Jahrestagung 2018 3x Sachsen

Tagungsprogramm:
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Tagungsheft:
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Tagungsrückblick:

Die Vortagung der 69. Jahrestagung des VDVA 2018 startete am Freitagnachmittag auf Gleis 4 der Straßenbahnhaltestelle vor dem Leipziger Hauptbahnhof. Über 40 Teilnehmer versammelten sich bei heißem Sommerwetter und fuhren mit der SL 14 zur Endschleife Plagwitz, um von dort nach einem kurzen Fußweg das Werk HeiterBlick im Verbund der Kirow-Werke zu erreichen. In zwei Gruppen wurde uns sowohl der Bereich Schienenkrane und Hüttenfahrzeuge als auch der Bereich Straßenbahnmontage gezeigt, wo zur Zeit eine Serie von 30 GTZ6-H-Triebwagen des Typs Tw 3000 für die Üstra in Hannover montiert werden. Die sauberen Hallen, die ausgeklügelte Logistik und die Taktfertigung begeisterten die Teilnehmer. Anschließend holte uns der „Gläserne Leipziger“ in der Schleife Plagwitz ab, um mit einer Stadtführerin Leipzig zu erfahren. In der Schleife nahe dem Völkerschlachtdenkmal und beim Gleisdreieck wurden interessante Fotohalte durchgeführt.

⇧ Der „Gläserne Leipziger“ Tw 1800 + Bw 700 vor der Schleife Plagwitz, Leipzig

Der Samstag und damit der Beginn der Haupttagung mit knapp 60 Teilnehmern führte uns nach Halle. Vom Bad Dürrenberg fuhren wir mit einem ZR-NGT6 611 nach Merseburg und über die Überlandstrecke nach Halle. Die Betriebshöfe Rosengarten und Freiimfelder Straße konnten besichtigt werden. Von letzterem ging es mit einem Tatra-Dreiwagenzug Tw 1156 + Tw 1221 + Bw 222 nach Halle Neustadt und ins Historische Depot Seebener Straße. Die Hallesche Straßenbahnfreunde boten uns neben einer guten Stadtbilderklärung auch hervorragende Fotohalte.

⇧ 3 Tatra-Zug Tw 1156+1221 + Bw 222 Mansfelder Str., Halle (Saale)

Abb. 4 Gotha-Zug Tw 523 + Bw 328 Historisches Depot Seebener Straße

Ein Imbiss beschloss den Tag im Depot und ein Gotha-Tw 523 mit Lowa-Bw 328 brachte uns in schneller Fahrt zum Hallenser Hauptbahnhof zurück.

Am Sonntagmorgen holte uns der Lowa-Zug 1601+803 in Leipzig am Hauptbahnhof West ab. Der Triebwagen war der erste gelieferte Wagen der Serie und unterschied sich durch eine Reihe von Abweichungen von der späteren Serie. Nach einer Fahrt durch die Stadt mit dem Außenziel Knautkleeberg ging es zum alten Straßenbahnmuseum Möckern, da das neue an der Wittenberger Straße erst im nächsten Jahr bezogen wird. Eine umfangreiche Führung durch Sammlung und Werkstatt wurde uns geboten, und eine lange Schlange wand sich am Museumsshop. Besonders beeindruckend war das durchdachte Sammlungskonzept, dass auch eine zur Gartenlaube umfunktionierte Straßenbahn einschloss, die absolut typisch ausgestattet war. Etliche Trebe- oder Beiwagen befinden sich in der Aufarbeitung, die auch schon einmal einem Neubau gleicht. Der Pullmann-Tw 1464 mit dem Niederflurbeiwagen 2012 führte uns nach einer Runde durch die Innerstadt dann über die Überlandstrecke nach Schkeuditz. Von dort zurück war Wahren der Endpunkt unserer Fahrt, um von dort aus mit der Parkeisenbahn am Auensee eine Runde zu fahren. Daran schloss sich eine Führung an, die über Schrankenposten, Fahrzeughalle und Stellwerk der vom Verein geführten und von Kindern betriebenen Bahn erstreckte. Mit einer Fahrt des von der Elektroakkulok 1 gezogenen Zuges zur Bushaltestelle endete das Programm dieses heißen Sommertages.

