Blick zurück: DDR-Reise 1971 der LRTL

John Pigott aus England hat uns freundlicherweise den Text seines gerade im Magazin “Tramway Review” der LRTA erschienen zweiteiligen Artikels zu dieser Reise überlassen (nebst Fotos). Er schildert dabei diese LRTA-Reise (damals noch LRTL) nach seinen Erinnerungen. Wir haben den Text übersetzt und nur hier und da minimale Korrekturen eingebaut, damit es verständlich/lesbar bleibt. Viel Spaß auf dieser interessanten “Fahrt” in die Vergangenheit.

  • „HINTER DEN EISERNEN VORHANG MIT DER LRTL“ – PERSÖNLICHE ANMERKUNGEN ZUR TOUR 1971

Ich wurde im Dezember 1943 in Swindon, Wiltshire, geboren. Meine erste Begegnung mit der Straßenbahn war 1951 in London, als ich mit meinen Eltern und meinem Bruder durch den Kingsway-Straßenbahntunnel zum Embankment fuhr. Ich erinnere mich, dass wir auf einen schwach beleuchteten Bahnsteig gingen und eine doppelstöckige Straßenbahn in Sicht kam, in die wir einstiegen.

Meine nächste Straßenbahnfahrt war 1953 von Llandudno nach Colwyn Bay, die ich seltsam fand, da die Straßenbahn einen Teil der Strecke durch Felder fuhr. Im Jahr 1955 besuchte ich mit meinen Eltern Liverpool und fuhr mit der Overhead Railway. Ich erinnere mich an den Tunnel bei Dingle am östlichen Ende, aber ich kann mich nicht daran erinnern, am Pier Head eine Straßenbahn gesehen zu haben.

In den Jahren 1957-1959 besuchte ich mit meinen Eltern Österreich und fuhr mit der Straßenbahn in Innsbruck, einschließlich der Straßenbahnlinie 6 nach Igls mit den „Ente- und Entchenwagen“. Im Juli 1960 trat ich in die Eisenbahnwerkstätten in Swindon ein, zunächst als Auszubildender zum Schlosser und Dreher, später als Auszubildender zum Ingenieur und schließlich als Auszubildender im Rahmen eines sogen. „Sandwich-Kurses“.

1961 unternahmen einige Freunde und ich eine Eisenbahnreise nach Schottland, hauptsächlich um die alten Caledonian- und North British-Lokomotiven sowie die erhaltenen Loks im Depot Dawsholme zu sehen. Wir besuchten Glasgow, wo die Straßenbahnlinien 9, 15, 26 und 29 noch verkehrten, und machten offizielle Besuche in den Betriebshöfen Maryhill, wo ich die Rangierlok 22 fotografierte, Dalmarnock, Partick und der Gleisbauwerkstatt in Coplawhill.

Im folgenden Jahr besuchten wir Glasgow erneut anlässlich der Stillegung und ich hatte das Glück, dabei mit dem letzten Wagen 1174 ab Auchenshuggle mitzufahren. Von 1963 bis 1969 besuchte ich eine Reihe von europäischen Ländern, hauptsächlich um Eisenbahnnetze zu besichtigen, aber ich fotografierte auch eine Reihe von Straßenbahnen und fuhr mit ihnen. Mitte 1962 begann ich mit dem Kauf von „Modern Tramways“, nachdem ich in Lille bei der Tram einen eigenen Gleiskörper gesehen hatte. Anfang 1970 trat ich der LRTL (heute LRTA) bei.

1970 ging ich dann nach Deutschland in die kleine Stadt Wetter im Ruhrgebiet und blieb dort bis Ende 1972. Während meiner Zeit dort fuhr ich auf allen Straßenbahnlinien in Westdeutschland, den großen Betrieben in Österreich, Belgien, Holland und der Schweiz. Während meiner Tätigkeit in Deutschland arbeitete ich zudem als Volontär bei der Bergischen Museumsbahn in Wuppertal und auch bei der privaten Meterspur-Straßenbahn in Hückeswagen von Heinz Johann(†).

  • OSTDEUTSCHLAND-TOUR 1971

Soweit ich mich erinnere, war dies die erste LRTL-Tour hinter den Eisernen Vorhang. Die LRTL hatte 1971 eine Reise nach Ostdeutschland organisiert, die von Samstag, dem 3. Juli, bis Samstag, dem 17. Juli, dauerte, und ich beschloss, mich der Gruppe in Hannover anzuschließen. Ich hatte Jack Wyse im Jahr zuvor in Brüssel auf einer seiner Reisen dorthin und Les Folkard auf RCTS-Reisen nach Osteuropa in den 1960er Jahren kennen gelernt.

Ich habe Jack Wyses Reiseaufzeichnungen, Michael Taplins Wagenparklisten und später von Les Folkard erhaltene Informationen verwendet. Mein Artikel basiert auf meiner Erinnerung und meinen Dias, und nach 50 Jahren ist die Reihenfolge der Dinge vielleicht nicht mehr ganz korrekt. Sie werden später im Artikel sehen, dass mein linker Arm während der Hälfte der Reise in einer Schlinge steckte, und ich bin Linkshänder… Das dauerte über eine Woche. Soviel ich weiß, wurde nie ein Bericht über diese Reise in Modern Tramway veröffentlicht. Für den Artikel wurden Streckennummern und Namen aus dem Jahr 1971 verwendet. Die ausgewählten Bilder sind meist von Strecken und Triebwagen, die längst verschwunden sind oder zeigen Mitglieder der Reisegruppe.

Nachdem wir uns der Gruppe angeschlossen und den Agfa-Film an Jack Wyse übergeben hatten, verließen wir Hannover mit dem Zug D1045 nach Magdeburg. An der Grenze gab es die üblichen Visa-Formalitäten, und ich erinnere mich, dass Geoffrey Claydon mehrere Exemplare der Times beschlagnahmt wurden, so dass er nur noch diejenige hatte, die er gerade las.

Nach der Ankunft in Magdeburg machten wir uns auf den Weg zum International Hotel, wo wir übernachten wollten. Dann suchten wir nach Straßenbahnen und sahen unsere ersten Tatra T4D-Wagen, die gerade ausgeliefert wurden. Diese ersetzten die Gotha T4-62-Wagen, die alle nach Ost-Berlin abgegeben wurden, da die Tatra T4D aufgrund von Spannungsproblemen dort nicht eingesetzt werden konnten. Das Straßenbahnmuseum in Crich, England, hatte später m.W. ähnliche Probleme mit dem Tw 902 aus Halle. Ebenfalls im Liniendienst war ein „Kleiner Hecht“.

