Jahrestagung 1955


11.7.1955
Brief an Verkehrsamt der Stadt Köln, 22c) Köln, am Dom
Jahrestagung der deutschen Verkehrs-Amateure

Mit getrennter Post liess ich Ihnen die mit meiner Unterschrift versehenen Quartiersmeldung für 29 Teilnehmer der unter meiner Leitung stehenden vorgenannten Tagung zugehen. Es handelt sich dabei um Unterkunft in den drei Häusern Brandenburger Hof, Gasthof Union und Dom-Pension. Heute muss ich einen weiteren Teilnehmer für die Nächte vom 3./4. und 4./5.8. melden, so dass Sie bitte noch ein Bett für diesen 30. Teilnehmer reservieren lassen wollen. Es wäre mir angenehm, wenn auch dieser Herr mit in einem der drei genannten Häuser untergebracht werden könnte, worüber ich Ihrer Bestätigung entgegensehe.

Mit vorzüglicher Hochachtung !

14.7.1955
Brief des VERKEHRSAMT DER STADTKÖLN an Herrn Günter Stetza, Essen(Ruhr), Henricistr. 71
Jahrestagung 1955 der deutschen Verkehrsamateure

Sehr geehrter Herr Stetza !

Für Ihr Schreiben vom 7. d. M. nebst Artikel und “Sammler-Brief” danken wir Ihnen. Der Artikel wird im “Kölner Leben” vom 29. Juli veröffentlicht, das auch den Teilnehmern Ihrer Tagung zur Verfügung gestellt wird. Einige zusätzliche Belegexemplare werden wir Ihnen nach Erscheinen zusenden.

Wir wünschen Ihrer Tagung einen interessanten und erfolgreichen Verlauf und verbleiben

mit den besten Empfehlungen VERKEHRSAMT DER STADT KÖLN
Im. Auftrage:
(Isensee)

Köln, am Dom. Auskünfte: Ruf 21 2005 und 7 2275, Rückfragen zu diesem Schreiben: Ruf 2621/825

20.7.1955
Brief an Verkehrsamt der Stadt Köln, 22c) Köln, am Dom
Jahrestagung der deutschen Verkehrs-Amateure

Im Anschluss an meine Karte vom 15. ds. Mts. bitte ich um Notierung eines weiteren Teilnehmers an der Tagung, für den eine Unterkunft vom 3./4. und 4./5. August bereitzustellen wäre. Es handelt sich um Herrn Wolfgang Schreiner. Leipzig N.24, Gorkistr.103. Der Bestätigung sehe ich gern entgegen.

Hochachtungsvoll !

27.7.1955
Rundschreiben
An die Teilnehmer der Jahrestagung 1955 der deutschen Verkehrs-Amateure in Köln-Bonn

Die Teilnehmer finden sich am Abend des 3. August 1955 (Mittwoch) zu einem zwanglosen Treffen im Restaurant des Hotel “Union”, Köln, Machabäerstr. 70, ein. Hier werden den Teilnehmern Tagungsunterlagen und Programm ausgehändigt.

Am Donnerstag, d.4.8.1955 treffen sich die Teilnehmer um 8,00 Uhr im Unterrichtsraum der Kölner Verkehrs-Betriebe im Betriebshof Sülz, Hermskeiler Str. 15 (Endstation der Strab-L. 15 u.19), von wo aus um 8,30 Uhr eine Strab-Rundfahrt angetreten wird.

Sie haben Quartier:
in Köln . . . . . . . . . .
in Bonn . . . . . . . . . .

Stetza.

27.7.1955
Brief an Kölner Stadt-Anzeiger Lokalredaktion, 22c) Köln, Breite Strasse 7C.

(gleichlautend an Westdeutsche Neue Presse, Lokalredaktion, 22c) Köln, General-Anzeiger für Bonn und Umgebung, Lokalredaktion, 22c Bonn, Wesselstrasse 5 und Bonner Rundschau, Lokalredaktion, 22c Bonn, Poststrasse 25)
Jahrestagung der Verkehrs-Amateure im Raun Köln-Bonn

Ich erlaube mir, Ihren in der Anlage eine Teilnehmerkarte zur Jahrestagung der deutschen Verkehrs-Amateure zu überreichen, die in diesem Jahr in der Zeit vom 3.-6.8. unter meiner Leitung in Köln und Bonn stattfindet. Wie Sie aus dem beigefügten Programm ersehen wollen, wird die Tagung von Rundfahrten und Besichtigungen im dortigen Raum ausgefüllt, an denen u.a. die Verkehrsbetriebe in Köln und Bonn, die Köln-Bonner Eisenbahnen, die Waggonfabrik Westwaggon beteiligt sind.

Ich würde es lebhaft begrüssen, wenn Sie einen Vertreter zu dem bereits am Mittwoch abend im Restaurant des Hotel “Union”stattfindenden, zwanglosen Beisammensein entsenden könnten, damit diesem Informationen über Durchführung und Zweck der Veranstaltung gegeben werden können.

Mit vorzüglicher Hochachtung !

Anlagen.

28.7.1955
Brief An das Verkehrsamt der Stadt Köln, 22c) Köln. am Dom.
Jahrestagung 1955 der deutschen Verkehrs-Amateure

Ich danke Ihnen bestens für Ihr freundliches Schreiben vom 14.ds.M mit der Mitteilung, dass Sie den Text über die vorgenannte Veranstaltung in der Ausgabe vom 29.7. Ihrer Zeitung “Kölner Leben” veröffentlichen wollen. Ich freue mich darüber hinaus, dass Sie bereit sind, diese Nummer auch den Teilnehmern der Veranstaltung auszuhändigen. In der Anlage übermittele ich Ihnen einen Verteilerplan für diejenigen Teilnehmer, die in Kölner Hotels Unterkunft nehmen und für die Sie mir freundlicherweise Quartierscheine zugesandt haben.

Mit vorzüglicher Hochachtung !

Anlage.

Ende Juli 1955
Pressemitteilung
Deutsche Verkehrs-Amateure tagen in Köln

Die Deutschen Verkehrs-Amateure halten ihre 6. Jahrestagung nach dem Kriege in der Zeit vom 3. bis 6. August 1955 in Köln und Bonn ab. Bei ihnen handelt es sich um verkehrsinteressierte Menschen, die aus allen möglichen Berufszweigen kommen und sich in Ihren Freizeit-Stunden mit Problemen des Verkehrswesens befassen. Sie finden ihren Zusammenhalt durch die seit 10 Jahren erscheinende Zeitschrift “Der Sammler-Brief” für Freunde des Verkehrswesens’’, dessen Herausgeber, Günter Stetza, Essen, gleichzeitig der Inspirator und Leiter der jährlich irgendwo stattfindenen Tagungen ist.

Nachdem die früheren Tagungsorte Duisburg, Mannheim, Hamburg, München und Hannover waren, findet die Veranstaltung, an der sich die Verkehrs-Amateure aus dem ganzen Bundesgebiet und Berlin – ausländische Gäste sind manchmal auch dabei – auf vielseitigen Wunsch diesmal am Rhein statt, das Tagungsprogramm ist ausserordentlich reichhaltig und umfasst Besichtigungen bei den Kölner Verkehrs-Betrieben mit Sonderwagen-Rundfahrten, einen Besuch bei “West-Waggon”, ausgedehnte Studien und Besichtigungen bei der Köln-Bonner Eisenbahnen sowie umfangreiche Exkursionen in den Bonner Raum mit seinen vielfältigen Verkehrseinrichtungen.

Die Jahrestagungen der deutschen Verkehrs-Amateure haben den Sinn, Menschen zu einem persönlichen Kontakt und gedeihlichen Gedankenaustausch zusammenzuführen, die mit Liebe und Verständnis alle Fragen des Verkehrs diskutieren und jahraus, jahrein bemüht sind, ihrerseits einen Beitrag dafür zu liefern, dass ein guter Kontakt zwischen Verkehrsbetrieb und Öffentlichkeit hergestellt wird.

Deshalb sind sie bei den Verkehrsunternehmungen stets gern gesehene Gäste.

29.7.1955
Kölner Leben. Heft 31 v. 29.7.-7.8.55
Deutsche Verkehrs-Amateure tagen in Köln – Studien- und Besichtigungsfahrten in Kölner Werken

Die Deutschen Verkehrs-Amateure halten ihre sechste Jahrestagung nach dem Kriege in der Zeit vom 3. bis 6. August in Köln und Bonn ab. Bei ihnen handelt es sich um verkehrsinteressierte Menschen, die aus allen möglichen Berufszweigen kommen und sich in ihren Freizeit-Stunden mit Problemen des Verkehrswesens befassen. Sie finden ihren Zusammenhalt durch die seit 10 Jahren erscheinende Zeitschrift „Der Sammler-Brief” für Freunde des Verkehrswesens, dessen Herausgeber, Günther Stetza, Essen, gleichzeitig der Inspirator und Leiter der jährlich an wechselnden Orten stattfindenden Tagungen ist.

Das Tagungsprogramm ist außerordentlich reichhaltig und umfaßt Besichtigungen bei den Kölner Verkehrs-Betrieben mit Sonderwagen-Rundfahrten, einen Besuch bei „West-Waggon”, ausgedehnte Studien und Besichtigungen bei den Köln-Bonner Eisenbahnen sowie umfangreiche Exkursionen in den Bonner Raum mit seinen vielfältigen Verkehrseinrichtungen.

Die Jahrestagungen der Deutschen Verkehrs-Amateure haben den Sinn, Menschen zu einem persönlichen Kontakt und gedeihlichen Gedankenaustausch zusammenzuführen, die mit Liebe und Verständnis alle Fragen  des Verkehrs diskutieren und jahraus, jahrein bemüht sind, ihrerseits einen Beitrag dafür zu liefern, daß ein guter Kontakt zwischen Verkehrsbetrieb und Öffentlichkeit hergestellt wird. Und deshalb sind sie bei den Verkehrsunternehmungen stets gern gesehene Gäste.

Anfang August 1955
Pressemitteilung
Jahrestagung 1955 der deutschen Verkehrs-Amateure in Köln/Bonn – Verkehr als hobby

Eine der originellsten Jahrestagungen, die in diesem Jahr am Rhein stattfinden, dürfte das Zusammentreffen von etwa 60 “Verkehrs-Amateuren” aus dem Bundesgebiet, der Sowjetzone und dem Ausland sein. Sie haben die Reise unternommen, um Neues und Altes im Verkehrswesen zu sehen und zu studieren, Gedankenaustausch zu pflegen und sich nach langem Briefwechsel endlich persönlich kennen zu lernen.

Es gibt in der Bundesrepublik rd. 500 solcher Verkehrs-Amateure, die aus allen Berufszweigen kommen und sich in ihrer Freizeit mit verkehrspolitischen Fragen, aber auch dem Sammeln von historischen oder aktuellen Unterlagen über Verkehrsanlagen und -fahrzeuge, Fahrscheinen, Bildern, Fahrplänen, Wagenparkverzeichnissen über Eisenbahnen und Strassenbahnen beschäftigen. Mancher unter ihnen hat es schon zu stattlichen Ergebnissen gebracht und Presse und Rundfunk Stoff zu originellen Reportagen geliefert. Auch bei den Verkehrsbetrieben, bei denen sie sich von Zeit zu Zeit ihre Informationen holen, sind sie ein gern gesehenes Völkchen. Ein Strassenbahndirektor sagte einmal, dass sich die Betriebe keine besseren Propagandisten für das Verkehrswesen denken könnten, denn sie leisten als Idealisten wertvolle Arbeit der Aufklärung und Popularität in weiten Kreisen der Bevölkerung.

