Was kann der Verkehrsfreund tun, wenn er nicht raus soll? Teil I

Der beginnende Frühling 2020 wäre nach einem weitgehend missratenen Winter nach mehreren Monaten der „inneren Einkehr“ normalerweise der Zeitpunkt, wieder so richtig durchzustarten: Erste Ausflüge machen, größere Reisepläne schmieden, mit Gleichgesinnten auf Tour gehen…. Dieses Jahr läuft aber alles anders „dank“ Corona-Virus: Es besteht bis auf weiteres die dringende Empfehlung zu Hause zu bleiben, die „sozialen Kontakte“ sollen auf ein Mindestmaß eingeschränkt werden und die meisten Messen und Veranstaltungen sind abgesagt. Der ÖPNV läuft nur noch auf Sparflamme und das meiste von dem, was uns interessieren könnte bleibt in den Depots. Auf die Ausübung des Hobbies verzichten sollte man gerade jetzt nicht. Es bietet Zerstreuung und lenkt von Problemen ab und ist gerade deshalb in schwierigen Zeiten wichtiger denn je!

Was also tun, um sich doch sinnvoll mit dem Hobby zu beschäftigen und um keine Langeweile aufkommen zu lassen. Die Medien sind voll mit entsprechenden Tipps, deren Aussage zumeist in die Richtung „machen Sie endlich mal dass, was Sie sich schon immer mal vorgenommen haben, aber bisher keine Zeit dazu hatten“ geht.

Sicherlich fallen den meisten von uns spontan Dinge aus unserem Hobby ein, welche in diese Kategorie hineinpassen. Damit ließe sich dann also schon einmal die erste Zeit sinnvoll überbrücken. Und wenn all das erledigt ist? Keine Angst, wir haben noch einige Vorschläge auf Lager, die Ihnen nach und nach vorgestellt werden und als Anregung dienen sollen.

Vorschlag 1: Die digitale Bildsammlung aufräumen
In der letzten Woche erhielt der Schreiber dieser Zeilen aus einem Nachlass über einen Transferdienst eine Sammlung von mehreren hundert Dateien Verkehrsbilder. Die in der „analogen Zeit“ entstandenen Dias waren bereits geschickt worden, es war aber der Wunsch der Hinterbliebenen, dass das gesamte fotografische Werk des verstorbenen Verkehrsfreundes komplett erhalten wird und zugänglich bleibt. Während alle Dias mit Daten perfekt beschriftet waren, tragen alle Dateien nur die von der Kamera vergebene Kennung „img + Nummer“ und sonst nichts. Sie sind lediglich nach Ländern und Städten sortiert. Das die digitale Bildsammlung so aussieht, wie beschrieben, dürfte vermutlich kein Einzelfall sein. Es sind Fotografen bekannt, die heben lediglich die vollen Speicherchips in auch nur teilweise beschrifteten Umschlägen auf und das war`s dann. Kein Abspeichern auf dem PC (das kostet ja Speicherplatz!), keine Datensicherung auf einer externen Festplatte (das braucht ja Platz und kostet Geld!) oder in anderen heute angebotenen Speichermedien (zu unsicher!). Da hat dann der legendäre Schuhkarton, in dem Negative und Abzüge unbeschriftet landeten einen würdigen Nachfolger gefunden!

Folgt man den Ratschlägen professioneller Archive und deren eigenem Verhalten bei der Archivierung digitaler Dateien, so sollten für die eigene Sammlung folgende Grundsätze beherzigt werden:

  • Eine Bilddatei ohne ordentliche Beschriftung ist wertlos. Mindestangaben sind Ort und Datum, wünschenswert sind weitere Informationen, die sich nicht unmittelbar aus dem Motiv ergeben. Sind dort z.B. Wagennummer und Linie erkennbar, müssen diese nicht zwingend erfasst werden
  • Aus dem Dateinamen sollten zumindest Stadt und Aufnahmedatum hervorgehen
  • Die Dateinamen sind für die gesamte Sammlung einheitlich zu vergeben
  • Eine Bilddatei muss in einer Ordnerstruktur so abgelegt werden, dass sie bei Bedarf ohne große Suche auffindbar ist.
  • Eine Bilddatei sollte nach dem Prinzip der doppelten Datensicherung zusätzlich zum Original noch auf zwei weiteren Medien gespeichert werden. Das können externe Festplatten oder Clouds sein, wobei man sich darüber im Klaren sein sollte, dass beide Medien nicht zwingend ewig halten! Auch sollte man zumindest einem Speicherort „extern“ wörtlich nehmen und diesen außerhalb seiner Wohnung anlegen. Die Cloud sollte bei einem vertrauenswürdigen Anbieter bestehen, denn: verschwindet der Anbieter vom Markt, dann ist die Cloud auch mit weg!
  • Die Haltbarkeit eines digitalen Speichermediums ist bisher unerforscht, so dass hier regelmäßige Kontrollen über deren Funktionalität stattfinden und bei Problemen neu gespeichert werden sollte.
  • Nach Ansicht vieler Archivspezialisten ist ein auf Fotopapier ausbelichteter Bildabzug immer noch der beste Weg zum dauerhaften Erhalt eines Motives. Allerdings sind dann auch hier Maßnahmen notwendig, die vor Beschädigung oder Verlust schützen.