Der Sonntag war ein freier Tag, und ich verbrachte den ganzen Tag in Magdeburg, um die Strecken abzufahren und Fotos zu machen, einschließlich des Tw 70 („Kleiner Hecht“), der heute zur Museumsflotte gehört. Irgendwann bin ich mit dem „Kleinen Hecht“ auf der Linie 5 gefahren. Fotos entstanden an der Endstation Westerhüsen mit Tatra-Tw 1047+???? und dem 2x-Tw 174 mit zwei Bw, in Sudenburg mit Tw 128 (einem 2-achsigen Wagen von 1928) mit 2 Bw und Tw 168 (ebenfalls mit 2 Bw unterwegs) und dann in der Karl-Marx-Straße, Wilhelm-Pieck-Allee, Hopfengarten und Diesdorf.

↑ „Kleiner Hecht“ Tw 70 + Bw in der Wilhelm-Pieck-Allee. Man beachte das Holzgerüst. Dies könnte beinahe heute aufgenommen worden sein, da der Tw nun zum Museumsfuhrpark gehört.

Montag, der 5. Juli, war der erste Tag der Tour, an dem der Zug nach Brandenburg Hbf. gebracht wurde, um das Netz mit Sonderwagen (Tw 12 + Bw) zu besichtigen. Brandenburg ist ein Meterspurbetrieb. Hier trafen wir unsere Fremdenführerin, eine Dame, die ich in den noch folgenden Tagen als sehr hilfreich empfand. Wir fuhren zunächst mit der Linie 1 im Uhrzeigersinn zum Sportplatz, wo Fotos gemacht wurden. Dann ging es weiter zur Quenzbrücke. Weitere Fotos wurden am Steintor und am Neustadtmarkt gemacht, einschließlich eines Pferdewagens und einer Kanalansicht, bevor wir im Uhrzeigersinn über den Neustadtmarkt zum Hauptbahnhof zurückkehrten. Die direkte Linie zwischen Neustadtmarkt und Steintor haben wir nie benutzt.

Wir fuhren weiter nach Potsdam Hbf. (das ist heute nicht mehr der Hbf, sondern jetzt Bf. Potsdam-Pirschheide) für unseren zweiten Besuch des Tages. Unser Sonderwagen war der „Zwei Zimmer und Bad“-Tw 178. Wir fuhren alle Strecken ab mit Ausnahme der Strecke nach Babelsberg und machten Fotostops in Rehbrücke, Kapellenberg, Nauener Tor und Platz der Einheit, bevor wir zum Hauptbahnhof zurückkehrten. Die letzte Fahrt des Tages führte uns nach Ost-Berlin, wo wir drei Nächte im Hotel Stadt Berlin am Alexanderplatz verbrachten. Das Hotel ist ein 37-stöckiges Gebäude, und wir wohnten im 36. Stock.

↑ Gotha G4-Tw 178 am Platz der Einheit mit Mitgliedern der Reisegruppe.

Am Dienstag, dem 6. Juli, fuhren wir mit der Berliner S-Bahn nach Mahlsdorf, um dort in unsere reservierte Straßenbahn Tw 10 (ein 2-achsiger Wagen aus dem Jahr 1903) einzusteigen. Als wir an der Endhaltestelle Mahlsdorf ankamen, gab es allerdings ein Problem mit einem der vierachsigen Gotha-Wagen 218021, der gerade von dem Arbeitswagen A18 abgeschleppt wurde. Dies verursachte eine gewisse Verzögerung, aber schließlich fuhren wir auf der Linie 83 nach Süden. Entlang der Strecke in Richtung Köpenick gab es einige Fotostops in den Ausweichen. Ein kurzer Fotostop wurde in der Altstadt eingelegt. Dann ging es weiter nach Alt-Schmöckwitz, wo weitere Fotos gemacht wurden, darunter 218022 mit Bw 268052 und 218018. Wir kehrten nach Köpenick zurück und machten uns auf den Weg zum Betriebshof an der Strecke 83. Auf dem Betriebshof sahen wir Wagen der Bauarten Gotha 4x 218, ER-REKO-Tw 217 und den ZR-Tw 223. Der Wagen 223006 fährt jetzt in Crich und wurde mit dort einem Rollstuhllift ausgestattet. Ebenfalls im Depot waren der 4-achsige Wagen 68 ex 5366, der mit lokalem Einsatz restauriert wurde, und mehrere ATws. Der Wagen 68 ist jetzt Teil der Sammlung des Deutschen Technik Museums (DTMB). Vom Depot ging es zurück durch die Altstadt und auf der Linie 87 nach Rahnsdorf Waldschänke. Ein Fotostop wurde in Friedrichshagen eingelegt, wo 223011 mit 2 Anhängern fotografiert wurde. Der Triebwagen befindet sich heute im Museum Wehmingen bei Hannover. Kurz vor der Endstation machten wir einen Halt, wo wir 217266 mit 2 Anhängern bei der Abfahrt nach Köpenick sahen. Wie wir zum Hotel zurückkamen, weiß ich nicht mehr, aber wahrscheinlich nahmen wir die S-Bahn von Friedrichshagen zum Alexanderplatz. Der Rest des Tages stand zur freien Verfügung, und ich fuhr einige Strecken vom Alexanderplatz aus zum Pasedagplatz auf der Linie 73 und zurück auf der Linie 72. Auf diesen Strecken habe ich keine Fotos gemacht.

↑ATw A18 schleppt den ausgefallenen Tw 218021 (mit Bw) in der Schleife Mahlsdorf. Rechts steht unser Sonderwagen Tw 10.

↑ Tw 10 in der Schleife Hultschiner Damm.

Am Mittwoch, dem 7. Juli, fuhren wir mit der S-Bahn nach Strausberg. Wir fuhren auf der Strecke nach Lustgarten mit Wagen 2, einem Gotha 4-Achser, der Ende der 1960er Jahre aus Leipzig beschafft wurde. In Lustgarten gibt es eine elektrische Fähre, die den See überquert. Diese wurde zwar fotografiert, aber ich glaube nicht, dass wir sie benutzt haben. Wir kehrten mit dem Wagen 9 nach Strausberg zurück, der ein ähnlicher Wagen wie Tw 2 war, aber in Bautzen gebaut wurde.