So sind die Freunde des Verkehrswesens, betreut von dem Herausgeber ihrer verbindenden kleinen Zeitschrift “Der Sammler-Brief”, Günter Stetza aus Essen, diesmal an den Rhein gekommen, um auch hier mit Unterstützung der Verkehrsbetriebe im Raum Köln und Bonn sowie der Waggonfabrik Westwaggon ihre Kenntnisse zu erweitern und die vielfältigen Verkehrseinrichtungen zu besichtigen.

Anfang August 1955
PROGRAMM
für die Verkehrsamateurtagung 1955 in Bad Aachen am 2. und 3.8.55 Dienstag, 2.8.1953

ab 19.00 Zusammenkunft aller Teilnehmer im Hotel-Restaurant “Reichshof”, Aachen, Seilgraben 2

Mittwoch, 5.8.1955

7.55 Abfahrt mit Sonderobus ab, Kaiserplatz nach Alsdorf

8.25 Abfahrt mit Strab-Sonderwagen ab Alsdorf über Mariadorf Dreieck nach Eschweiler Rathaus

9.00 Abfahrt ab Eschweiler Rathaus nach Eschweiler Depot

9.20 Besichtigung der Werkstätten und des Depots in Eschweiler

9.50 Abfahrt ab .Eschweiler Depot über Atsch Dreieck-Stolberg-Pinkensief-Vicht Dreieck nach Zweifall

10.48 Abfahrt ab Zweifall über Vicht Dreieck-Finkensief-Büsbach-Brand nach Aachen

11.50 Mittagspause

12.35 Besichtigung der Strab-, Obus- und Autobuswerkstätten und Depots in Aachen

13.35 Abfahrt zur Waggonfabrik Talbot

13.45 Besichtigung der Waggonfabrik Talbot

14.45 Abfahrt mit Strab-Sonderwagen ab Waggonfabrik Talbot über Hansemannplatz-Seilgraben-Markt(Rathaus)-Karlsgraben-Theater-Elisenbrunnen-Seilgraben zum Ponttor

15.23 Abfahrt ab Ponttor über Laurensberg-Richterich-

Kohlscheid-Herzogenrath nach Merkstein

16.00 Abfahrt mit Sonderautobus ab Merkstein über Herzogenrath-Kirchrath nach Heerlen(Niederlande)

16.45 Abfahrt ab Heerlen nach Valkenburg

17.00 Kaffeepause in Valkenburg

17.35 Abfahrt ab Valkenburg durch die Limburgische Schweiz über Gulpen nach Vaals

18.15 Abfahrt ab Vaals über Hahnbruch zum Hotel “Reichshof”

18.45 Abfahrt ab Hotel ‘’Reichshof” zum Hauptbahnhof

19.12 Abfahrt ab Aachen Hauptbahnhof nach Köln zur Jahrestagung 1955 der deutschen Verkehrs-Amateure in Köln und Bonn

Alle Teilnehmer werden gebeten, sich spätestens zu den angegebenen Zeiten an den Abfahrtsstellen einzufinden, da nur dann das Programm reibungslos abgewickelt werden kann. Kleine Änderungen, insbesondere zeitliche Verschiebungen, sind Vorbehalten. Sie werden jedoch rechtzeitig bekanntgegeben.

Anfang August 1955
Programm
der Jahrestagung 1955 der deutschen Verkehrs-Amateure in Köln-Bonn

Mittwoch 3.8.1955 ab 19,00 Uhr Zwangloses Beisammensein der eintreffenden Teilnehmer im Restaurant des Hotel “Union”, Köln, Machabäerstr.70.

Donnerstag 4.8.1955 8,00 Uhr Begrüssung der Teilnehmer im Unterrichtsraum der Kölner Verkehrs-Betriebe im Betriebshof Sülz, Hermeskeiler Str. 15 (Endstation der Strab-L.15 u.19)

8,30 Uhr Abfahrt mit einem Strab-Sonderwagen der KVB zu einer Rundfahrt auf dem linksrheinischen Stadtnetz.

11.30 Uhr Ankunft in der Hauptwerkstätte der KVB und Besichtigung.

13.00 Uhr Abfahrt zum gemeinsamen Mittagessen, welches von den KVB gestellt wird.

14,40 Uhr Weiterfahrt mit Strab-Sonderwagen zum rechtsrheinischen Stadt- und Vorortnetz.

17.30 Uhr Ankunft bei der Waggonfabrik Westwaggon und Besichtigung. Anschliessed Einnahme eines Imbisses in der Kantine der Waggonfabrik.

Abend zur freien Verfügung.

Freitag 5.8.1955 8,45 Uhr Treffpunkt Bahnhof Barbarossaplatz der KBE.

Zwecks Übersiedlung nach Bonn ist sämtliches Gepäck mitzubringen, es wird durch die KBE nach Bonn befördert.

9,00 Uhr Besichtigung der Betriebsanlagen der KBE mit Sonderfahrten.

13.00 Uhr Einnahme eines Mittagessens in Wesseling, welches von den KBE gestellt wird.

14.00 Uhr Besichtigung der Betriebswerkstatten der KBE in Wesseling sowie Besichtigung der Hafenanlagen. Anschliessend Sonderfahrt mit dem neusten Doppeltriebwagen der KBE nach Bonn.

17.00 Uhr Eintreffen in Bonn und schnelles Aufsuchen der Quartiere.

18.00 Uhr Abfahrt mit Senderomnibus der Bonner Verkehrsbetriebe vom Rheinuferbahnhof Bonn, Besichtigung des Strab- und Obus-Depots mit anschliessender Fahrt zum Venusberg.

Abend zur freien Verfügung.

Sonnabend 6.8.1955 8,00 Uhr Treffpunkt Berta-von-Suttner-Platz (Abfahrtstelle der Siegburger Bahn)

8,15 Uhr Fahrt mit der Siegburger Bahn nach Siegburg.

8,45 Uhr Fahrt mit Sonderzug der Kleinbahn Siegburg-Zündorf nach Sieglar und Wahn mit Depotbesichtigungen.

11,15 Uhr Rückkunft in Siegburg und Rückfahrt mit der Siegburger Bahn nach Beuel.

12.00 Uhr Mittagessen in Beuel

13.00 Uhr Besichtigung von Depot und Werkstatt der Siebengebirgsbahn und Fahrt mit Sonderzug nach Königswinter. Anschliessend Besichtigung der Petersbergbahn und Fahrt mit der Drachenfelsbahn zum Drachenfels (Kaffeetrinken) .

18,10 Uhr Abfahrt mit einem planmässigen Schiff der Bonner Personenschiffahrt von Königswinter nach Bonn (die Beförderung ist kostenlos).

18,50 Uhr Ankunft in Bonn (Alter Zoll)

ab 19,00 Uhr Gemütliches Beisammensein im grossen Ecksaal des Lokals “Hansa-Eck” am Rheinuferbahnhof Bonn und Abschluss der Jahrestagung.

Im Interesse einer reibungslosen Programmabwicklung wird freundlichst gebeten, sich zu den angegebenen Zeiten pünktlich einzufinden.

Kleine Änderungen oder zeitliche Verschiebungen müssen vorbehalten bleiben. Diese werden rechtzeitig bekanntgegeben.

1.8.1955
Aachener Volkszeitung
Verkehrsamateure treffen sich in Aachen

Verkehrsamateure aus allen Teilen Deutschlands werden am Mittwoch, 3. August, nach Aachen kommen, um im Rahmen einer Tagung die Anlagen der ASEAG zu besichtigen. Eingeleitet wird die Tagung am Dienstagabend mit einer Zusammenkunft aller Teilnehmer im Hotel-Restaurant „Reichshof“.

Am Mittwochvormittag besuchen die Gäste die Werkstätten und Depots der Aachener Straßenbahn in Eschweiler und Aachen sowie die Anlagen der Waggonfabrik Talbot. Nach einer Rundfahrt mit verschiedenen Straßenbahntypen, Obussen und Omnibussen durch den Aachener Raum, folgt am Nachmittag ein Besuch der Städte Heerlen und Valkenburg sowie eine Fahrt durch die „Limburgische Schweiz“.

Am Abend reisen die Tagungsteilnehmer mit der Bahn nach Köln, wo vom 4. bis 6. August die offizielle Jahrestagung der deutschen Verkehrsamateure stattfindet.

Zur Gruppe der deutschen Verkehrsamateure gehören Vertreter der verschiedensten Berufs- und Altersgruppen, die am öffentlichen Verkehr Interesse haben. Sie beschäftigen sich in ihrer Freizeit mit Fragen des Verkehrs, dem Fahrplan- und Fahrscheinwesen, dem Fahrzeugbau, der Wagenparkstatistik und der Verkehrsgeschichte. Vor dem Kriege waren sie, wie heute noch in Belgien, Holland, England, Frankreich und Oesterreich, in einem Verein zusammengeschlossen.

Nach dem Zusammenbruch entstanden in mehreren größeren Städten Deutschlands lokale Vereinigungen, so in Braunschweig, Bremen, Düsseldorf, Frankfurt und Hamburg. Seit 1951 findet jährlich eine Tagungstatt, bei der auch Kontakte zu befreundeten ausländischen Vereinigungen gepflegt und Austauschbesuche organisiert werden.

2.8.1955
Aachener Zeitung
Verkehrsamateure tagen – Verkehrsfragen gehen jeden Menschen an

Morgen findet in Aachen eine Verkehrsamateurtagung statt. An der Tagung nehmen u. a. Straßenbahndirektor Dipl.-Ing. P. Schings sowie der Pressereferent des Verbandes öffentlicher Verkehrsbetriebe (VöV), Günter Stetza, teil.

Die deutschen Verkehrsamateure sind eine Gruppe von am öffentlichen Verkehr interessierten Personen aller Berufs- und Altersgruppen. Sie beschäftigen sich in ihrer Freizeit mit Verkehrsfragen und besitzen zumeist große Spezialsammlungen auf allen Gebieten des Verkehrs: Fahrscheinwesen. Fahrplanwesen, Verkehrsgeschichte, Fahrzeugbau, Wagenparkstatistik u. a.

Um unnötige Verwaltungsarbeit und Kostenaufwand zu ersparen, wurde nach 1945 kein Verein mehr gegründet; es wurde vielmehr eine Amateur-Zeitschrift „Der Sammler-Brief” herausgegeben, die die Verbindung untereinander aufrechterhält. In verschiedenen größeren Städten des Bundesgebietes wurden inzwischen lokale Vereinigungen gegründet, so in Hamburg, Bremen, Braunschweig, Düsseldorf, Frankfurt und Stuttgart. Seit 1951 findet jährlich die Jahrestagung der deutschen Verkehrsamateure statt, 1951 in Mannheim/Ludwigshafen/Heidelberg, 1952 in Hamburg, 1953 in München, 1954 in Hannover und vom 4. bis 6. August 1955 in Köln-Bonn.

Auch zu den ausländischen Verkehrsamateurvereinigungen in Belgien, Holland, England, Frankreich, Österreich besteht Kontakt, es werden mit diesen auch Austauschbesuche organisiert. (Abfahrt am Mittwochmorgen, um 7.55 Uhr, ab Kaiserplatz mit Sonderomnibus nach Alsdorf.) DV

2.8.1955
Brief an Südwestfunk, Büro Köln, z.Hd. Herrn Wenninger, 22c Köln, Breite Str. 141
Jahrestagung 1955 der deutschen Verkehrs-Amateure

Sehr geehrter Herr Wenninger !