Wer unser Hobby ernsthaft betreibt, und es ist mal davon auszugehen, dass jemand der im VDVA Mitglied geworden ist dies tut, der beherzigt aber vermutlich die genannten Grundsätze zumindest teilweise und macht es hoffentlich anders als im zu Beginn genannten Fall und damit besser!

Es liegt aber in der Natur der digitalen Fotografie, dass viel mehr fotografiert wird, als analog mit Film. Da war nach 36 Aufnahmen erst mal Ende und ein neuer Film musste her. Schon aus Kostengründen wollte da jede Aufnahme überlegt sein. Heute werden von einem Motiv häufig mehrere Bilder mit unterschiedlichen Einstellungen, bei fahrenden Objekten auch gerne in unterschiedlichen Entfernungen aufgenommen. Es sammeln sich auf diese Weise viele Aufnahmen, die eigentlich überflüssig sind. Es ist daher sinnvoll, seinen Bildbestand von Zeit zu Zeit zu durchforsten und sich dann von Doubletten durch Löschen zu trennen. Auch wer dies grundsätzlich immer direkt macht, sollte seine Sammlung mit gewissen zeitlichem Abstand noch einmal durchgehen und wird dabei auch immer wieder auf Dateien stoßen, die eigentlich überflüssig sind. Also sollte man so konsequent sein und sie löschen.

Bei der Gelegenheit der Durchsicht, sollten alle Dateien daraufhin überprüft werden, ob sie die zur Identifizierung und dem Auffinden notwendigen Informationen aufweisen. Sollte man die Notwendigkeit sehen, nachträglich eine andere Ordnung einzuführen oder die bestehende zu ergänzen, dann gibt es bei allen Bildbearbeitungsprogrammen zuverlässige Möglichkeiten für eine Stapelverarbeitung, welche Änderungen ohne großen Aufwand ermöglichen. Allerdings sollte man bei der Umbenennung von Dateinamen Vorsicht walten lassen und die Auswirkungen zunächst einmal mit Hilfe eines Probeordners und Dateikopien testen um zu sehen, ob das Programm die Änderung so vornimmt, wie man sie sich vorstellt.

Ein von der VDVA-Bildsammlung genutztes kostenloses Programm mit vielen nützlichen Funktionen stellt „Irfanview“ dar, welches im Internet herunterzuladen ist und mit dem nach einer gewissen Einarbeitungszeit nur gute Erfahrungen gemacht worden sind. Es gibt aber natürlich auch bei den häufig genutzten Kaufprogrammen entsprechende Funktionen.

„Smartphone und Tablet sind nicht unsere Welt“, so heißt es schon sein einigen Jahren in den Vorbemerkungen der Begleithefte zur Jahrestagung bei den Verhaltensregeln für das Fotografieren. Grundsätzlich ist das heute weit verbreitete Fotografieren mit dem Mobilphone, aber selbst mit einem Tablet auch eine Möglichkeit zu Bildern zu kommen, deren Qualität sogar zumeist recht gut ist. Es ist daher auch gar nicht so sehr das Thema, auf welchem Wege die Dateien heute entstehen, sondern wie sie anschließend weiterbehandelt werden. Sie nicht aus dem benutzten Medium auszulesen und am besten wie beschrieben doppelt gesichert zu speichern ist grob fahrlässig und führt unter Umständen zu bösen Überraschungen. Folgen Sie bei Nutzung eines Smartphones also nicht dem schlechten Beispiel der Mehrheit und behandeln sie ein Foto nicht als „Wegwerfprodukt“, sondern als ein wertvolles Stück Erinnerung! Gleiches gilt für die Nutzung eines für unsere fotografischen Tätigkeiten nicht unbedingt geeigneten Tablets.

Das Geschriebene handelt sich um einen Vorschlag, das sei ausdrücklich noch einmal zum Schluss gesagt. Die Hinweise und Tipps sind aus den Erfahrungen entstanden, welche bei der Betreuung unserer Bildsammlung gemacht worden sind. Die Ratschläge sollen auch keine Einbahnstraße bleiben. Haben sie andere Erfahrungen und weitere Ideen, dann teilen Sie uns diese bitte per Mail (Bildsammlung@vdva.de) mit. Der VDVA und seine Mitglieder haben immer von deren Austausch gelebt und so sollte es auch in „Zeiten wie diesen“ mit weitgehend eingeschränkten persönlichen Kontakten bleiben.

Axel Reuther