↑ Tw 2 ex Leipzig mit zahlreichen Fahrgästen am S-Bahnhof.

Wir fuhren mit dem Bus weiter zur Schöneiche-Linie, einer 1000mm-Linie in Richtung Süden. Am Torellplatz bestiegen wir den Dienstwagen 52 mit Anhänger 132 für eine Fahrt zum Betriebshof. Auf dem Betriebshof wurden viele Fotos von den 4-achsigen Wagen und Anhängern gemacht, von denen viele in eigenen Werkstätten gebaut wurden. Die Wagenpaare waren alle in verschiedenen Farben gehalten. In späteren Jahren wurden diese durch zweiachsige Wagen aus anderen Betrieben ersetzt, was ich persönlich als Rückschritt gegenüber den Drehgestellwagen empfinde. Wir fuhren dann mit unserem Sonderwagen 65. In der Jägerstraße überholten wir 52 mit Bw 132 in der Ausweiche. Wir fuhren dann weiter zur Endstelle Kalkberge. Diese Endstation ist inzwischen aufgegeben worden und die neue Endstation ist in Alt Rüdersdorf. Im Jahr 1998 bin ich auf der alten Strecke gewandert, und das Gleis war noch da, aber die Weiche zur bestehenden Strecke war entfernt worden. Von Kalkberge aus fuhren wir mit Wagen 65 zur anderen Endstation in Friedrichshagen wo weitere Fotos gemacht wurden. Was dann geschah, weiß ich nicht mehr. Später nahmen einige der Gruppe, darunter auch ich, die S-Bahn nach Rahnsdorf und fuhren mit Wagen 14 + Anhänger 24 der Straßenbahn zur Woltersdorfer Schleuse. Wir gingen dann in ein Restaurant auf der anderen Seite des Sees und hatten ein gutes Essen. Ich habe dieses Restaurant seither bei vielen Gelegenheiten besucht, das erste Mal nach dem Fall der Mauer dann auf einer Reise im Jahr 1991. Auf dem Rückweg zur Straßenbahn bemerkte einer der Teilnehmer, dass mit meinem Arm etwas nicht stimmte, da ich ihn hoch über der Brust hielt. Als ich nachsah, hatte ich einen Abszess auf dem linken Handrücken, und wenn ich ihn herunterhängen ließ, pochte es richtig. Von Rahnsdorf aus fuhren wir mit der S-Bahn zurück zum Alexanderplatz. Bei der Ankunft im Hotel berichtete ich unserer Reiseleiterin von meinem Abszess an der Hand, und sie schlug vor, dass es wegen der Visaprobleme besser wäre, ihn in unserem nächsten Anlaufhafen Frankfurt (Oder) behandeln zu lassen. Sie würde dort anrufen und sagen, dass ein Gruppenmitglied ins Krankenhaus müsse.

 

↑ Tw 65 an der stillgelegten Endhaltestelle Kalkberge.

↑ O&K-Tw 14 + KSW-Bw 24 Endstelle Woltersdorfer Schleuse.

Wir verließen Berlin am Donnerstag, dem 8. Juli, und fuhren mit dem Zug nach Frankfurt (Oder). In Frankfurt wurden wir am Bahnhof von unserem Sonderwagen 33 abgeholt. In späteren Jahren wurde das Gleis zum Bahnhof entfernt und die Straßenbahn fuhr unter der Brücke mit einer neuen Ausrichtung zur Linie 3. Wir gingen dann zuerst zum Betriebshof für unseren Besuch. Es wurde arrangiert, dass ich mit unserem Führer zum örtlichen Krankenhaus gebracht wurde. Im Krankenhaus wurde mein Arm sofort begutachtet und ich in einen kleinen Operationssaal gebracht. Ich glaube, man wollte mich zunächst über Nacht dortbehalten, in der Hoffnung, dass sich das Problem von selbst erledigt, aber unser Reiseleiter meinte, dass dies zu Komplikationen mit unserem Gruppenvisum führen würde. Also wurden Vorbereitungen getroffen, um den Abszess aufzuschneiden, und als Erstes wurde ein Lokalanästhetikum unter den Abszess gespritzt. Es stellte sich heraus, dass die normale Spritze nicht lang genug war, also wurde eine große Spritze besorgt. Nach der Betäubung wurde der Abszess ertastet, um zu sehen, ob ich etwas fühlen konnte. Nun war es an der Zeit, die Operation durchzuführen, und ich beschloss, nicht dabei zuzusehen. Nach der Operation wurde die Wunde verbunden und mein Arm in eine Schlinge gelegt. Mir wurde ein kleines Formular ausgehändigt, auf dem stand, was gemacht worden war, und mir wurde gesagt, dass ich für die nächsten Tage einen neuen Verband für meine Hand brauchen würde. Das Krankenhaus war kostenlos, und ich hielt das Formular für eine gute Idee, da es anderen Krankenhäusern mitteilte, was gemacht worden war. Man gab mir einige Schmerztabletten. Da ich Linkshänderin bin, hatte ich sofort ein Problem damit, etwas zu schreiben, so dass ich mich von nun an auf mein Gedächtnis und meine Freunde verlassen musste, insbesondere auf Les Folkard, der mit meiner Kamera einige Fotos machte, wenn ich nicht bei der Gruppe war und den Gepäcktransport überwachte. Während ich im Krankenhaus war, hatte die Gruppe ihren Depotbesuch abgeschlossen und war auf der Route 1 zum Stadion gefahren. Les hatte meine Kamera mitgenommen und machte ein paar Fotos im Depot und von Wagen 55 an der Endstation der SL 1. Ich schloss mich der Gruppe in der Lebuser Vorstadt, der nördlichen Endstation der Linie 2, an. Das erste, was ich tat, war, jemanden zu bitten, mich vor unserer speziellen Straßenbahn zu fotografieren. Nach einigen weiteren Fotos, die ich selbst machen konnte, kehrten wir mit unserem Sonderzug zum Bahnhof zurück. Wir sind dann mit dem Zug nach Cottbus gefahren.