Unter höfl. Bezugnahme auf Ihren heutigen Telefonanruf überreiche ich Ihnen absprachegemäss eine Ausfertigung des Tagungsprogramms sowie ein Merkblatt mit der Bitte um Kenntnisnahme.

Ich erwarte Sie dann morgen abend im Hotel “Union”, wo ich etwa ab 19 Uhr zur Verfügung stehen werden.

Mit freundlichen Grüssen
Ihr

Anlagen.

3.8.1955
Bonner -Rundschau
Männer mit seltsamem „Hobby” in Bonn – „Verkehrs-Amateure“ opfern ihre Freizeit technischer Arbeit

Eine der merkwürdigsten Tagungen, die Bonn bisher in seinen Mauern hatte, wird sich am kommenden Wochenende nicht in einem Saal, sondern auf der Schiene abwickeln: die Jahrestagung der deutschen „Verkehrs-Amateure”. Zu dieser Tagung werden Apotheker, Finanzbeamte, Studenten, Rechtsanwälte, Arbeiter, Schüler und Männer aus anderen Berufen erscheinen, aber keiner wird beruflich irgendwie mit dem öffentlichen Verkehr auf der Schiene zu tun haben. Es werden außerdem Gäste aus dem benachbarten Ausland und aus der sowjetisch besetzten Zone Deutschlands erscheinen.

Die „Verkehrs-Amateure” bilden keinen Verband, keinen Verein und keinen Klub. Sie zahlen keine Mitgliedsbeiträge, haben keine Statuten oder Satzungen und bilden doch eine enge, durch das gemeinsame Interesse herzlich verbundene Gemeinschaft. Nur einmal im Jahr kommen sie in irgend einer Stadt Deutschlands persönlich zu einer Tagung zusammen, lernen in dieser Stadt neue Dinge der Verkehrstechnik kennen und pflegen einen mündlichen Gedankenaustausch untereinander. In diesem Jahr wurde dafür der Raum Bonn—Köln bestimmt

Die “Verkehrs-Amateure” betrachten ihr Interesse als ein „Hobby”. Aber es ist wohl schon etwas mehr — obwohl es nur vom Interesse und dem Idealismus an der Sache getragen wird. Es ist eine gründliche bis in das Wissenschaftliche gehende Beschäftigung mit der Verkehrstechnik: Geschichtliche Forschungen, Verkehrs-Chroniken, technische Aufzeichnungen über Straßenbahnen, Eisenbahnen und andere öffentliche Verkehrsträger in allen Städten des Erdballs — vorwiegend natürlich aus Deutschland. Es gibt Verkehrsamateure, die über 10 000 Fotos aller möglichen Verkehrsmittel, ihrer Einrichtungen, Fabrikation und Wartung verfügen. Manche haben große Sammlungen von Fahrscheinen aus allen Ländern der Erde, viele ein Archiv mit ausführlichen technischen Einzelzeichnungen von Verkehrsmitteln, fast jeder ein kleines “Verkehrs-Archiv”. Viele Verkehrs-Amateure — auch in Bonn gibt es mehrere — haben eine rege Korrespondenz mit Hersteller-Fabriken, technischen Direktoren der Verkehrsbetriebe und anderen Fachleuten. Es ist ein mit Eifer und Gründlichkeit geführtes “Hobby”.

In Bonn werden die “Verkehrs-Amateure” unter anderem die Köln—Bonner Eisenbahnen und deren Betriebsanlagen besichtigen. Ferner werden in Bonn das Straßenbahn- und Obus-Depot besucht, eine Fahrt mit der Siegburger Bahn nach Siegburg unternommen und Depot und Werkstatt der Siebengebirgsbahn besichtigt. Zwischendurch finden sich Gelegenheiten zu gründlichen Aussprachen.

5.8.1955
Kölner Stadt-Anzeiger
Linie 99 fuhr für Verkehrsamateure – Jahrestreffen der Verkehrsamateure im Köln-Bonner-Raum

Es sah so aus, als wollten sich die Kölner Verkehrsbetriebe mit dem Straßenbahn-Sonderzug, der am Donnerstag, 4. August, durch die Stadt fuhr und mittags bei der Hauptwerkstätte in Weidenpesch hielt, selbst ein bißchen auf den Arm nehmen. Der Sonderzug führte die Liniennummer 99, und an der Seite prangte ein Schild: „Sonderzug: Quer durch Köln”. Mit dieser Straßenbahn fuhren die mehr als 50 Teilnehmer der Jahrestagung der Verkehrsamateure durch Köln.

Die Verkehrsamateure sind Menschen mit verschiedenartigen Berufen, die sich aus Privatvergnügen mit Verkehrsfragen, insbesondere mit dem Schienenverkehr, befassen. Sie sammeln Fahrpläne, Zeichnungen von Straßenbahnen und Eisenbahnwagen, Fahrscheine und andere Unterlagen und sind, wie ihr Vorsitzender Günter Stetza betont, bei den Straßenbahndirektoren besonders beliebt, weil sie durch ihr Interesse den öffentlichen Verkehrsbetrieben soviel Unterstützung widmen, wie es sich deren Direktoren von allen Zeitgenossen wünschen. Viele Verkehrsamateure sind indessen auch jüngere Menschen, die sich in ihrem Beruf mit dem Verkehrswesen befassen wollen.

In jedem Jahr findet eine Tagung der Verkehrsamateure im Bundesgebiet statt, die dann auch Verkehrsbetriebe besichtigen. Nach Hamburg, Hannover und Stuttgart wurde in diesem Jahr der Köln-Bonner Raum für die Jahrestagung auserwählt. So besichtigen die Verkehrsamateure in diesen Tagen die Kölner und Bonner Verkehrsbetriebe, die Köln – Bonner Eisenbahnen, eine Waggonfabrik in Köln, die Kleinbahn Siegburg-Zündorf, die Siebengebirgsbahn und die Bahn Bonn—Siegburg. Und überall werden sie als Gäste gern willkommen geheißen.

Unter den 55 Teilnehmern dieses Jahreskongresses — im ganzen Bundesgebiet gibt es etwa 500 Verkehrsamateure — befinden sich Angehörige der unterschiedlichsten Berufe und Lebensstellungen, darunter ein Pastor, ein Uhrmacher, ein Hutfabrikant, mehrere Studenten und Schüler. Sie kommen aus allen Teilen des Bundesgebietes. Auch aus Berlin und der Sowjetzone sind Teilnehmer nach Köln gekommen.

Als einzige weibliche Teilnehmerin nahm die 23jährige Frau Hannelore Colvenbach an diesem Jahrestreffen teil. Sie begleitet ihren Mann, der als Diplom-Ingenieur bei der Dortmunder Straßenbahn tätig ist. „Es macht mir Spaß, ich interessiere mich sehr für den Beruf meines Mannes“, meint sie. Allerdings war sie erstaunt, die einzige Teilnehmerin des Treffens zu sein; an den Tagungen in den vergangenen Jahren hatten mehrfach die Ehefrauen ihrer straßenbahnbegeisterten Männer teilgenommen.

<< Mit „Linie 99″ quer durch Köln

Jahrestagung der Verkehrsamateure in Köln. Die Kölner Verkehrsbetriebe stellten für die’ Stadtrundfahrt einen Sonderzug zur Verfügung, der die bisher nicht bekannte Liniennummer 99 trug. Das Foto oben zeigt das Liniennummernschild und das Richtungsschild, die an den Sonderwagen angebracht waren. Das Foto unten zeigt die Verkehrsamateure bei der Besichtigung der Hauptwerkstätte der Kölner Verkehrsbetriebe in Weidenpesch. Das Programm in Köln schloß außerdem eine Fahrt über das rechtsrheinische Straßenbahn- und Vorortbahnnetz und die Besichtigung einer Waggonfabrik ein. Fotos: Spielmans

5.8.1955
Neue Rhein-Zeitung (Kölnische Nachrichten)
War die Staatsbahn früher grün bemalt? – Verkehrsamateure in Köln – Steckenpferd macht Spaß

Da kommt ein Brief an irgendeine westdeutsche Bahnverwaltung: „Suche Kataloge von Trieb- und Eisenbahnwagen der ehemaligen deutschen Länderbahnen.“ Die Männer aus den Verkehrsverwaltungen kennen die Absender dieser Briefe. Es sind deutsche Verkehrsamateure, die ihrem Hobby nachgehen. Über die ganze Bundesrepublik sind diese rund 500 Freunde des Verkehrswesens verstreut. Einmal im Jahr treffen sie sich zu ihrer Jahrestagung, um den gegenseitigen Kontakt weiter auszubauen. Diesmal war Köln der Treffpunkt.

Die Kölner Verkehrsbetriebe stellten ihren Amateurfreunden sogar einen Sonderwagen zur Fahrt durch das rechtsrheinische Stadtnetz zur Verfügung, man hielt Vorträge über Verbesserungen im Straßenbahnnetz und besichtigte schließlich die West-Waggon-Fabrik.

Pater sammelt Kleinbahnen

Eine wirklich bunte Gesellschaft hat sich in ihrer Leidenschaft zum Verkehr zusammengefunden. Vom Uhrmacher über den Landgerichtsrat bis zum Hutfabrikanten und Vorarbeiter ist alles vertreten. Da sitzt Pater S. aus Walberberg im Kreis der Diskutierenden. Er ist Fachmann für alles, was mit Kleinbahnen zusammenhängt. Hunderte von Fotos aller deutschen Kleinbahnen sind in seinem Besitz. Wenn Pater S. hört, daß irgendwo eine Kleinbahn eingestellt werden soll, scheut er keine weite Reise, um noch einmal das Bild dieses Bähnchens auf seine Platte zu bannen.

Auch ein Dolmetscher der jugoslawischen Gesandtschaft gehört zu dem Kreis der Verkehrsamateure, die sich in diesen Tagen in Köln trafen. Sein Hobby: Alles, was zum Bereich der Straßenbahnen gehört. Die seltsamste Leidenschaft besitzt ein Stuttgarter Verkehrsfreund. Er sammelt Angaben über den Farbanstrich von Lokomotiven der früheren deutschen Länderbahnen. Zur Zeit beschäftigt ihn die Frage, ob es zutrifft, daß die preußische Staatsbahn vor 1904 ein helles Grün als Anstrich benutzte.

Für manchen Laien hört sich das alles etwas seltsam an. Ist es auch, daraus machen die Verkehrsamateure keinen Hehl. Ihr Vorsitzender Günter Stetza erklärt: „Dem Sammler tut sich die Welt auf, auch dem Verkehrsamateur, der sich die Lokomotiv- und Straßenbahnbilder aus vergangenen Zeiten sucht.“ Aber die Leidenschaft der Verkehrsamateure hat auch einen ernsten Hintergrund. Für manche Nachforschung und Statistik der amtlichen Verkehrsstellen gerade nach dem Krieg war das Material der Verkehrsfreunde aus Leidenschaft eine unersetzliche Fundgrube. In vielen Städten sind die Amateure und die offiziellen Verkehrsfachleute zu guten Freunden geworden, nicht zuletzt, weil sie eines gemeinsam haben: die Liebe zu den Problemen und der Entwicklung auf dem Verkehrssektor. r-.

