Auch nach 67 Jahren nicht langweilig – die Berliner Verkehrsblätter

Eine bemerkenswert langjährige Konstante bei den gedruckten Informationen zum Thema Verkehr sind die seit 1954 erscheinenden BERLINER VERKEHRSBLÄTTER, bei denen es auch Querverbindungen zum VDVA gibt. Einer der beiden Gründer dieses Mitteilungsblattes war der 1980 verstorbene Verkehrsfreund Siegfried Münziner. Er gehörte bereits vor dem Zweiten Weltkrieg zum Kreis um Günter Stetza und der „Sammergruppe Verkehr“ innerhalb der NS-Organisation „Kraft durch Freude“ in Berlin, die im Jahre 1939 in Berlin die wohl mitgliederstärkste Gruppe von Gleichgesinnten zum Thema Verkehr in Deutschland bildete. Auch als Günter Stetza in Essen 1946 mit dem Informationsblatt „Der Sammler-Brief“ versuchte, die verbliebenen Interessenten wieder zusammenzuführen, gehörte Münzinger schon bald wieder zu dem Kreis. Auch die örtlichen Treffen der Verkehrsfreunde in Berlin lebten wieder auf, was in Zeiten von vier Besatzungszonen der Stadt und zahlreichen Restriktionen gar nicht so einfach war.

Der Wiederaufbau Berlins und seines Verkehrs war in den 1950er Jahren sehr interessant und spannend, nur leider mangelte es an sicheren Informationskanälen. Viele wussten etwas, aber selten fanden die Informationen auch zusammen. Die Kurzmeldungen im monatlich von Stetza herausgegebenen Sammler-Brief boten für eine Dokumentation der zahlreichen Veränderungen zu wenig Platz. Dies ließ bei Münziger den Wunsch nach einem eigenen auf die Berliner Ereignisse begrenztem Mitteilungsblatt aufkommen, welcher verwirklicht werden konnte, als der 2016 verstorbene Berliner Verkehrsfreund Wolfgang Kramer diese Idee tatkräftig unterstützte. 1954 erschien das erste Mitteilungsblatt mit dem Namen „Der Berliner Verkehrsamateur“ und bot auf drei hektographierten Seiten aktuelle Informationen. Zunächst wurden 30 Exemplare vervielfältigt. Bis Ende 1955 erschien das Mitteilungsblatt in dieser Form, ab 1956 wurde es dicker und hieß nun „Berliner Verkehrsblätter“. Das Ziel der Veröffentlichung bestand darin, die einsetzenden Entwicklungen in einer ständig fortgeschriebenen Verkehrschronik zu dokumentieren. Die Auflage stieg stetig, ebenso die Seitenzahl und die behandelten Themen.

Bis 1971 wurden die Hefte auf Wachsmatrize geschrieben und dann mit der Hand abgezogen. Bei bis zu 20 Seiten und mehreren hundert Exemplaren ein sehr zeitraubendes Verfahren. Es gab allerdings schon seit Ende der 1950er Jahre einen farbigen Schutzumschlag (für jeden Jahrgang in anderer Farbe) und auch Strichzeichnungen ließen sich auf den Matrizen erstellen. Für Fotos gab es zusätzlich gedruckte Einzelseiten.

Mit zunehmender Zahl der Mitarbeiter, die einfach notwendig waren um das komplett in ehrenamtlicher Arbeit erstellten und vertriebene Heft jeden Monats an die Interessenten zu bringen, wurde dann ein Verein gegründet, welcher das Ganze auf eine sichere rechtliche Basis stellte. Die Hauptaufgabe des „Arbeitskreis Berliner Nahverkehr e.V.“ war die Herausgabe der Zeitschrift. Die Statuten sah aber auch die Möglichkeit vor, unabhängig davon weitere Publikationen zum Berliner Nahverkehr herauszugeben, wovon insgesamt vier Mal Gebrauch gemacht worden ist. Die bekanntesten davon sind die 1994 und 2001 erschienenen Linienchroniken der elektrischen Straßenbahnen in Berlin, mit denen zwei Standardwerke entstanden.

Ab 1972 erschienen die BVB im Offsetdruck als „richtige Zeitschrift“. Dem VDVA blieben die BVB immer freundschaftlich verbunden, zumal auch Kramer und Münziger ab 1956 bzw. 1957 Mitglieder waren. Das äußerte sich z.B. darin, dass die Jahrestagungen angekündigt und nach Durchführung auch darüber berichtet wurde. Den Fortschritten der Drucktechnik und der Siegeszug der Digitalisierung machten auch bei den BVB immer wieder Verbesserungen und zumeist auch Erleichterungen bei deren Erstellung möglich. Der Absatz von monatlich 2000 Exemplaren ist der Lohn dieser Arbeit. Zu erwähnen wäre auch, dass die BVB nach wie vor ein sehr niedriges Preisniveau haben und die Preise oft jahrelang unverändert bleiben. Die wird auch durch Spenden möglich, welche dem Arbeitskreis jedes Jahr zugedacht werden.

Wer über die Verkehrsentwicklung in und um Berlin herum regelmäßig und umfassend informiert sein möchte, für den sind auch im Zeitalter des Internets die BVB nach wie vor eine wichtige Quelle, dienen sie doch auch als Lotse um in der erschlagenden Flut von Informationen die Spreu vom Weizen zu trennen, aber auch zu kommentieren und zu bewerten.

Der VDVA erhielt seitens des Arbeitskreises das freundliche Angebot, eine kostenlose Anzeige für sein Bildarchiv in den BVB zu schalten, welche dort im Mai erscheinen wird. Gerne geben wir die Information zur Zeitschrift im Gegenzug an unsere Mitglieder weiter. Sollten Sie an einem Bezug Interesse finden, dann finden sich die Informationen dazu in der Anzeige der Berliner Verkehrsblätter.

Axel Reuther