↑ Der Autor (kurz nach seiner Operation) mit Gotha-Tw 33 an der Endstelle Lebuser Vorstadt.

In Cottbus gingen die Leute auf eigene Faust los. Ich machte ein paar Fotos auf dem Kopfbahnhof und fuhr ein oder zwei Linien und machte ein Foto an der Endstation Krankenhaus der Linie 3. Mit meinem Arm in der Schlinge konnte ich zwar gut fotografieren, aber ich konnte nur mit der rechten Hand Bier trinken. Eine peinliche Sache war, dass ältere Damen mir in der Straßenbahn ihren Platz überließen.

Dann fuhren wir mit dem Zug weiter nach Dresden, wo wir drei Nächte im Hotel Prager Straße übernachteten, dass nur wenige Gehminuten vom Hauptbahnhof entfernt lag. Was mich überraschte, war, dass ich keine Schmerzen hatte. Unsere Reiseleiterin meinte, ich solle früh schlafen gehen, und wenn es irgendwelche Probleme gäbe, könne sie über die Rezeption kontaktiert werden, da sie bei ihren Eltern in Dresden übernachtete. Nachdem sie fortgegangen war, ging ich mit ein paar anderen Teilnehmern aus, um mich umzusehen und Bier zu trinken. Als ich ins Hotel zurückkehrte, war unser Reiseführer wieder da und ich wurde höflich zurechtgewiesen, weil ich ihren Rat nicht befolgt hatte.

Ein Problem, das ich hatte, war die Verwendung von Messer und Gabel zum Zerteilen von Speisen. Dieses Problem wurde durch die Dienste von Dorothy Weise zu den Mahlzeiten gelöst. Nach dem Frühstück am Freitag, dem 9. Juli, machten wir uns auf den Weg zur Südseite des Dresdner Hauptbahnhofs, wo unser Sonderwagen „Großer Hecht“ 1723 wartete. Wir fuhren durch Dresden und am Bahnhof Dresden Neustadt verließ ich den Sonderzug mit unserer Reiseleiterin, um mir die Hand neu verbinden zu lassen. Der Sonderzug fuhr weiter auf SL11 nach Bühlau. Les hatte meine Kamera mitgenommen, um ein paar Fotos zu machen. Der Fremdenführer und ich stiegen in einen Wagen der Linie 3 in Richtung Wilder Mann und verließen die Straßenbahn in der Nähe des Betriebshofs Trachenberge, wo die Betriebsärzte stationiert waren. Der Arzt entfernte den alten Verband, nachdem er zuvor das Formular gelesen hatte. Als die Hand zum Vorschein kam, war ich etwas schockiert, als ich sah, dass mehrere Schnitte gemacht worden waren und eine Drainage gelegt worden war, um die Wunde offen zu halten, damit die Reste des Abszesses heraussickern konnten. Die Hand wurde neu verbunden, mein Arm wieder in die Schlinge gelegt und der Arzt unterschrieb das Formular und fügte seine Kommentare hinzu. Es war eigentlich geplant, mich mit dem „Rotkreuz“-Tw 3160 zurückzuschicken, aber dieser war im Depot Waltherstraße leider außer Betrieb. Vom Betriebshof Trachenberge machten wir uns auf den Weg zum Betriebshof Tolkewitz, um uns wieder der Gruppe anzuschließen, die gerade einen Betriebshofbesuch machte. Die Strecke nach Niedersedlitz war wegen Gleisarbeiten gesperrt – es gab SEV mit Omnibussen.

Die Gruppe fuhr mit dem Bus nach Niedersedlitz, wo wir unter der Eisenbahnbrücke hindurchgingen, um auf die Meterspurlinie 31 nach Kreischa zu gelangen. Unser Sonderwagen war 852, ein 2-achsiger Gotha-Wagen, der 1968 aus Erfurt gekommen war. Wir legten ein paar Fotostops in Ausweichen ein, um die Regelwagen zu passieren, und erreichten schließlich den Endbahnhof Kreischa. Alle Bewegungen in und aus dem Depot wurden von einem Mitarbeiter mit Flagge begleitet. Eine Reihe von Fotos wurde dort außerhalb des Depots aufgenommen. In späteren Jahren wurde das Depot zu einem Supermarkt, aber 2006 wurde er geschlossen. Für die Rückfahrt hatten wir Wagen 509, einen 2-achsigen Linder-Wagen aus dem Jahre 1925. Auf der Rückfahrt mußten wieder mehrere Stops eingelegt werden an den Ausweichen, und diese Gelegenheit wurde natürlich zum Fotografieren genutzt. An einem dieser Halte an der Hummelmühle wurde ein Foto von mir (mit Armbinde) vor Tw 509 gemacht. Auch Tw 852 mit dem alten Bw 14 wurde bei einem unserer Stops fotografiert. Die Strecke wurde 1977 stillgelegt. Die Standorte der erhaltenen Wagen sind nachfolgend aufgeführt, aber es könnten immer noch weitere Fahrzeuge irgendwo abgestellt sein. Nach der Stilllegung wurden der Wagen 508 und 5 Wagen der Serie 850 nach Bad Schandau überführt und dort weiter eingesetzt. 508 und 857 sind jetzt Teil des Museumsbestandes. Wagen 855, jetzt Tw 6, befindet sich im Straßenbahnmuseum Halle. Die Wagen 853 und 854 wurden 1993 zurück nach Kreischa überführt. Diese beiden Wagen wurden im Klinikum Kreischa für einen möglichen Einsatz auf einer Museumsstrecke abgestellt. Die Wagen waren am 3. August 2006, als ich sie fotografierte, noch dort, wurden aber kurz darauf entfernt. Wagen 854 befindet sich jetzt im Straßenbahnmuseum Dresden und Wagen 853 kehrte nach mehrjähriger Abstellung in Erfurt am 17. Oktober 2019 erneut nach Kreischa zurück. Der Grund für die Rückkehr von 853 ist unbekannt. Nach der Ankunft in Niedersedlitz stiegen wir in einen Bus, der uns nach Loschwitz in die Nähe der Brücke des Blauen Wunders brachte. Unser Sonderwagen war Tw 309, ein in den späten 1960er Jahren restaurierter 2-achsiger Wagen von 1902. Über die neue Brücke und die Gleise über die Elbe ging es zur Wallstraße in der Nähe des Postplatzes. In der Nähe der Brücke wurde ein Fotostop eingelegt. Danach war Freizeit angesagt.