<< BAHNEN ALLER ART sind für etwa 500 Menschen in der Bundesrepublik das Spannendste auf der Welt. Verkehrsamateure nennen sich diese Leute. Hier untersucht gerade einer die Kupplungsvorrichtung an einem Straßenbahnwagen. Über die Tagung der Verkehrsamateure lesen Sie mehr unter der Überschrift: „War die Staatsbahn früher grün bemalt?“

KÖLN in Bild – FÜR EINEN TAG gab es gestern in Köln eine Straßenbahn-Linie 99. Linienführung: Quer durch Köln. So stand es wenigstens auf einem Schild dieses blitzsauberen, ganz auf neu hergerichteten Zweiwagenzuges, der wirklich durch die Stadt fuhr. Der Grund für diese kurzfristige neue Linie: Die Teilnehmer der Tagung der Verkehrsamateure ließen sich in diesem Zug über alle Strecken der KVB fahren. Die 99 hatten Witzbolde in den Werkstätten als Nummernschild ausgehängt, weil es diese Quer-durch-Köln-Linie gar nicht gibt. Übrigens: Eine Linie 9 haben wir auch noch nicht.

<< Unter den Nummern zwischen 1 Und 25 fehlen bisher auch noch die 6, die 14, die 17 und 18 sowie die 23 und 24

8.8.1955
Kölner Stadtanzeiger, Siegkreisausgabe
“Verkehrs-Amateure” auf der Zündorfer Bahn – Besichtungsfahrt in den unteren Siegkreis – Gegen Umstellung auf Omnibus oder Obus

s Siegburg (o) Die Diskussion über die Kleinbahn Siegburg—Zündorf und die Umstellung auf Omnibus-Obusbetrieb erhielt durch den Besuch einer Gruppe von Verkehrs-Amateuren aus dem Bundesgebiet, der Sowjetzone und dem Ausland am Samstagmorgen ein besonderes Schlaglicht. Die rund 60 Verkehrs-Amateure sprachen sich gegen eine Umstellung aus.

Die Freunde des Verkehrswesens, die sich durch private Studien ein Fachwissen erworben haben, hatten bei der Besichtigungsfahrt von Siegburg nach Sieglar und weiter nach Wahn keine Gelegenheit, ihrer Meinung offiziell Ausdruck zu geben. Aus Gesprächen mit den Teilnehmern an der Fahrt ging jedoch hervor, daß niemand die Umstellung auf Omnibusse oder Obusse oder auch auf Schienenbusse empfehlen konnte. Ein Verkehrs-Amateur aus dem Bonner Raum, der als Amateur gern von den Experten um Rat gefragt wird und der maßgeblich an der Ausgestaltung verschiedener Gutachten mitgewirkt hat, sagte, daß man vielerorts die Umstellung auf schienenungebundene Fahrzeuge wieder rückgängig machen würde.

Von anderen Fahrtteilnehmem wurde diese Meinung bestätigt. Wenn man auch, berücksichtigt, daß die Verkehrs-Amateure eine gewisse Vorliebe für Straßen- und Kleinbahnen haben und die Beschäftigung mit dieser Art von Verkehrsmitteln bevorzugen, so bleibt ihre Meinung immer noch bemerkenswert. Die Amateure gaben unumwunden zu, daß die Straßenbahnen den Verkehr in den Straßen Troisdorfs und Siegburgs stark behindern. Sie glaubten aber nicht, daß der Zustand wesentlich besser wird, wenn an ihrer Stelle Omnibusse oder Obusse verkehren. Wenn man die Frage heute auch noch nicht in ihrer letzten Konsequenz beantworten könne, wurde gesagt, so müsse allein der Zweifel um die Lösung vor eiligen Entschlüssen warnen. Es stehe fest, daß man heute den Gast der Straßenbahn in modernen schienengebundenen Fahrzeugen bequemer befördern könne als in Omnibussen oder Obussen. Die Amateure vertraten die Ansicht, daß dieser Tatsache, nämlich der Bequemlichkeit der Fahrgäste, in den bisherigen Diskussionen zu wenig Bedeutung beigemessen worden sei. Die Verkehrs-Amateure, die in einem planmäßigen Zug der Bonner Bahnen nach Siegburg gekommen waren, benutzten für die Weiterfahrt nach Sieglar einen Sonderzug der Kleinbahn mit Anhänger. Der Triebwagen — es handelte sich um einen umgebauten Vorkriegswagen der Bahn, der seit einigen Monaten regelmäßig die Strecke befährt — fand besondere Anerkennung.

Die Organisation im Sieglarer Betriebsbahnhof wurde einmütig als vorbildlich bezeichnet. Die Reparaturwerkstätte fand besonderes Interesse. Man hielt es kaum für möglich, daß in dieser zwar gut eingerichteten, aber doch immerhin kleinen Werkstatt der prächtige Wagen umgebaut worden ist.

Auf der Fahrt von Sieglar nach Spich und weiter nach Wahn konnten sich die jungen Männer unter den Amateuren als Fahrer selbst von den Fahreigenschaften und den Bremsen des umgebauten Triebwagens überzeugen. In Wahn wurden kurz die Endhaltestelle der Bahnen mit der Halle und der Flugplatz Köln- Bonn besichtigt.

<< Die Verkehrs-Amateure vor dem Sonderzug der Zündorfer Bahn in der Wilhelmstraße in Siegburg

8.8.1955
Kölnische Rundschau, Siegkreisausgabe
Am liebsten möchten sie sich eine Straßenbahn kaufen – Verkehrsamateure und Straßenbahnfreunde aus dem Bundesgebiet weilten im Siegkreis

Siegburg. Ein nicht alltägliches Bild erlebten die Siegburger am Samstagvormittag an der Endhaltestelle der Kleinbahn Siegburg-Zündorf in der Wilhelmstraße. Etwa 60 Personen aller Altersklassen, darunter einige Damen, warteten auf die Kleinbahn. Als diese mit zwei besonders guten Sonderwagen eintraf, wurde nicht etwa gleich eingestiegen — die Gruppe, aus deren Mitte man Dialekte aller deutschen Gaue vernahm, entwickelte plötzlich eine rege Aktivität. Mindestens zwei Dutzend Kameras traten in Aktion und machten Aufnahmen von den beiden Straßenbahnwagen, Notizbücher wurden gezückt und eigenartige Zeichen und Zahlen eingetragen. Einige Angehörige dieser Gruppe verfolgten sachverständig das Auseinanderkuppeln der Wagen, riefen sich technische Daten und Ausdrücke zu, die dem Berichterstatter ziemlich „spanisch“ vorkamen. Was war los? Was war das für ein eigenartiges Völkchen, das sich anschließend mit Hallo in die Kleinbahn setzte und dann sofort zu fachsimpeln anfing?

Das Rätsel löste sich, als uns Herr Flöter, der Betriebsleiter der Kleinbahn mit dem Reiseleiter dieser Gruppe, Herrn Stetza aus Essen, bekannt machte. Die deutschen Verkehrsamateure, die in diesen Tagen in Köln und Bonn ihre Jahrestagung abhielten, hatten es nicht versäumt, auch dem Siegkreis und seiner vieldiskutierten Kleinbahn einen Besuch abzustatten. Wir kennen heute schon viele Steckenpferde und Sammlerleidenschaften, angefangen beim Briefmarkensammeln über die Autogrammsammlungen bis zur Sammlung von Bieruntersätzen und ähnlichen Dingen. Bei unseren Verkehrsamateuren hatte es ursprünglich

mit dem Sammeln von Fahrscheinen aller Art angefangen.

Sie sind Fanatiker des Verkehrs und befassen sich in ihrer Freizeit mit verkehrspolitischen Fragen ihrer engeren Heimat, sammeln Unterlagen über Verkehrsanlagen und -fahrzeuge, tragen fleißig Bilder und Unterlagen über Eisenbahnen und Straßenbahnen zusammen. Für sie ist jeder Straßenbahnwagen, den sie sehen, ein Ereignis besonderer Art. Kopfschüttelnd beobachtete unser Berichterstatter, wie die Gäste an jeder Ausweichstelle der Kleinbahn aus den Wagen sprangen und die Kameras zückten. In der Werkstatt in Sieglar sah man sie fast unter den dort abgestellten Fahrzeugen liegen, um sich über Eigenheiten des Unterbaus und Fahrgestells zu unterrichten. Lobend erwähnten sie, daß die Kleinbahn Siegburg-Zündorf in eigener Werkstatt es fertig bringt, alte Wagen in so moderner Weise umzubauen, wie dies zur Zeit geschieht. Auch die in Siegburg und Troisdorf viel diskutierte Frage:

Straßenbahn oder Omnibus

wurde von den Gästen sofort aufgegriffen. Sie sind durchweg Straßenbahnfanatiker, meinten aber doch vielfach, daß die augenblickliche Lage der Gleise für den Verkehrsfluß sehr bedenklich sei. Jeder von diesen Verkehrsamateuren, die aus allen Berufsschichten kommen, hat innerhalb des Gesamthobbys noch ein Sonderhobby. Da zeigte uns jemand einen großen Lageplan von Bonn, in dem er in jahrelanger Arbeit die gesamte Verkehrsentwicklung der Bundeshauptstadt zeichnerisch eingetragen hatte: die langsame Entwicklung der Straßenbahn- und Omnibuslinien, die Ausweichstellen, Art und Zahl der eingesetzten Fahrzeuge usw. Ein anderer zeigte uns stolz seine

Fotosammlung von Straßenbahnwagen,

die dem Laien ziemlich gleich aussehend erschienen, für den Sammler aber zusammen mit den vielen technischen Daten eine lebendige Verkehrsgeschichte bedeuteten. Selbst eine eigene Zeitschrift haben diese über das ganze Bundesgebiet, die Ostzone und auch das Ausland verbreiteten Verkehrsamateure. Von den Fachleuten werden sie durchaus ernst genommen; sie sind die besten Propagandisten des modernen Verkehrs. Ihre in Jahrzehnten angesammelten Unterlagen werden oft von den großen Verkehrsunternehmen in Anspruch genommen, deren eigene Archive meist im Kriege verlorengingen. — u —

8.8.1955
General-Anzeiger für Bonn und Umgebung
„Wir lieben alles was rollt” —Verkehrsamateure an der Straßenbahnkurbel —
Außenseiter mit Sachkenntnis — 10 000 Fahrscheine

53 freundliche Herren mit schußbereiten Fotoapparaten fachsimpelten am Wochenende mit den Bonner Nahverkehrsexperten. Mit viel Sachkenntnis und noch mehr Hingabe studierten die „Außenseiter”, Vertreter der verschiedensten Berufe aus allen Ländern der Bundesrepublik, die Einrichtungen der Bonner Straßenbahnen und der rechtsrheinischen Nahverkehrsbetriebe. Die Gäste nennen sich „Verkehrs- Amateure“ und lieben alles, was auf Schienen oder Gummireifen rollt. Diese Liebe wirkt sich bei den rund 500 Mitgliedern der Gemeinschaft ohne Statuten und Beitragszahlungen in zwei Richtungen aus: als Sammlerleidenschaft und Form sachlicher Kritik. In Hamburg treffen sich zum Beispiel die Amateure jeden Monat einmal mit den leitenden Angestellten der Hochbahnen zu einer fachlichen Diskussion.

Die Amateure des Bonner Raumes, acht an der Zahl, berichteten von weniger guten Erfahrungen. Sie beobachten mit Argusaugen die Entwicklung des Verkehrs. In den „Westwaggon-Werken” erfuhren sie, daß für die Godesberger Bahn zwei neue Wagen im Rohbau fertig sind, die nur einen Steuerkopf haben. „Das wäre dann der dritte neue Wagentyp”, stellten sie fest. Die Großraumwagen für die Stadtbahn sind noch auf den Zeichenbrettern der Konstrukteure. Mit dem Bau ist bisher nicht begonnen worden.

