Blick zurück : Schlesische Landeseisenbahnen S.L.E.B.

Überlandbahnen in Raum Ostrau
Die Schlesische Landeseisenbahnen

Die Geschichte der Schlesischen Landeseisenbahnen ist genauso kompliziert wie die Geschichte der Region Schlesien und Mähren. Angefangen hat es mit dem Bau der dampfbetriebenen Strecke Polnisch Ostrau – Hruschau (eröffnet 1904) in 760mm Schmalspur der Mährisch-Schlesischen Localbahn. 1910 wird die Bahn verstaatlicht (Schlesische Landeseisenbahnen = S.L.E.B.).

image
↑ Tw 424 Bf (Neu-)Oderberg, 12.9.1972

Die Stadt Mährisch Ostrau betrieb ab 1909 eine Überlandbahn nach Karwin mit gleicher Spurweite (Localbahn Ostrau – Karwin = M.D.O.K). Seit 1911 sind beide Strecken voll elektrifiziert. Ein Jahr später fuhr die S.L.E.B. von Polnisch Ostrau nach Michalkowitz. Danach gingen folgende Strecken in Betrieb Karwin – Freistadt (1913), Karwin – Kopaniny und Kopaniny – Orlau sowie Kopaniny – Deutsch Leuthen – Oderberg (1913), Hruschau – Wirbitz – Oderberg (1914).

image
↑ M.D.O.K unterwegs

image
↑ Tw 402 Depot Oderberg, 12.9.1972

image
↑ Tw 432 Depot Oderberg, 12.9.1972

Ab 1914 geht der Betrieb und die Verwaltung der Bahn Polnisch Ostrau – Hruschau auf die S.L.E.B. über (1911 hatte die M.D.O.K. die Betriebsführung übernommen). Seit 1928 firmiert die S.L.E.B. als Mährisch-Schlesische Landesbahnen. Während der Kriegsjahre 1919/20 und 1938-46 gab es aufgrund der neuen Ländergrenzen teilweise Streckenstillegungen – erst ab 1947 waren wieder alle Strecken in Betrieb (Freistadt ab 1952). 1947 wurde die Städtische Elektrische Bahn Oderberg (St.E.B.O.) übernommen. Diese Bahn war älter als die S.L.E.B. selbst (eröffnet 1902 als Pferdebahn, Dampfbetrieb ab 1903, elektrischer Betrieb ab 1915) und verband Alt-Oderberg mit dem Bahnhof Oderberg vor der Toren der Stadt (Neu-Oderberg)

image

image
↑ Bf Karwin

Von 1925 bis 1943 betrieben die S.L.E.B. übrigens auch die normalspurige Dampfeisenbahn Schönbrunn – Vresina (ab 1927 verlängert bis Kyjovice-Budisovice). Die Gesellschaft Mährisch-Ostrauer Localbahnen (M.O.M.D.) kaufte 1943 die Bahn und übernahm noch im gleichen Jahr die restlichen Strecken der S.L.E.B. 1947 wurde die Linie elektrifiziert und in das städtische Straßenbahnnetz der DPO integriert.

image
↑ Tw 424 Frydecka st (nahe Bf), Oderberg, 12.9.1972

image
↑ Tw 405 Bf Oderberg, 1973

image

image
↑ Bw 487 Depot Oderberg, 12.9.1972

image
↑ Tw 438 kurz vor Schleife Hruschau, 1973

Die M.O.M.D gehen 1949 in den Verkehrsbetrieben der Stadt Ostrava (DPO) auf. 1950 geht der neue gemeinsame Schmalspurbahnhof mit der Localbahn am Theater in Ostrau in Betrieb und löst damit die Endstelle an der Reichsbrücke ab. Im Jahre 1953 wurde die Strecke nach Michalkowitz auf Obus umgestellt – aber noch 1954 fuhr vereinzelt die Straßenbahn. Zwischen 1960 und 1961 wird die Strecke Ostrau – Hruschau stillgelegt und 1966-68 die Strecken zwischen Deutsch Leuthen, Orlau, und Kopaniny. Anfang 1971 folgt die Strecke Deutsch Leuthen – Oderberg und Ende 1973 dann auch die letzte Strecke zwischen Hruschau und Oderberg.

image
↑ Obus 3235 Hruschau, 24.5.1993

image
↑ S.L.E.B. Tw 5 mit Bw der Serie 101-114

ab 1971 verkehrten nur noch 2 Linien:
image

Bf Neu-Oderberg – Wirbitz – Hruschau
image
Bf Neu-Oderberg – Krankenhaus Oderberg – Alt-Oderberg (im letzten Betriebsjahr nur Neu-Oderberg – Krankenhaus)

image
↑ Tw 435 Wirbitz, 12.9.1972

image
↑ Tw 438 vor der Brücke in Oderberg-Pudlau (am Zaun der Benzina [der früheren “Rafinerie minerálních ole”]), 1973

image
↑ M.D.O.K. bei Peterswald

Der ehemaligen M.D.O.K. ging es nach der Eingliederung in die Verkehrsbetriebe DPO 1949 als Linie 11 nicht besser: Zwischen Ostrau und Hranecnik wurde die Strecke 1959 durch die normalspurige Straßenbahnlinie 9 ersetzt. 1961 ist Karwin und Freistadt (trotz kurzer Streckenverlängerung im Jahre 1953) ohne Straßenbahn und 1967 ist es dann auch auf dem letzten Rest der Strecke zwischen Hranecnik und Peterswald alles vorbei.

image

image
↑ Tw 421 Schleife Hruschau, 12.9.1972

image

image
↑ Tw 424 Wirbitz, 12.9.1972 (Sonderfahrt? SL19 fuhr hier gar nicht)

image
↑ Tw 429 Depot Oderberg, 12.9.1972


↑ E-Lok 441 Depot Oderberg, 12.9.197

image
↑ S.L.E.B.-Bw 112 im Technischen Museum Lisen, Brünn, 21.6.1997

image
↑ St.E.B.O. Tw 5 mit Bw vor dem Bf Neu-Oderberg

image
↑ M.D.O.K. Bf Evzenova jama

Depots gab es in: Zárubek (M.Ostrau), Michalkowitz, Karwin, Freistadt, (Neu-Oderberg und Hruschau (das Depot der St.E.B.O. am Krankenhaus in Alt-Oderberg wurde bei der Übernahme 1947 aufgegeben)

image
↑ Wagenhalle in Freistadt

heutige Ortsbezeichnungen:
Deutsch Leuthen = Nemecka Lutyne / Freistadt = Frystát / Hruschau = Hrusov
Karwin = Karviná / Michalkowitz = Michálkovice / Oderberg = Bohumín / Orlau = Orlová / Peterswald = Petrvald / Polnisch Ostrau / Mährisch Ostrau = Ostrava / Schönbrunn = Svinov / Wirbitz = Vrbice

Dank an Richard Bilek für zusätzliche Informationen und Milan Cernohorsky für die Postkartenmotive.