↑ Aufsicht mit Flagge und Tw 852 vor dem Betriebshof Kreischa.

↑ Tw 854 + Bw Ausweiche Hummelmühle ein (mit einigen der Reiseteilnehmern).

Am nächsten Morgen, Samstag, den 10. Juli, machten wir uns wieder auf den Weg zur Endstation am Hauptbahnhof. Wir hatten Tatra T4D Wagen 1861 als Sonderzug zur Waltherstraße Betriebshof. Am Betriebshof nahm der „Kleine Hecht“ 1826 die Gruppe für eine Ausfahrt über den Postplatz auf. Zu diesem Zeitpunkt waren diese Wagen schon nicht mehr im Liniendienst. Interessanterweise habe ich den Tw 1826 schon im Jahr 1967 auf einer RCTS-Reise nach Ostdeutschland im Einsatz fotografiert. Der Reiseleiter und ich verließen unseren Sonderzug aus dem Depot am Kinderkrankenhaus, um erneut meine Hand versorgen zu lassen. Unser Reiseleiter sagte dem Personal, wir müssten so schnell wie möglich draußen sein, um auf die nächste Sonderbahn zu warten, die anhalten würde, wenn sie uns sähe. Ich glaube nicht, dass sie jemals zuvor oder danach eine solche Aufforderung erhalten hatten. Les machte wieder Fotos mit meiner Kamera, auch von der „Rotkreuz“-Straßenbahn 3160. Die Gruppe kehrte dann mit Tw 1826 zum Hauptbahnhof zurück.

Am Nachmittag machten wir uns auf den Weg zur Elbe für unsere Fahrt nach Pillnitz. Unser Dampfer war die „Pirna“ und auf dem Weg dorthin wurden die Schwebebahn auf den Berg und mehrere Straßenbahnen der Linie 4 fotografiert. An den Besuch des Wasserschlosses Pillnitz kann ich mich nicht erinnern. An der Endstation wurden mehrere Straßenbahnen mit Anhängern fotografiert und auch wieder unser Sonderwagen 309. Die Strecke nach Pillnitz wurde in den 1990er Jahren geschlossen, weil die Brücke über das Blaue Wunder nicht mehr sicher war, obwohl große Lastwagen die Brücke immer noch benutzen. Wir fuhren dann mit unserem Sonderzug zurück durch Dresden und weiter nach Freital. Ein Fotostop wurde im Einschnitt in Richtung Freital eingelegt, wo ein Gebäude hoch oben auf den Klippen eine gute Kulisse in Dölzschen bot. Nun quert eine neue Straße den Einschnitt in einer Röhre zum Schutz vor dem Wind. Weiter ging es durch Freital zum Endbahnhof Coßmannsdorf. Wir hatten das Glück, unseren Wagen 309 neben der Schmalspurbahn zu fotografieren. Später kam ein zweiter Zug durch, der zum Kurort Kipsdorf fuhr. Wir fuhren dann mit dem Sonderzug zum Betriebshof Coßmannsdorf, wo weitere Fotos gemacht wurden. Das Depot war der Endpunkt einer Meterspurgüterbahn nach Deuben. Kurze Fahrten wurden mit der E-Lok 3092 auf einem Teil der Strecke unternommen, wobei Les die Warnglocke läutete und rief: “Holt eure Toten raus”. Diese E-Lok befindet sich im Henschel-Museum in Kassel, das ich noch nie besucht habe. Die andere Lok 3091 befindet sich in der Dresdner Museumssammlung. Soweit ich weiß, waren dies die ersten von Henschel gebauten E-Loks. Wir kehrten dann mit Wagen 309 nach Dresden zurück, und so endete ein sehr interessanter Tag. Die Strecke nach Freital wurde 1974 stillgelegt und bis zur Kreuzung Tharandlerstraße/Freiberger Straße verkürzt, nachdem die Strecke nach Coschütz 1999/2000 über den Hauptbahnhof umgeleitet worden war.

↑ Tw 309 neben Dampflok (2-10-2T) 99.1750 mit Zug im Bahnhof Coßmannsdorf. Hier befand sich auch die Endstation der SL3.

Am Sonntag, dem 11. Juli, fuhr ich mit der Straßenbahnlinie 12 nach Cossebaude. Diese Strecke hatte eine stumpfe Endstation und erforderte ZR-Fahrzeuge. Dies führte schließlich zur Stilllegung der Strecke, da die Tatra T4D-Wagen ER-Tw waren und anscheinend niemand entlang der Strecke ein Grundstück für einen Wendekreis aufgeben wollte, so dass die Strecke bis zur Kreuzung mit dem restlichen Netz bei Leutewitz gesperrt wurde. Die Fotos wurden an der Endstation gemacht, bevor ich die Straßenbahn zur Kreuzung bei Leutewitz nahm, wo ich in eine Straßenbahn der Linie 8 umstieg zur Tharandter Straße/Freiberger Straße. Dort wurden Fotos gemacht, darunter auch von 1723, der am Freitag unser Sonderwagen war, heute aber mit einem Anhänger verkehrte. Dann nahm ich eine Straßenbahn der Linie 3 nach Coschütz durch die Engstelle bei Altplauen, die später aufgegeben wurde, als die Umleitung über den Hauptbahnhof gebaut wurde. Weitere Fotos wurden an der Endstation gemacht. Ich kehrte ins Zentrum zurück und verließ die Straßenbahn am Altmarkt, wo weitere Fotos gemacht wurden. Bei schummrigem Licht zeigte sich, dass die Bilder des Tatra T4D aufgrund der Filmgeschwindigkeit und der schnellen Beschleunigung leicht unscharf wurden. Am Nachmittag fuhren wir mit der Linie 5 nach Weinböhla, ich glaube, wieder mit Wagen 309. In Weinböhla wurden Bilder gemacht. Auf der Rückfahrt wurden Bilder in einer Ausweiche gemacht. An der Kreuzung mit der Linie 7 fuhren wir nach Norden zur Industriebahn Dresden Nord, wo eine normalspurige feuerlose Lok und eine Diesellok fotografiert wurden. Danach kehrten wir ins Hotel zurück, um unsere letzte Nacht in Dresden zu verbringen.