In der Rheindorfer Wagenhalle standen ein junger Festangestellter und ein Handelsvertreter aus Bonn an der Kurbel der Triebwagen. Unter Aufsicht schleusten sie die Züge durch das Werksgelände. Die verschiedenen Schalt- und Bremsstufen beherrschen sie; mit den unterschiedlichen Systemen sind sie vertraut. Kein Wunder, denn umfangreiche Archive mit technischen Daten, historischen oder aktuellen Unterlagen über Verkehrsbetriebe, Neuanschaffungen, Fahrplangestaltung usw. haben sie in jahrelanger Arbeit angelegt. In Bonn hat ein Handelsvertreter etwa 10 000 verschiedene Fahrscheine aus aller Welt in 40 Jahren zusammengetragen. Ein junger Sammler brachte es auf etwa 10 000 Fotos von verschiedenen Wagentypen und Einrichtungen.

Im Depot der Siebengebirgsbahn jauchzten die seriösen Herren vor Sammlervergnügen. Gleich zwei Raritäten zeigte Direktor Henny bei der Führung. Da ist die kleine, wie ein Spielzeug anmutende „Draisine Baujahr 1924“. Dem Streit zwischen Bahnmeisterei und Leitung verdankt sie ihre „Aufrüstung“ im Jahre 1955. Damit die schwere Diesellokomotive nicht ständig von beiden Seiten umkämpft wird, soll die Draisine als zweites Dieselfahrzeug wieder flottgemacht werden. Die Verkehrsamateure wollen sich dafür, einsetzen, daß sie ihren historischen Anstrich — gelb, schwarz, rot — behält. Das zweite Kuriosum soll ein Anstreicher auf dem Gewissen haben. Er pinselte auf einen Hilfswagen die Firma „Bahnen der Stadt Beuel“. Die Stadtväter erfuhren von ihrem neuen Unternehmen erst durch einen Zufall. Ein Spaßvogel schlug einen Orden für „bewiesenen Lokalpatriotismus” vor.

Die silbergrauen Gliederzüge wurden genau gemustert, der Mechanismus der Verbindungsstücke bewundert und das Gefährt dann sofort ausprobiert. In Königswinter stand u. a. die Drachenfelsbahn auf dem Programm. Sonntag morgen wurden die Godesberg-Mehlemer Bahnen inspiziert, nachdem man zuvor schon den Köln-Bonner Eisenbahnen, den Bahnen der Stadt Köln und den Verkehrsbetrieben von Aachen einen Besuch gemacht hatte. – geh

<< Ein Bonner Handelsvertreter fuhr mit sicherer Hand einen Triebwagen auf dem
Werksgelände
Foto: Hoffmann

8.8.1955
Bonner Rundschau vom 8.8.1955
Die Verkehrs-Amateure werden helfen – Bei der Jahrestagung bat die Köln-Bonner-Eisenbahn um Unterstützung

„Die Historiker unter uns sind auf ihre Kosten gekommen“, sagte der Verkehrsreferent der deutschen Verkehrs-Amateure, Günter Stetza, mit einem Seitenblick auf die Bonner Straßenbahn. Die Verkehrs-Amateure — über deren Ziele und Aufgaben die „Bonner Rundschau“ in der vergangenen Woche berichtete — hielten ihre Jahrestagung in Bonn und Köln ab. Aber abgesehen von den „Historikern”, sind auch alle anderen Tagungsteilnehmer, die aus allen Teilen der Bundesrepublik und der sowjetisch besetzten Zone Deutschlands nach Bonn kamen, auf ihre Kosten gekommen. Sie zeigten sich jedenfalls sehr dankbar und angenehm berührt über die freundliche und entgegenkommende Aufnahme in Bonn durch die Verkehrsbetriebe. Generaldirektor Dr. Wallraff und Betriebsdirektor Henny waren selbst erschienen, um den „Fachleuten aus Leidenschaft“ an den praktischen Objekten der Verkehrsmittel Bonns und Umgebung alles zu erklären.

Mit einem Sonderzug der Köln—Bonner Eisenbahnen, die ebenfalls besichtigt wurden, kamen die Verkehrs-Amateure in Bonn an. Noch am gleichen Tage bestiegen sie einen von der Stadt gestellten Sonder-Omnibus und sahen sich das Straßenbahn- und Obusdepot an. Am Samstag fuhren sie mit der Siegburger Bahn nach Siegburg, mit einem Sonderzug der Kleinbahn Siegburg—Zündorf nach Sieglar und Wahn, besichtigten schließlich Werkstatt und Depot der Siebengebirgs-Bahn sowie die Bahnen zum Petersberg und zum Drachenfels. Technische, wirtschaftliche und verkehrspolitische Fragen waren Diskussionsthemen. Viele der Verkehrs-Amateure bereicherten in Bonn ihre ohnehin schon umfangreichen Archive auf den verschiedensten Sondergebieten der Verkehrstechnik.

Welche Bedeutung dem mit wissenschaftlicher Gründlichkeit betriebenen „Hobby“ der Verkehrs-Amateure von Fachkreisen der produzierenden Industrie und der Verkehrsbetriebe beigemessen wird, geht daraus hervor, daß in vielen großen Städten Verkehrs-Amateure in maßgeblichen Ausschüssen sitzen. Bei ihrem jetzigen Besuch in Bonn bat die Direktion der Köln—Bonner Eisenbahn die Verkehrs-Amateure, ihr bei der Ausarbeitung einer Denkschrift aus Anlaß des 50jährigen Bestehens der KBE im nächsten Jahr behilflich zu sein. Die KBE verlor nämlich im letzten Krieg fast alle Unterlagen über ihre Entwicklungsgeschichte. Die Verkehrs-Amateure wollen sie aus ihren eigenen Archiven beschaffen. —ster.

August 1955
Verkehrstechnik
Die 6. Jahrestagung der deutschen Verkehrs-Amateure

fand in der Zeit vom 4. bis 6. August im Raum Köln-Bonn statt. Der Tagung voraus ging ein Besuch der Aachener Straßenbahn- und Energieversorgungs-AG (ASEAG) sowie eine Besichtigung der Waggonfabrik Talbot in Aachen.

Die Kölner Verkehrs-Betriebe hatten am ersten Tage für die deutschen Verkehrs-Amateure eine Sonderlinie 99 eingerichtet, auf der die Teilnehmer auf dem links- und rechtsrheinischen Netz die interessantesten Verkehrsknotenpunkte befuhren. Beigeordneter Zerhusen der KVB begrüßte die Teilnehmer in den Flora-Gaststätten herzlich und gab einen kurzen Überblick über die wirtschaftliche und verkehrspolitische Situation im Kölner Stadt- und Vorortverkehr. Am Nachmittag statteten die Verkehrs-Amateure der Waggonfabrik Westwaggon einen eingehenden Besuch ab.

Der zweite Tag brachte die Teilnehmer zu den Betriebsanlagen der Köln- Bonner Eisenbahnen AG. Auch hier wurde ihnen ein Sonderzug zur Verfügung gestellt, mit welchem sie die interessanten Anlagen und Streckenverhältnisse im Braunkohlenrevier Knapsack-Berrenrath kennenlernten.Direktor Dr. Krüger hielt anläßlich des von der K. B. E. im Westsaal des Betriebes in Wesseling gegebenen Mittagessens einen lehrreichen und anschaulichen Vortrag, der den Verkehrs-Amateuren einen Überblick über die oftmals nicht richtig erkannten verkehrswirtschaftlichen Verhältnisse der K. B. E. vermittelte. Nach einer eindrucksvollen Fahrt mit einem elektrischen Sondertriebwagenzug gelangten die Teilnehmer nach Bonn.

Auch der Bonner Raum, der am dritten Tage besucht wurde, brachte den Verkehrs-Amateuren vielseitige Eindrücke. Neben Einrichtungen der Bonner Verkehrs-Betriebe fanden Fahrten und Besichtigungen auf der Kleinbahn Siegburg-Zündorf, der Wahner Straßenbahn und auf dem Flughafen Köln-Bonn statt, während der Nachmittag zum Studium der neuen Züge der Siebengebirgsbahn mit anschließendem Ausflug auf den Drachenfels zur Verfügung stand. Generaldirektor Dr. Wallraff hieß die 55 Teilnehmer der Jahrestagung herzlich willkommen und brachte die Verbundenheit der Verkehrsbetriebe mit jenen Menschen, die den Verkehr von Herzen lieben, in äußerst ansprechender Weise zum Ausdruck. Presse und Rundfunk nahmen an der Veranstaltung regen Anteil. Noch während der Tagung wurde ein Gespräch mit den Verkehrs-Amateuren über Ultra-Kurzwelle gesendet. Günter Stetza

15.8.1955
Brief
Walter Steinberger, Frankfurt/Main-Eschersheim 

Lieber Herr Stock !

Die Tagung in Köln-Bonn war wieder einmal sehr schön. Es gab viel Interessantes zu sehen und alles hat tadellos geklappt. Eine der leider immer wieder auftretenden negativen Seiten haben wir bereits besprochen, nämlich dass es manche Herren an dem nötigen Takt und an Selbstdisziplin haben fehlen lassen. Auch hat mir sehr missfallen, dass ein Herr versucht hat, die anwesenden Teilnehmer einer bestimmten Stadt durch herabsetzende Bemerkungen zu kränken, was ihm allerdings misslungen ist. Ich erachte ein solches Benehmen als ungehörig. Weiter wurde allgemein darüber gesprochen, ob man nicht in Zukunft den täglichen offiziellen Teil bis etwa 18 1/2 Uhr begrenzen sollte. Ich würde das meinerseits begrüssen, da sonst durch nachlassende Aufnahmefähigkeit manches Schöne verloren geht. Vielleicht liesse sich dieser Punkt bereits bei der nächstjährigen Tagung in Stuttgart berücksichtigen

gez: Walter Steinberger

24.8.1955
Solinger Tageblatt (hier hat die Zeitung wohl den Text vertauscht, auf die Verkehrsamateure wird nur im Titel und beim Bild eingegangen, der Artikel selbst hat einen anderen Inhalt zum Verkehr – das Bild kennen wir schon)
Amateure mit ernstem „Hobby” – Material der Verkehrsfreunde in der Bundesrepublik ist eine Fundgrube

Düsseldorf (Eig. Bericht). Nach den Statistiken der Landesregierung sind die Straßenbahnen heute an den Verkehrsunfällen nur noch mit 1,3 Prozent, Omnibusse und Obusse mit 1,9 Prozent beteiligt. Vor vier Jahren lag der Anteil der Straßenbahnen an den gesamten Verkehrsunfällen noch bei 2,6 und der der Omnibusse bei 1,6 Prozent, wobei berücksichtigt werden muß, daß sich die Zahl der eingesetzten Omnibusse seit dieser Zeit fast verdoppelt hat. Diese Entwicklung ist nach Ansicht der Experten im Landesverkehrsministerium weniger auf die allgemein verbesserte Verkehrsdisziplin als auf die gute und fundiertere Fahrweise der auf Straßenbahnen und Omnibusse eingesetzten Fahrer zurückzuführen.

