Beginn einer mehrstündigen Eisenbahnfahrt darum bat, nicht gestört zu werden. Meine Frage, „Du hast doch nicht etwa „Learn it by yourself Maori“ erstanden?“, bejahte er! Er beklagte oft, daß LR&MT nicht genug Gebrauch von seinen Übersetzungskünsten machte. Andere Hobbys umfaßten eine bemerkenswerte Fotosammlung, die oftmals Lücken in LR&MT füllten. Er war ein Sammler von Straßenbahnfahrscheinen mit weltweiten Kenntnissen. Seine erste Sammlung begann er 1928, erreichte 17000 (!) Stücke, bevor sie während des Krieges in Berlin verbrannte; seine zweite, begonnen in 1946, erreichte bereits 1951 10000 Stück und enthielt einige besondere Raritäten. Nicht verwunderlich, daß seine Sammelleidenschaft sich auch auf Briefmarken erstreckte, einen Brief an ihn mit „ordinären“ Briefmarken zu frankieren, erntete eine Rüge!

Kaum jemand war nicht durch sein umfangreiches Wissen beeindruckt. Er war ein familiärer Mensch; nachdem seine Kinder das Haus verlassen hatten, verschlechterte sich aber bedauerlicherweise die Gesundheit seiner Frau so sehr, daß er den größten Teil seiner Zeit ihrer Pflege widmen mußte. Daher konnte er in den letzten Jahren auch nicht mehr an den Jahrestagungen des VDVA teilnehmen.

Als einer, der es liebte, zu reisen, empfand er die Bindung an das Haus als eine große Belastung, und auch seine Gesundheit verschlechterte sich ständig. Der Tod seiner Frau, die ihm neun Monate vorausging, führte zu zunehmend längeren Krankenhausaufenthalten und Depressionserscheinungen. Peter Boehm gekannt und mit ihm korrespondiert zu haben, war eine Ehre, und er wird sicherlich in vielen Ländern vermißt werden. Den Leidtragenden seiner Familie sprechen wir unser tiefes Mitgefühl aus. D. V., D. W., und W. J. W.

Der VDVA schließt sich den Beileidsbekundungen an, ich habe den Leidtragenden ein Beileidsschreiben übersandt und am Grab einen Kranz niederlegen lassen. Wir werden Peter Boehm in guter Erinnerung behalten.

Walter Vögele