↑ Tw 745 mit 2 Bw Endstelle Cossbaude.

Am nächsten Tag, Montag, dem 12. Juli, fuhren wir mit dem Zug nach Karl-Marx-Stadt (seit dem Fall der Mauer heißt die Stadt wieder Chemnitz). Diese Stadt hatte ein Schmalspurnetz von 925 mm und war gerade dabei, auf Normalspur mit breiten Wagen umzustellen, damit der Standard-Tatra T3 dort fahren konnte. Mein erster Besuch mit dem Reiseführer galt dem örtlichen Krankenhaus, wo meine Hand verarztet werden sollte. Eine interessante Sache war, dass ein Hubschrauber Material auf ein Hochhaus hob. Hier waren keine Sonderfahrten geplant, so dass man auf eigene Faust unterwegs war. Da die Strecke zum Hauptbahnhof normalspurig war, begann die Schmalspurstrecke an einer Stichhaltestelle außerhalb des Omibusbahnhofs. An der Endstation befand sich der ATw 05. Dort begann die Linie 9 und ich bestieg den Wagen 269 für die Fahrt nach Hilbersdorf Schule, wo ein Foto gemacht wurde. Danach fuhr ich mit der Linie 8 weiter bis zur Endstation Ebersdorf, wo weitere Fotos gemacht wurden. Dann fuhr ich mit der Straßenbahn zur Palmstraße, der Kreuzung zwischen den Linien 7, 8 und 9, wo ein Foto von 218 mit Anhängern gemacht wurde. Dann fuhr ich mit der Linie 7 bis zur Endstation Zeisigwaldstraße und fuhr zurück in die Stadt. Die Linie 7 wurde Anfang 1972 eingestellt. Es folgten die Strecken nach Rotluff und Borna mit einem Bild von Wagen 186 in Borna. Die letzte Schmalspurstrecke, die ich fuhr, war eine Rückfahrt auf der Linie 1 nach Siegmar mit Fotos von Wagen 160 und Bw 629 an der Zentralhaltestelle und in Siegmar. In der Zentralhaltestelle wurden Fotos von Normalspurwagen gemacht. Die letzte Fahrt war eine Rückfahrt auf der Normalspurstrecke nach Alt-Chemnitz und endete wieder am Hauptbahnhof. Leider wurden nur die Linie 5 nach Alt-Chemnitz, die Linie 2 nach Bernsdorf und die Linie 1 Gablenz-Schönau auf Schmalspur umgestellt, der restliche Teil der Strecke wird mit Bussen bedient. Alle anderen Schmalspurlinien werden auch heute noch mit Bussen betrieben. Spätere Erweiterungen betrafen Stadtteile, die zuvor nicht von der Straßenbahn bedient wurden. Als die Gruppe wieder beisammen war, fuhren wir mit dem Zug weiter nach Leipzig, wo wir zwei Nächte im Hotel International verbrachten.

↑ Tw 218 + Bw in der Palmstraße.

Am Dienstag, dem 13. Juli, stand eine Stadtrundfahrt durch Leipzig auf dem Programm, bei der wir Betriebshöfe und die Hauptwerkstatt besichtigten. Nach der Lektüre von Les’ Notizen (aus dem Jahr 1997) machten wir dann zunächst eine Rundfahrt. Wir wurden mit dem Tatra T4D 1660 am Bahnhof abgeholt und auf eine Stadtrundfahrt durch Leipzig mit mehreren Fotostops (u. a. Messe und Südfriedhof) mitgenommen. Bei einem der Stops wurden Fotos von unseren Gruppenleitern, Gastgebern und unserem Reiseleiter gemacht. Dann ging es weiter über das DSF-Depot, jetzt Angerbrücke, zum Depot in Leutzsch, wo damals die Museumsflotte stationiert war. In der Sanitätsstelle des Depots wurde meine Hand wieder eingerenkt. Nach der Party und einem Rundgang durch das Depot wurde uns eine automatische Kupplung vorgeführt, wie sie damals in Leipzig verwendet wurde. Leipzig hatte schon immer Züge mit Tw+Bw+Bw betrieben, aber mit dem Erscheinen der Tatra T4D-Wagen fuhren zwei Tw gekuppelt, was sofort zu Problemen mit den Weichen führte. Dies wurde durch den Einbau großer Kontakte in die Kupplung behoben, um die Hauptspannung zum zweiten Wagen zu leiten, der nun mit dem Stromabnehmer nach unten betrieben werden konnte. Zu dieser Zeit war Leipzig der einzige Ort mit dieser Lösung, obwohl ich glaube, dass andere Städte das gleiche Problem hatten. Anschließend fuhren wir mit unserem Sonderzug nach Heiterblick, der HWSt der Verkehrsbetriebe. Wir machten einen Rundgang durch das Werk und machten eine Reihe von Fotos. Anschließend kehrten wir nach Leipzig zurück, um im nachmittäglichen Berufsverkehr Straßenfotos zu machen, und wir sahen, wie mehrere der Arbeitsfahrzeuge des Werks die Mitarbeiter nach Hause brachten. Den Abend verbrachten wir mit einer Fahrt in den Süden auf den Strecken nach Markkleeberg West und Ost.

↑ Offene Elektrokupplung am Tatra T4D mit den Hochspannungskontakten 31, 32 und 35 im Betriebshof Leutzsch.

↑ LVB-Mitarbeiter, unsere Gruppenleiter und die Reiseleiterin Karin mit Tw 1660 in der Schleife Messe.