Einen großen Anteil an der nachweisbar zunehmenden Sicherheit der Männer hinter dem Stromschalter oder hinter dem Steuer hat zweifellos die seit einigen Jahren bei vielen öffentlichen Verkehrsunternehmen für Neueinstellungen eingeführte Pflichtuntersuchung bei der Beratungs- und Forschungsstelle für Verkehrssicherheit. Hier werden die Bewerber als Straßenbahnführer oder Omnibusfahrer nicht nur nach sorgfältigen Methoden einer Intelligenzprüfung, sondern in erster Linie einer Untersuchung des Hör- und Sehvermögens und der Reaktionsfähigkeit unterzogen. Die Methoden der Eignungsbegutachtung wurden auf psychologischer und medizinischer Basis entwickelt und haben oft verblüffende Ergebnisse zur Folge. Mit dem »Eignungstest« wird zudem zweierlei erreicht: untaugliche Aspiranten kommen nicht in den Verkehr — auch nicht auf den Lehrwagen —, zum anderen sparen die Unternehmen die Kosten für eine überflüssige Ausbildung, die bei einem Straßenbahnführer immerhin bei 400 DM liegen.

Wesentlich ist die Sicherheit auf den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Ansicht der Experten auch auf die ständige Schulung und Kontrolle der bereits im Einsatz befindlichen Fahrer zurückzuführen. Immer wieder werden alte, bereits bewährte Fahrer auf den Schulungswagen gesetzt, die teilweise mit sogenannten »Fahrerfallen« versehen sind. Ein Handgriff des begleitenden Fahrmeisters, und ein lebenswichtiges Organ des Wagens versagt. Hier muß sich auch der alte Fahrer immer wieder vor den Augen des Meisters bewähren. Auch sorgen Zivilkontrollen durch Fahrmeister für ständige Wachsamkeit. Als Fahrgast registriert der Fahrmeister etwaige Fahrfehler des Fahrers und teilt ihm diese am nächsten Tage brieflich — um für die nächste Kontrolle nicht erkannt zu werden — mit. »Sicherheit kommt an erster Stelle«, ist die Devise der öffentlichen Verkehrsunternehmen, und das Ergebnis gibt nach Feststellung des Landesverkehrsministeriums den angewandten Methoden recht.

<< Die Verkehrsamateure hatten auf ihrer Kölner Tagung Gelegenheit, die Reparaturwerkstätten der Straßenbahnen genau zu besichtigen

29.8.1955
Solinger Tageblatt 29.8.1955
Pater fotografiert Kleinbahnen — 500 Verkehrsamateure in der Bundesrepublik — Berliner sammelt Lok-Anstriche

Köln (Eig. Ber.). Da kommt ein Brief an irgendeine westdeutsche Bahnverwaltung: »Suche Kataloge von Trieb- und Eisenbahnwagen der ehemaligen deutschen Länderbahn.«. Oder an eine Straßenbahnverwaltung: »Tausche alte Fahrscheine gegen Straßenbahn-Notgeld. Haben Sie einen Interessenten?«. Die Männer aus den Verkehrsverwaltungen kennen die Absender dieser Briefe. Es sind deutsche Verkehrsamateure, die ihrem »Hobby« nachgehen.

Ueber die ganze Bundesrepublik sind diese rund 500 Verkehrsamateure verstreut. Erfahrungsaustausch heißt das Motto, das diese Männer zusammenführt. Einmal im Jahr treffen sie sich, um ihre Meinungen über diesen oder jenen Sektor im Verkehr auszutauschen. Diesmal waren Köln und Bonn der Treffpunkt. Vom Uhrmacher über den Landgerichtsrat bis zum Hutfabrikanten und Vorarbeiter war fast jeder zivile Beruf auf der Jahrestagung vertreten.

Da sitzt Pater S. aus Walberberg. Er ist Fachmann für alles, was mit Kleinbahnen zusammenhängt. Hunderte von Fotos aller deutschen Kleinbahnen sind in seinem Besitz. Wenn der Pater hört, daß irgendwo eine Kleinbahn eingestellt werden soll, ist ihm kein Weg zu weit, um noch einmal das Bild dieses »Bähnle« auf seine Platte zu bannen. Der Regierungsrat aus dem württembergischen Kultusministerium hat sich die Aufgabe gestellt, den Verbleib der deutschen Lokomotiven nach dem Krieg aufzuklären. Auch ein Dolmetscher der Jugoslawischen Gesandschaft in Godesberg gehört zu zu dem Kreis der leidenschaftlichen Verkehrs-Freunde. Die seltsamste Leidenschaft besitzt ein Berliner Amateur. Er sammelte Angaben über den Farbenanstrich von Lokomotiven der früheren deutschen Länderbahnen. Zur Zeit beschäftigt er sich mit der Frage, ob es zutrifft, daß die preußische Staatsbahn von 1904 ein helles Grün als Anstrich benutzte.

Aber die Leidenschaft der Verkehrsamateure, die ihr Vorsitzender Günter Stetza aus Essen jedes Jahr an einem anderen Ort zum Erfahrungsaustausch Zusammenhalt, hat auch einen ernsten Hintergrund. Für manche Nachforschungen der amtlichen Verkehrsstellen war das Material der Verkehrs-Freunde eine unersetzliche Fundgrube. In vielen Städten sind die Amateure und die offiziellen Verkehrsfachleute inzwischen schon lange zu guten Freunden geworden. Nicht zuletzt, weil sie eines gemeinsam haben: die Liebe zu den Problemen und der Entwicklung auf dem deutschen Verkehrs-Sektor.

August 1955
KVB-Nachrichten, Köln – August/September
6. Jahrestagung der deutschen Verkehrsamateure in Köln und Bonn 1955

Bei diesen Amateuren (abgeleitet von a m o — ich liebe) handelt es sich um verkehrsinteressierte Menschen, wie sie sich in fast allen Berufszweigen finden. Eines haben sie gemeinsam: ihr Steckenpferd bilden Probleme des Verkehrswesens, denen sie ein gut Teil ihrer Freizeit opfern. Ihre Jahrestagungen wollen Menschen gleichen Sinnes zusammenführen, um gedeihlichen Gedankenaustausch zu pflegen, um zu einem guten Kontakt zwischen Verkehrsbetrieb und Öffentlichkeit beizutragen, um mit offenem Sinn und wahrer Passion Verkehrsfragen zu diskutieren.

Diesen solchermaßen willkommenen Gästen stellten die KVB am 4. August 1955 für die ca. 60 Tagungsteilnehmer einen Sonderzug bereit, mit dem einige Verkehrsknotenpunkte, Betriebshöfe und die Hauptwerkstätten angefahren wurden. Mittags ging es mit der Straßenbahn-Sonderlinie 99 — so hatte man den Sonderzug als Besonderheit für die verkehrsinteressierten Gäste beschildert — zur Flora, wo die Herren vom Beigeordneten Zerhusen mit verbindlichen Worten begrüßt und mit Anspielung auf ihren Standpunkt „Im öffentlichen Nahverkehr muß dem Schienenfahrzeug der Vorrang vor dem Gummifahrzeug bleiben“ angesprochen wurden.

Dipl.-Ing. Boisserée und Stadtinspektor Schmidt, die bei den KVB mit der Ausarbeitung des Laufplans für den Sonderzug, mit der Gestellung der Tagungsunterlagen und mit der Organisation des Tagesablaufs beauftragt waren, konnten am Schluß der Veranstaltung mit Genugtuung feststellen, daß die Gäste für das Gebotene überaus dankbar waren und daß sie mit einem solch reichhaltigen Fahrten- und Besichtigungsprogramm nicht gerechnet hatten.

Es ist anzunehmen, daß die Verkehrsamateure dem, was sie bei den KVB gesehen und erlebt haben, einen guten Platz in ihrer Erinnerung einräumen werden. Eben das hat die Werkleituug angestrebt.
Hier sei allen Betriebsangehörigen, die irgendwie zum Gelingen der Tagung beitrugen, nochmals aufrichtig gedankt.

An diesem Abzeichen, in den kölnischen Farben gehalten, erkannte man im Stadtbilde die Verkehrsamateure.

August 1955
Hamburger Nahverkehrsnachrichten
Ein Höhepunkt jagte den anderen !

Unter diesem Motto hätte die Jahrestagung 1955 der deutschen Verkehrsamateure im Raume Köln/Bonn stehen können. Das Programm hatte tatsächlich einen so großen Rahmen, daß es schwer wurde, das Gesehene und Gehörte zu behalten und zu verarbeiten.

Beim zwanglosen Zusammensein am Mittwoch, den 3.8.55, im Hotel “Union” in Köln wurde so manche Bekanntschaft aufgefrischt und erneuert, als sich die eintreffenden Teilnehmer dort zusammenfanden. Später erläuterte Herr Hansen von den Kölner Verkehrsbetrieben (KVB) anhand von Statistiken die Unfallbeteiligung und Herabminderung von Unfällen der Straßenbahn im öffentlichen Verkehr. Durch systematische Beobachtung der Unfälle und Einkreisung der sie verursachenden Möglichkeiten konnten die KVB in den letzten sechs Jahren die Unfallbeteiligung der Straßenbahn von 11,6% auf ca.5 % herabmindern.

Das offizielle Programm dieser Tagung begann am Donnerstag, den 4.8.55, in Köln-Sülz, von wo aus die nur für diese Tagung eingerichtete Linie 99 mit den Verkehrsamateuren zu einer Rundfahrt auf dem linksrheinischen Kölner Stadtnetz startete. Nach der Besichtigung mehrerer Betriebsbahnhöfe und Verkehrsanlagen wurde die Hauptwerkstätte in Weidenpesch aufgesucht. Hierbei muß noch einmal bemerkt werden, daß die Linie 99 nach einem Sonderfahrplan verkehrte, dessen genaue Einhaltung mit der Durchführung des Programms verbunden war. Bei dem gemeinsamen Mittagessen in d.er Flora hielt Herr Bürgermeister Zerrhusen die Tischrede, in der er betonte, daß d.ie Verkehrsbetriebe die Verkehrsamateure besonders deswegen gerne sähen, weil diese, “fachlich vorgebildet”, der Gesellschaft manchen Tip vermitteln, den diese günstig nützen könnte. Im übrigen wies er darauf hin, daß die Straßenbahn im heutigen Massenverkehr nicht nur das sicherere, sondern auch das rentabelste Verkehrsmittel sei, und forderte die Teilnehmer auf, die Straßenbahn in dieser Hinsicht zu verteidigen. Anschließend konnten wir mit den neuen Vorortbahnwagen, einem Sonderzug der Linie G, die Überlandstrecke nach Bergisch-Gladbach bis zum Betriebsbahnhof Thielenbruch befahren. Von dort ging es mit einem fahrplanmäßigen Zug mit Wagen älterer Bauart zurück nach Mülheim, wo wir wieder die Linie 99 bestiegen, die diesmal sogar mit einem E-Wagen erschienen war, und fuhren zum Betriebsbahnhof Ost. Der dort aufgestellte Pferdebahnwagen sowie der Fahrschulzug und einige and.ere Wagentypen dürften wohl noch nie sooft fotografiert worden sein wie an diesem Nachmittage. Gegen 17.30 Uhr fanden wir uns dann bei der Waggonfabrik “Westwaggon” ein, um hier unter der Führung zweier Herren das Werk kennen zu lernen.

Den zur freien Verfügung stehenden Abend dürften viele Teilnehmer zu einer Fahrt auf einer der zahlreichen Vorortlinien der KVB benutzt haben.

