Günter Dolezal (†22.7.2019)

Wir trauern um unser Gründungsmitglied Günter Dolezal aus Hamburg.

Am 22. Juli 2019 ist unser letztes Gründungsmitglied Günter Dolezal im Alter von 92 Jahren verstorben. Er gründete mit fünf weiteren Nahverkehrsfreunden und Günter Stetza 1956 den Verband Deutscher Verkehrs-Amateure. Günter Dolezal wurde im Februar 1927 geboren, er lebte immer in Hamburg und interessierte sich schon seit frühester Jugend für Eisenbahnen und den Nahverkehr.

Er wurde noch mit 17 Jahren als Soldat eingezogen. Nach dem Krieg absolvierte er eine Lehre zum Hutmacher. Als Herrenhüte in den 1960er Jahren aus der Mode kamen, wechselte er als kaufmännischer Angestellter zu den Verkehrsbetrieben Hamburg-Holstein, dort war er auch für die AKN-Eisenbahn tätig. Bereits ab 1952 kam er mit anderen Verkehrsamateuren zusammen und war dann ab 1954 daran beteiligt das Informationsblatt Hamburger Nahverkehrs-Nachrichten (HN) herauszugeben.

Er wurde bald eine der führenden Persönlichkeiten im Kreise der Hamburger Nahverkehrsfreunde, unternahm Studienfahrten zu verschiedenen Verkehrsbetrieben und Eisenbahnen und erforschte auch das damals noch umfangreiche Hamburger Straßenbahnnetz, seine Geschichte und seine Fahrzeuge. 1964 wurde er zum Vorsitzenden des Kleinbahn-Vereins Wohldorf gewählt. Er verfolgte das Projekt, den Kleinbahn-Verein und die Verkehrsamateure zusammenzuführen, was auch im November 1968 gelang, unter dem neuen Namen „Verein Verkehrsamateure und Museumsbahn“. Günter Dolezal wurde auch in diesem Verein zum Vorsitzenden gewählt.

Bereits seit 1965 erwarb der Verein und später der VVM historische Eisenbahn- und Straßenbahn-Fahrzeuge, Günter Dolezal war eine der treibenden Kräfte dieser Entwicklung. Er setzte sich dafür ein, dass in Hamburg die Sammlung untergebracht werden könnte, und eine Museumsbahn in Gang käme.

Ein erster Erfolg waren Sonderfahrten auf Bahnstrecken in und um Hambug und die Anmietung des Lokschuppens in Aumühle. 1976 dann der Erfolg, der VVM konnte die Strecke Schönberg (Holst.) – Schönberger Strand pachten und dort Museumsbahnbetrieb durchführen, das war auch sein Verdienst. Er war auch seit Gründung der VVM-Museumsbahn-Betriebsgesellschaft einer ihrer Geschäftsführer, und hatte auch dieses Amt bis zuletzt aktiv inne. Bis 2001, 37 Jahre lang, war er Vorsitzender des VVM. Als er 74-jährig, nicht mehr zur Wiederwahl antrat, wurde er dort zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Er gehörte auch zu den Pionieren der Erstellung von Schmalfilmen im Bereich des Nahverkehrs. Schon in frühen Jahren, als dieses Medium noch in den Kinderschuhen steckte, bannte er immer wieder Straßenbahnen, Busse und andere Fahrzeuge auf Filmmaterial, auch anlässlich von VDVA-Tagungen. Noch im hohen Alter hat er zumindest einen Teil des Material digitalisieren lassen, um es der Nachwelt zu erhalten.

Seine Aktivitäten gehörten aber auch der modernen Straßen- und Stadtbahn, deren Wiedereinführung er gerne in Hamburg und auch in Kiel gesehen hätte. Er engagierte sich ganz speziell für eine Kieler Umlandbahn als moderne Stadtbahn und aktivierte eine Vielzahl von Nahverkehrsfreunden für das Straßenbahnprojekt in Kiel. Günter Dolezal war seit vielen Jahren Ehrenmitglied im VDVA. Er nahm zuletzt 2016 im Alter von 88 Jahren an unserer Jubiläumsfeier „60 Jahre VDVA” in Wuppertal und bei der BMB teil.

Der VDVA trauert um Günter Dolezal als unserem letzten Gründungsmitglied und einem „Verkehrsfreund der ersten Stunde“. Unser aufrichtiges Beileid gilt seiner Familie und den Enkeln.

Axel Reuther, 2. Vorsitzender und Archivbeauftragter
Rolf Hafke, 1. Vorsitzender