Am Mittwoch, dem 14. Juli, fuhren wir mit dem Zug nach Halle, das über ein großes Meterspurnetz und eine lange Überlandstrecke nach Bad Dürrenberg verfügt. Wir machten uns auf den Weg zum Betriebshof Freiimfelder Straße, der auch Sitz und HWSt der Verkehrsbetriebe ist. Unser Sonderzug Gotha T2 757 mit Bw 384 + 385 erwartete uns im Depot. Wir fuhren über die Berliner Brücke, die den riesigen Rangierbahnhof der Deutschen Reichsbahn überquert, über das Dreieck am Zoo zum Depot in der Seebener Straße, wo wir Fotos machten. Dieses Depot ist heute das Straßenbahnmuseum. Dann ging es weiter zur Endstation der Linien 7 und 8 in Kröllwitz, wo weitere Fotos gemacht wurden. Dann ging es nach Süden über den Marktplatz und dRannischer Platz zum Betriebshof Ammendorf. Der Betriebshof bot einen traurigen Anblick mit einer Reihe von Lindner Überland-4x-Tw (611, 616 und 617) sowie Bw 196 und 194, die auf ihre Verschrottung warteten. Diese Wagen waren in Ammendorf gebaut worden und wurden daher an ihrem Geburtsort verschrottet. Es gab Pläne, einen der vierachsigen Schöneiche-Wagen (65) mit dem Lindner-Bw 193 zu betreiben, aber die Pläne wurden letztendlich fallen gelassen, und der Wagen kehrte nach Schöneiche zurück und wurde, so glaube ich, als Ersatzteilspender verschrottet. Interessanterweise war 65 der Wagen, den wir für unsere Sonderfahrt damals hatten.

Wir fuhren dann weiter nach Süden mit mehreren Fotostops bis zum Leunaweg, der Kreuzung mit der Linie 35 nach Merseburg Süd. An der Kreuzung wartete auf uns ein 2-achsiger Motor 601 mit 4-achsigem Anhänger 180. In Krähenberg legten wir einen Fotostop ein, während wir darauf warteten, dass ein LOWA-Motorwagen mit Anhänger von der Ringlinie 34 kam. Wir fuhren dann über die Ringbahn nach Bad Dürrenberg. Die Ringlinie wurde 1974 geschlossen, so dass die direkte Linie die einzige Verbindung war. Nach ein paar Fotos in Bad Dürrenberg ging die Gruppe zum Mittagessen in den Kurpark. Danach wurden weitere Fotos gemacht, darunter ein alter 2-achsiger Wagen 657, der zwei 4-achsige Anhänger 193+197 zieht. Der Anhänger 193 ist Teil der Museumssammlung in Halle. Die Gruppe verließ Bad Dürrenberg mit Tw 757 und seinen beiden Anhängern und fuhr auf direktem Weg zum Thälmannplatz, der in Halle die Haltestelle für den Hauptbahnhof war. In den letzten Jahren wurde die Strecke zum Thälmannplatz näher an den Bahnhof verlegt und die Haltestelle für die Strecke nach Buschdorf unter den Hauptbahnhof verlegt. Der größte Teil der Gruppe machte dann Fotos vom Straßenbahnverkehr zur Hauptverkehrszeit. Die Gruppe kehrte schließlich mit dem Zug nach Leipzig zurück, wobei 4 Gruppenmitglieder, darunter Les und ich, den Zug in Schkeuditz verließen, den Berg hinuntergingen und mit der Straßenbahnlinie 29 von Schkeuditz bis zur anderen Endstation in Anger-Crottendorf im G4-Wagen 1102. So endete unser Aufenthalt in Leipzig.

↑ Ausgemusterte Lindner-Überland-Tw 611, 616, 617 und Bw 196, 194 im Betriebshof Ammendorf.

↑ 710 + 2 Bw an Krähenberg (Kreuzung der SL 5 und 34).

Am Donnerstag, dem 15. Juli, verließ die Gruppe Leipzig und reiste mit dem Zug nach Erfurt, wo wir über Nacht blieben. Ich ging mit dem Reiseführer in ein Krankenhaus, um meine Hand neu versorgen zu lassen, und mir wurde gesagt, dass nur noch ein leichter Verband nötig sei und die Schlinge nicht mehr benötigt werde. Das Formular wurde mir abgenommen, ich fragte, ob ich es behalten dürfe, und man sagte mir „nein“. Ich vermute, es landete in meiner Stasi-Akte in Ost-Berlin. Ich hatte nun die Freiheit, beide Hände zu benutzen, und das gab mir meine Unabhängigkeit zurück. Es war ein freier Tag, so dass man sich in Erfurt frei bewegen konnte. Ich fotografierte und fuhr zum Bahnhof Nord an der Endhaltestelle der Linie 1, zur IGA, der Endhaltestelle der Linie 2, zur Steigerstraße, der Endhaltestelle der Linie 5 und zur Thüringer Halle, der Endhaltestelle der Linie 4. Ich machte ein Foto vom Tw 80 mit Bw 255, der vor dem Hauptbahnhof wendete und fuhr weiter zur Breitscheidstraße, der nördlichen Endhaltestelle der Linie 4. Diese Strecke wurde Anfang 1973 von der Breitscheidstraße bis zum Hauptbahnhof stillgelegt. Ich erinnere mich, dass ich die Linie 4, die damals über den Vorplatz am Hbf führte, in ihrer ganzen Länge gefahren bin. Da ich meinen Netzplan nie markiert habe, nehme ich an, dass ich alle Strecken gefahren bin.

Am Freitag, dem 16. Juli, verließ die Gruppe Erfurt und reiste mit dem Zug nach Gotha. Am Hbf. benutzten wir den Wagen 209, um zum Betriebshof zu fahren. Wir machten alle viele Fotos und fuhren schließlich mit unserem Sonderzug 216 (mit Gepäckwagen 101) nach Tabarz. Wir hatten ein paar Fotostops an Ausweichen, um entgegenkommenden Wagen abzuwarten. Ich fotografierte Tw 211 in Sundhausen. Wir fuhren weiter zum Gleisdreieck, wo weitere Fotos gemacht wurden, hauptsächlich von den Pendelzügen nach Waltershausen. Von hier aus ging es bis zur Endstation Tabarz, wo weitere Fotos gemacht wurden. Dann kehrten wir mit unserem Sonderzug zum Hauptbahnhof in Gotha zurück.