Am Freitag, d.en 5.8.55, waren die Verkehrsamateure Gäste der Köln-Bonner Eisenbahnen A.G. (KBE), die sich ebenfalls ein reichhaltiges Programm ausgedacht hatte. Am Endpunkt der Vorgebirgsbahn in Köln/Barbarossaplatz trafen sich die Teilnehmer, um nach einer kurzen Einführung von Herrn Oberbaurat Schiep, der auch unser ständiger Begleiter auf der KBE war, während einer Omnibusfahrt die Bahnanlagen des Dampfbahnhofes Köln-Sülz zu besichtigen. Es war ein Dampfsonderzug bereitgestellt, für den ein Sonderfahrplan aufgestellt war, um die Teilnehmer auf der dichtbelegten Strecke in die Braunkohlengebiete von Berrenrath zu bringen. Wir gewannen einen Eindruck von der gewaltigen Ausdehnung des Schürfgebietes, das auch das größte Kraftwerk Europas, das Goldenbergwerk, mit Brennstoff versorgt. Unser Zug fuhr dann nach Vochem-Brühl, wo das Gleisbildstellwerk und das Gleichrichterwerk in Augenschein genommen wurden. Außerdem wurde uns das Deutschlandgerät zum Eingleisen von Lokomotiven praktisch vorgeführt. Über die Querbahn gelangte der Zug nach Wesseling, wo die Hafenanlagen der KBE besichtigt wurden. Allen Teilnehmern wurde die wirtschaftliche Notwendigkeit der Güterbeförderung in diesem Raume durch die KBE deutlich vor Augen geführt. Während der Mittagspause, in der Herr Direktor Dr. Krüger die Tischrede hielt, vermittelte er uns einen Einblick in die Historik der KBE und hob besonders die Verkehrs- und Aufbauleistungen nach dem Kriege hervor. Er betonte, daß die KBE auch heute noch ständig in der Entwicklung begriffen ist. Von der Hauptwerkstatt aus ging es mit einem Schnellzug des neuesten Wagentyps auf der gepflegten Strecke von Wesseling mit 85 std/km nach Bonn.
In Bonn selbst rundete sich das Programm dieses Tages mit einer Omnibusfahrt, bei der das Straßenbahndepot in Rheindorf besichtigt wurde, sowie mit einer O-Busfahrt über den Kurs der Linie 16 zum Venusberg ab.

Am Sonnabend, den 6.8.55, war der Berta-von-Suttner Platz, die Abfahrtsstelle d.er Siegburger Bahn in Bonn, Treffpunkt. Über diese Bahn gelangten wir nach Siegburg, um von dort mit einem Sonderzug der Kleinbahn Siegburg-Zündorf (KSZ), bestehend aus einem renovierten Triebwagen und Beiwagen, nach Sieglar befördert zu werden. Diese Bahn fährt von Siegburg bis Sieglar meist als Straßenbahn durch die Ortschaften, um von dort bis Zündorf als Kleinbahn zu verkehren. Durch einen Abstecher konnten das Depot der Wahner Straßenbahn sowie der Flugplatz Köln-Bonn in Wahn besichtigt werden. Mit Omnibussen wurden wir nach Siegburg zurückgefahren und von dort mit der SSB nach Bonn. Hier fand ein Mittagessen im Kaisereck statt. Herr Generaldirektor Walraff von d.er BVG setzte sich in seiner Tischrede mit dem Begriff des Verkehrsamateure und seine Beziehungen zur Verkehrsgesellschaft auseinander. Nachmittags wurde auf der Strecke der SSB nach Honnef ein neuer Zug in allen Einzelheiten vorgeführt. Infolge vorgeschrittener Zeit mußte die Besichtigung der Petersbergbahn fallen gelassen werden. Dafür konnte die Fahrt auf den Drachenfels mit der Drachenfelsbahn und der Aufenthalt auf diesem um so ausgiebiger gestaltet werden. Die Rückfahrt nach Bonn erfolgte mit einem Schiff der Bonner Personenschiffahrt auf dem Rhein von Königswinter aus. Das offizielle Programm schloß an diesem Abend mit einem gemütlichen Beisammensein, bei dem die Teilnehmer noch einmal Gelegenheit hatten, Bilder auszutauschen und persönliche Bekanntschaften zu vertiefen.

Infolge Zeitmangels war es bis dahin nicht möglich gewesen, der Straßenbahn Bonn-Bad Godesberg-Mehlem (BGM) Aufmerksamkeit zu schenken. Aus diesem Grunde erbot sich Herr Direktor Henny, am Sonntag, den 7.8.55, für Interessierte eine Besichtigung des Depots in Friesdorf mit einer anschließenden Fahrt nach Mehlem und wieder zurück durchzuführen.

Zum Schluß sei noch erwähnt, daß sich wie auch auf der Jahres tagung 1954 in Hannover Presse und-Rundfunk eingefunden hatten, um einerseits sich über die Existenz der Verkehrsamateure zu informieren und andererseits die Bevölkerung über die Arbeit zu unterrichten.
Das Programm der diesjährigen Tagung enthielt, es muß noch einmal gesagt werden, tatsächlich so viele Höhepunkte, deren Zusammenstellung wahrlich eine Meisterleistung darstellte. Wir danken insbesondere dem Organisator all dieser Tagungen, Herrn Günther Stetza, recht herzlich für seine Mühe, durch die Zustandekommen solcher Zusammenkünfte stets gewährleistet ist. Darüber hinaus sind wir sämtlichen Herren der KVB, Westwaggon, KBE, BVG, KSZ, SSB, BGM, Drachenfelsbahn und Rheinschiffahrt zu aufrichtigem Dank für ihr Entgegenkommen verbunden. GE

Die Vortagung in Aachen
Aus Anlaß der Jahrestagung 1955 in Köln/Bonn fand am 3.8.55 eine Vortagung in Aachen statt, zu der etwa 20 Teilnehmer gekommen waren. Die ASEAG hatte den Teilnehmern freundlicherweise Freifahrtausweise zur Verfügung gestellt, und somit konnten viele bereits am Vorabend einen großen Teil des Stadtnetzes kennen lernen. Die Vortagung begann mit einer Fahrt auf einer der längsten O-Buslinien Deutschlands. Es schlossen sich umfangreiche Fahrten auf dem weiten Überlandnetz der ASEAG an. Wie wir erfuhren, hat sich die Betriebslänge der Überlandstrecken verringert, da sie teilweise nicht mehr in betriebssicherem Zustand war und oft eingleisig seitlich der Bundesstraßen verliefen. Trotzdem ist man straßenbahnfreundlich. In Stolberg zum Beispiel wollten einige Mitglieder der dortigen Stadtverwaltung in einer sehr engen Straße die Bahn durch ein „moderneres“ Verkehrsmittel, den Omnibus, ersetzen. Die ASEAG veranstaltete daraufhin eine Umfrage bei den Geschäftsinhabern der betroffenen Straße. Die Antwort war eindeutige “Wir wollen die Bahn behalten!” Davon abgesehen hätte man für den Omnibus einen Kreuzungsplan einführen müssen, denn die Straße ist zu schmal. Wenn die neuen Großraumzüge geliefert worden sind, sollen sie auf dieser Strecke zum Einsatz kommen. Die bestehenden Überlandstrecken in Meterspur befinden sich in bemerkenswert gutem Zustand. Mann erzielt hier hohe Geschwindigkeiten. Dem Verkehrsamateur fällt außerdem in Aachen die Rückstromgewinnung bei der Straßenbahn auf, die Stromersparnisse bis zu 30 % bringt. Besonderes Interesse erweckte natürlich der grenzüberschreitende Verkehr, der zur Zeit nur mit Omnibussen durchgeführt wird, da die in Holland und Belgien bestehenden Bahnen wie auch ein Teil der deutschen Anschlußestrecken den Folgeerscheinungen des Krieges und dem Abbau zum Opfer fielen. Die Strecken nach Holland werden im Gemeinschaftsverkehr mit der LTM (Limburgsche Tramweg Mij.) betrieben, während man an der Grenze nach Eupen in Omnibusse der SNCV umsteigen muß.

Am Nachmittag fand eine sehr interessante Fahrt nach Holland statt. Herr Jacobs von der LTM erwartete uns am Bahnhof Heerlen, wo sich eine Betriebsstelle befindet, um uns durch einen Teil Limburgs zu begleiten. Da das Programm so reichhaltig war, ließ es sich nicht vermeiden, daß wir gegenüber unserem Fahrplan etwas Verspätung hatten. So wurde der Eiltriebwagen nach Köln versäumt. Liebenswürdigerweise stellte die ASEAG einen Sonderbus für die Fahrt nach Köln zur Verfügung.

Zum Schluß sei den beteiligten Herren der ASEAG, der LTM, sowie Herrn Dieter Vogt nochmals für all die Bemühungen gedankt, die ihnen unsere Tagung in Aachen bereitet hat. hlse

Was wir während der Tagung hörten und was uns auffiel:
Ungewohnt erscheint zunächst in Köln die Zugbildung der Straßenbahnen. Abgesehen davon, daß 17 verschiedene Straßenbahn-, 9 Vorortbahn- und ebenso viele Beiwagen-Fahrzeugtypen laufen, sieht man auch alle möglichen Kombinationen, bis zu vier Wagen zum Zug gekoppelt. Bei mehreren Tw. mit Hauptstrom-Zugsteuereung. Einige häufig beobachtete Zusammenstellungen: Tw + Tw, Tw + Tw + Bw, Tw + Bw + Tw, Tw + Bw + Tw + Bw. Auch die Vorortbahnen, im Stadtgebiet als Straßenbahnen, die nicht an jeder Haltestelle halten, außerhalb des Stadtgebietes auf eigener Trasse, kennen außerdem noch Zusammenstellungen wie: 2xTw + 4-xBw + 4-xBw, vierachsige Tw + Bw + Bw + Bw, Tw + B.w + Bw + Tw oder Tw + Bw + Tw + Bw bzw. Lok + drei oder vier Bw und Kombinationen mit Zwillings-Tw.
Die neuen, sehr eleganten Einheiten der Vorortbahnen, von denen 11 bereits von Westwaggon geliefert wurden, bestehen aus je einem Trieb- und Steuerwagen (Motorleistung: 4 x 68 kW ), die zum Zuge gekoppelt werden können.
So vielfältig der Fahrzeugpark ist, so verschieden sind die Wagengrößen und die Radstände wie z.B.: 2achsig – von 1,7 m bis 3,5 m; 3achsig – 2,35 + 2,35 m; 4achsig – 1,8 m / 8,2 m Drz. und 1,9 – 2 – 2,1 m / 7,3, m Drz.. Die Motorleistungen gehen von 2 x 2-9,5 kW über 2 x 37, 2 x 56 zu 2 x 60 und bei den Vierachsern von 2 x 74 über 4 x 37 zu 4 x 71 kW. (Durchweg AEG u, SSW)
Von den in Jahren 47/48 beschatten sechs 2achsigen E-Loks für Personenverkehr Leistung 1 x 135 kW (BBC)., sind nur noch drei in Betrieb, da sie die Gleise zu sehr beanspruchen und 2 Mann Personal erfordern.