Hier verabschiedeten wir uns von unserem Reiseleiter, der uns sicher in unseren Zug nach Bebra brachte. Sobald wir unterwegs waren, erschien Jack Wyse und sagte uns, dass wir es uns nicht zu bequem machen sollten, da wir in Eisenach aussteigen würden, um die Anlage kurz zu besichtigen und einen späteren Zug zu nehmen. Einige Mitglieder waren daran nicht interessiert und sagten, sie würden sich um das Gepäck am Bahnhof kümmern. Wir kamen in Eisenach an und machten uns alle auf den Weg, um das Netz zu erkunden. Ich schaffte es, alle Strecken zu fahren, bis auf den Abschnitt hinter der Langensalzaer Straße bis zur Oststadt. Das ist der Punkt, an dem der Anhänger ausgetauscht wird, da die Oststadt eine eingleisige Stumpfendstation hat. Ich ging zuerst zum Nicolaitor und machte mehrere Aufnahmen von Autos, die durch den Bogen kamen. Dann ging ich weiter und machte Fotos am Platz DSF und am Marktplatz, bevor ich eine Straßenbahn zum Westbahnhof bestieg, wo ich ein Foto von Tw 19 machte. Ich kehrte zur Kreuzung zurück und fuhr mit der Straßenbahn zur gekürzten Endstation Mühlhäuser Straße. Hier fotografierte ich Wagen 40 mit Anhänger 32, bevor ich eine Straßenbahn zur Langensalzaer Straße hinter dem Hbf. nahm, wo die Anhänger ausgetauscht wurden. Ich kehrte dann zum Hauptbahnhof zurück, um mich der Gruppe anzuschließen.

Wir bestiegen den Zug nach Bebra, hatten aber die übliche Verspätung, da der Zug in Gerstungen gründlich durchsucht wurde. Der Zug fuhr weiter nach Bebra, wo wir die westdeutschen Pass- und Zollkontrollen passierten. Anschließend fuhren wir mit dem Zug weiter nach Kassel, wo wir im Hotel Royal übernachteten.

Am nächsten Morgen, Samstag, den 17. Juli, machten wir uns auf den Weg zur Straßenbahnhaltestelle am Hbf, die sich in einer Unterführung befand. Diese wurde mittlerweile aufgegeben und die Straßenbahnen fahren unterirdisch durch den Hauptbahnhof und kommen wieder an die Oberfläche, wo damals die Rampe war. Wir fuhren mit den Linienwagen der SL 6 und 1 zum Betriebshof Wilhelmshöhe, um unsere Tour zu beginnen. Dort bekamen wir zunächst einen Rundgang durch den Betriebshof einschließlich der Leitwarte. Auf dem Betriebshof standen zahlreiche Wagen, darunter auch Arbeitswagen, die reichlich Gelegenheit zum Fotografieren boten. Wir hatten den Wagen 314 (oder 316) für die Tour und fuhren zuerst zum Betriebshof an der Holländischen Straße. Dieser Betriebshof ist ungewöhnlich, da er auf zwei Ebenen liegt. Die obere Ebene ist direkt von der Straßenbahntrasse aus zu erreichen, während die untere Ebene über ein abschüssiges Gleis an der Seite des Betriebshofs zugänglich ist. Das Depot ist nicht mehr vorhanden, und auf dem hinteren Hofgelände wurde ein Lidl-Supermarkt errichtet. Auf der oberen Ebene befanden sich zwei Werbe-Straßenbahnen und auf der unteren Ebene überflüssiges Rollmaterial sowie Fahrzeuge für den Berufsverkehr. Es wurde eine Reihe von Fotos gemacht. Unser Sonderzug wurde auf dem unteren Betriebshof abgestellt. Wir fuhren über das Schräggleis auf das Hauptgleis und stadteinwärts durch die Fußgängerzone und dann auf der Linie 4 nach Baunatal. Die Endstation war bei den VW-Werken und der Teil ab Mattenberg wurde zur Berufsverkehrsstrecke, nachdem die neue Strecke zum Bahnhof Großenritte entlang einer Bahntrasse Ende der 1990er Jahre eröffnet wurde. Fotos wurden an der Endhaltestelle Baunatal gemacht. Wir fuhren dann ins Zentrum zurück. Ich verließ den Sonderzug am Rathaus und verbrachte einige Zeit damit, Straßenbahnen zu fotografieren, die aus der Fußgängerzone kamen. Ich machte mich später auf den Weg zurück zum Hbf. und schloss mich wieder der Gruppe an. Wir fuhren ab Kassel mit dem Zug E1742 um 15:04 Uhr, und ich verließ den Zug in Hagen (und hatte das Glück, dass mein Mitbewohner seinen Vater in denselben Zug setzte, so dass ich letztendlich bis nach Hause mitgenommen wurde).

  • ERGÄNZUNG: RCTS-REISE NACH OSTDEUTSCHLAND 1967

Diese Reise stand ganz im Zeichen der Eisenbahn mit Besuch der Bahnbetriebswerke (Bw) in der DDR. Es war aber auch Zeit, Straßenbahnen zu fotografieren, und wir besuchten dabei mehrere Orte, die auf der Reise 1971 fehlten. Fotos von Straßenbahnen wurden in Rostock, im S-Bahnhof Berlin Grünau, in Görlitz, Dresden, Leipzig, Zwickau und Eisenach gemacht. In Rostock wurden Gotha G4-Wagen und Gotha 2-Achs-Wagen mit Anhängern fotografiert und in Görlitz wurde ein lokal gebauter Tw 32 mit Bw fotografiert. Görlitz war die Stadt, in der alle Schmalspurloks der DR repariert wurden, und zum Zeitpunkt unseres Besuchs befanden sich etwa 60 Lokomotiven der Spurweiten 1000mm, 750mm und 600mm im Werk. In Dresden fotografierte ich „Kleine Hecht“-Wagen mit Anhängern, die sich noch im Liniendienst befanden, sowie einen Gotha T4 mit 4 Achsen mit Bw vor der Überführung nach Berlin. Einige dieser Bilder wurden durch die Scheiben des Wagens aufgenommen und sind nicht so gut, wie sie sein sollten. Einer der Originalwagen 1734 wurde nach Beendigung des Liniendienstes von Berlin nach Dresden zurückgebracht. In Zwickau habe ich ein Paar zweiachsige Wagen 105 und 108 mit Anhängern auf der Strecke 3 nach Wilkau-Haßlau fotografiert. Diese Strecke habe ich aber nie befahren, da sie noch vor meinem nächsten Besuch 1991 stillgelegt wurde.

Ein interessantes Gebäude, das wir 1967 sahen, waren die Überreste der Frauenkirche, die nach dem Angriff von 1944 mit nur noch zwei Stützen schrecklich aussah. Dieses Gebäude wurde später vollständig restauriert, und wenn Sie in Dresden sind, kann ich Ihnen nur empfehlen, es zu besichtigen. Sie können es sogar als Hintergrund fotografieren, während im Vordergrund Straßenbahnen vorbeifahren.