Erfreulicherweise sind in Köln die Gleisachsen der Straßenbahn in den letzten drei Jahren konsequent bis auf einige Anschlüsse und Stellen,die später ohnehin umgebaut werden, auf 3 m erweitert worden, selbst, wenn an einigen Abschnitten dadurch Halteverbote für Kfz entstehen. Auf drei Linien können bereits Wagen mit einer Breite von 2,50 m eingesetzt werden. Daher bekommen die ersten fünf bestellten Großraumwagen, von denen wir einen bei Westwaggon im Bau sahen, auch diese Breite und werden bei dem üblichen Fassungsvermögen 40 Sitzplätze aufweisen. Diese Wagen erhalten je ein angetriebenes Düwag-Drehgestell mit einem 90 kW-Motor, Kardanantrieb und werden nur als Tw zum Zuge gekoppelt.
Der Anteil der eigenen Bahnkörper ist mit etwa 30% recht günstig und wird bei der Neugestaltung von Straßen und Verkehrsanlagen ständig erhöht. Die Geleise, besonders der Vorortbahnen bestehen vielfach aus gekehrten Schienen, d.h. alte Fahrkanten nach außen. Im Interesse des ruhigen Fahrzeuglaufs möchte man wünschen, daß städtischen Betrieben wie der KVB, mehr Mittel zur Beschaffung von Neumaterial bereitgestellt würden.

Sehr günstig für den Strab.-Verkehr wirkt sich eine Befehlsstelle in dem Erker eines Hauses am Neumarkt aus; der mit 340 durchlaufendeh, 473 endenden Straßenbahn- und 388 endenden Vorortbahnzügen, d.h. mit einer Tagesbelastung von 1201 Zügen der wichtigste Umsteigeplatz in Köln ist. In dieser Befehlsstelle laufen alle wichtigen Meldungen über den Betrieb zusammen, von hier aus gehen Anweisungen und wird der Einsatz der Fahrzeuge geregelt. Sie steht auch in direkter Verbindung mit dem benachbarten Rudolfplatz, einem weiterem wichtigem Knotenpunkt.
Bei Sportveranstaltungen im 1928 erbauten Stadion verkehren zur An- und Abfahrt von der 7gleisigen Schleifenanlage mit zahlreichen Weichenverbindungen die Straßenbahnzüge in 24sec. -Folge.

Nebenstehend: Unmaßstäbliche Skizze des Kölner Verkehrsnetzes. (Der Plan größer im geschützten Mitgliederbereich aufrufbar!)

Im weiteren fielen uns verschiedene straßenbahn- gesteuerte Signale für den Kfz.-Verkehr auf, so z.B. bei der Durchquerung eines größeren Kreisverkehrsplatzes am Ende der Deutzer Brücke, beim Seitenwechsel oder Abbiegen der Strab. Die wichtigsten Wegübergänge der Vorortbahnen sind durch automatische Warnlichtanlagen oder Schranken gesichert.

Form und Lage von neuen Haltestelleninseln werden durch 10cm breite, durch Stifte im Straßenpflaster gehaltene, Flacheisenbänder, die mit Erde ausgefüllt werden, praktisch erprobt.
Es dürfte bekannt sein, daß die Fahrdrahthöhe in einigen Straßenzügen wegen der Karnevalsumzüge 7,20m betragen muß, daher besitzen die Wagen verhältnismäßig große Scherenstromabnehmer.
Zur Verkehrslage: In den Hauptverkehrszeiten stehen 20% mehr Fahrzeuge im Einsatz. Bisher ging die Zahl der Beförderungsfälle im Sommer um etwa 20% zurück. Im Zeichen einer allgemeinen Zunahme der Beförderungszahlen auf den öffentlichen Verkehrsmitteln trat in diesem Jahre der Rückgang nicht ein. So betrachtet man bei der KVB, den kommenden Winter mit einiger Sorge, da möglicherweise nicht genug Fahrzeuge vorhanden sind. Selbst die erwarteten fünf neuen Großraumwagen werden allenfalls ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Die im Kriege erheblich zerstörte Kölner Innenstadt wird aus unerklärlichen Gründen in der gleichen Engwinkeligkeit wieder aufgebaut. Mit Ausnahme einer Stichstrecke vom Kaiser Wilhelm – Ring zum Dom / Hauptbf. war nicht mehr an die Einrichtung eines Straßenbahnbetriebes gedacht. Die hier verkehrenden Omnibuslinien 35 und 34 sind mit Anhängern im 4min.-Betrieb so stark besetzt, daß die Wiederherstellung einer Strab.-Strecke ernsthaft erwogen wird, schon, um den sehr stark belegten Gleisabschnitt auf dem Ring zwischen Rudolfplatz und Ebertplatz zu entlasten.
Nach Schluß der Theatervorstellungen werden Sonderbusse in verschiedene Richtungen eingesetzt.

In der Waggonfabrik -Westwaggon- bemerkten wir außer den genannten Kölner Neubauten einige Dreiachser für die Bonn-Bad Godesberg-Mehlemer Straßenbahn, eine Reparatur des neuen Wuppertaler Type, einige im Bau befindliche E-Triebwagenzüge für den Ruhr-Schnellverkehr und fünf in den Jahren 1930 und 1952 für die Bahnen des Wupper-Sieg Kreises gebaute dreiachsige Großraumwagen, die hier aufgearbeitet werden und für Bremerhaven bestimmt sind.

Die wirtschaftliche Grundlage der Köln-Bonner-Eisenbahnen (KBE) bildet der Güterverkehr besonders auf der Strecke Berrenrath-Brühl-Wesseling Rheinwerft. Hier ist ein großer bahneigener Umschlaghafen mit acht Krähnen und Silos, in dem vornehmlich Briketts und Chemikalien verladen werden. Wie wir erfuhren könnten die Gütertarife durchschnittlich um 25% gesenkt werden, wenn der Personenverkehr nicht jährlich 4 bis 5 mio DM Zuschuß erforderte. Es würde genügen wenn die Fahrgäste zu kostenechten Tarifen befördert werden könnten, d.h. daß für Berufs- und andere stark vergünstigte Fahrten nicht eine Ermäßigung des Fahrpreises bis zu 70% gewährt würde, sondern lediglich eine Art Mengenrabatt in Anrechnung käme. Im elektrischen Personenbetrieb sind von 70 Einheiten 68 täglich eingesetzt, die durchschnittliche Tagesleistung beträgt 365 km und steigt bei den im Schnellverkehr eingesetzten Fahrzeugen auf 585 km. Durchschnittliche Platzausnützung entspricht mit 58% dem normalen Verhältnis. Die Stromversorgung weist mit der Hamburger S-Bahn große Ähnlichkeit auf.
Die Drehgestelle Bauart „Minden-Deutz“ verleihen den neuen Fahrzeugen auf den hervorragend gepflegten Gleisen einen außerordentlich ruhigen Lauf. Somit wird die augenblicklich mit 85 km/h festgesetzte Höchstgeschwindigkeit auf 100 km/h erhöht werden können. Antriebsleistung je Doppelwagen; 4 x 108 kw.

In Bonn fällt die außerordentliche Enge der Innenstadt und. des Gebietes um den Hauptbahhhof auf., Die Fahrbahnen der Straßen weisen teilweise eine Breite auf, die nur für zwei Straßenbahngleise reicht. Da es in diesen Straßen unmöglich ist, zu parken, ist der Verkehr in ihnen einigermaßen flüssig. Die Schienen befinden sich in einem guten Zustand, so daß die Stadtbahnwagen trotz ihres Radstandes von 1,80m auch bei höheren Geschwindigkeiten ruhig laufen. Wie wir hörten, hintertreiben die Geschäftsleute mit allen Mitteln den Bau einer Durchbruchstraße vom Bertha von Suttner-Platz, dem jetzigen Endpunkt der Siegburger Bahn, zum Rheinuferbahnhof. Der Streckenverlauf und einige Anlagen der Siegburger Bahn sind in der letzten Zeit modernisiert worden.
Die Kleinbahn Siegburg – Zündorf fand sofort ihre Liebhaber unter den Verkehrsamateuren. Die Betriebsleitung war in kürzester Zeit unter ihnen aufgeteilt (in Gedanken), die Wahner Straßenbahn angeschlossen. Die Wagen der KSZ waren, soweit wir beobachten konten, gut besetzt. Die Bahn bleibt auch bestehen. Hauptträger der KSZ ist der Güterverkehr.
Von der Siebengebirgsbahn muß zunächst die Formschönheit der neuen Doppelwagen und die geschmackvolle Inneneinrichtung erwähnt werden, die, wie auch bei den neuen Dreiachsern der Bonn-Bad Godesberg-Mehlemer Straßenbahn sich durch Holzfurniere, aus Afrikanisch Birnbaum, goldeloxierte Beschläge und rote Künstlederbezüge auf dem gepolsterten Sitzen auszeichnet. – Wir konnten uns davon überzeugen, wie wichtig bei Schraubenfederung die Dämpfer für den Wagenlauf sind.

Das Verkehrsaufkommen schwankt bei der Drachenfelsbahn von 8 b:is 14 000 täglich beförderten Personen. Zwei neue E-Triebwagen mit Federspeicherbremse können im Einmannbetrieb gefahren werden.
Allgemein verdient die einfache und zweckmäßige Ausgestaltung der Haltestellen und Bahnhofsanlagen bei sämtlichen Vorortbahnen die mit vertretbarem Aufwand sich den jeweiligen Erfordernissen und der Umgegend anpassen. Die Form der Radsätze erlaubt sowohl auf normalen Straßenbahnschienen, als auch auf Bundesbahngleisen zu fahren. Seit einigen Jahren werden die Radsätze aller genannten Bahnen zylindrisch nachgedreht, der Wagenlauf wurde gegenüber den früher verwandten konischen ruhiger.
Schaltungen der modernen Wagens KVV-Vorortb. Kiepe, El. pneum, Knüppel; KBE, Siemens, Automat. Schützenst.; SSB, AEG, Motorisch angetr. Nockenschaltw. Knüppel. Alle Druckluft zusätzlich.

Die gut gelungene Tagung war von 55 Teilnehmern besucht, davon 8 aus Hamburg. Weitere Unterlagen über die Bahnen können bei den Teilnehmern und der Redaktion eingesehen werden! gdo

27.1.1956
Rundschreiben
Foto-Rundsendung von der Jahrestagung 1955 in Köln/Bonn

Liebe Freunde !

Wie im “Sammler-Brief” angekündigt, bringe ich hiermit die Foto-Rundsendung von der Jahrestagung 1955 auf den Weg, nachdem einige Teilnehmer ihre Aufnahmen zu diesem Zweck freundlicherweise zur Verfügung gestellt haben. Ich bitte, auch dieser Sendung wiederum keine Bilder zu entnehmen, sondern unter Angabe der Nummer oder sonstigen Bezeichnungen die Bestellungen bei den Inhabern der Negative direkt aufzugeben. Die dieser Rundsendung beigegebenen Fotos sind am Schluss des Umlaufplanes, den ich einzuhalten bitte, aufgeführt.

Um einen Verlust dieser Rundsendung oder ein längeres Ausbleiben sofort feststellen zu können, werden die einzelnen Teilnehmer gebeten, unter Benutzung einer der ebenfalls beigefügten vorgedruckten Postkarten eine Nachricht über Empfang und Weiterleitung dieser Sendung an mich zu geben. Auf diese Weise bin ich stets laufend davon unterrichtet, wo sich die Bilder befinden. Hoffentlich wird durch diese Sicherungsmassnahme auch der Umlauf gegenüber den früheren Sendungen beschleunigt.

Mit freundlichen Grüssen !

Anlagen.


Im geschützten Mitgliederbereich sind wie immer die Scans der Originaldokumente sowie Teilnehmerlisten und oft weitere Anlagen aufrufbar!