⇧ 4 Lowa-Zug Tw 1601 + Bw 803 Schleife Knautkleeberg

⇧ 5 Tw 1464 + Bw 2012 Schleife Depot Möckern, Leipzig

⇧ 6 Werkstatt im Museumsdepot Möckern

⇧ 7 Parkbahn Auensee, Leipzig

Der erste Werktag der neuen Woche begann mit einem Besuch der Firma IFTEC, der ehemaligen Straßenbahnhauptwerkstätte der Leipziger Straßenbahn im Ortsteil Heiterblick. In zwei Gruppen wurden wir zunächst durch die alten, heute meist leer stehenden Gebäude geführt und anschließend durch den Neubau aus dem Jahre 2014, der ein hochmodernes Produktionssystem beherbergt: eintreffenden Fahrzeuge werden soweit erforderlich auseinander gebaut, die Teile im Untergeschoss fahrzeugbezogen eingelagert und das Fahrzeug in „Fahrtrichtung“ aufgearbeitet. Dabei sind jeweils nur die benötigten Teile vor Ort am Fahrzeug. Da die IFTEC sechs unterschiedlichste Leipziger Straßenbahntypen unterhalten muss, stellen auch Fremdarbeiten keine große Herausforderung dar. Als Fremdarbeiten werden Unfallreparaturen an Fremdfahrzeugen und Einzelarbeiten durchgeführt, z.B. an Windhoff-Schienenschleifwagen. Die Aufarbeitung ganzer Fremdfahrzeugserien findet an einem separaten Standort in der Nähe statt. Abschließend erhielten wir Informationen zu den neuen Solaris-Fahrzeugen und konnten mit einem Exemplar auch eine Runde um die Werkstätte drehen.

⇧⇧ Werk IFTEC, Leipzig mit aufzuarbeitendem Windhoff-ATw und neuen Solaris-Tw

Der Nachmittag galt einem Besuch der Stadt Naumburg, die in einer beachtliche Leistung erreicht hat, dass täglich ein historische Liniendienst stattfindet, der neben Dom und Altstadt als touristisches Highlight für die Stadt dient und bei den vielen Stadtfesten willkommene Dienste leistet. Drei Sonderwagen verstärkten den Linienkurs. Interessante Depotführungen und eine Fahrzeugparade schlossen den Besuch ab, bevor Teilnehmer auf dem Markt mit Resten der alten Gleisanlagen unter ihren Füßen speisen konnten.

⇧ 10 Depot Naumburg mit Tw 51, 50, 29 und 17

⇧ 11 Zugkreuzung am Theaterplatz, Naumburg

Der sommerheiße Dienstag führte uns nach Dessau. Da das einzige fahrbereite historische Fahrzeug Tw 28 für unsere Gruppe zu klein war, fuhren wir in zwei Schichten. Wegen Bauarbeiten war das Netz sowieso eingeengt. Alle Bahnen fuhren abwechselnde Ziele an, wobei zwischendurch jeweils der Hauptbahnhof mit Linienwechsel angefahren wurde. Dies bedingte wegen der eingleisigen Stecke im Baubereich der Hauptpost hohe Pünktlichkeit. Am Nachmittag wurden die Wörlitzer Gartenanlagen mit dem doppelstöckigen Schienenbus der BR 670, der leider nicht klimatisiert war, besucht. Mit einer knappen Stunde Fahrzeit erreichten wir abends mit Magdeburg unser zweites Standquartier.

⇧ 12 Tw 28 verlässt die Schleife Tempelhofer Straße, Dessau

⇧ 13 „Fürstin Louise“ 670 003 im Bhf. Dessau

Nach diesen anstrengenden Tagen bot der Mittwoch etwas mehr Ruhe. Von Wernigerode wurde der Brocken mit dem Traditionszug befahren. Am Gipfel war es erstaunlicherweise nicht wesentlich kühler, dafür aber mit sehr guter Fernsicht, was auf dem Brocken ja eher die Ausnahme ist. Am späten Nachmittag konnte die Werkstätte der Harzer Schmalspurbahnen in Wernigerode besucht werden.

Donnerstag war der letzte heiße Tag der diesjährigen Tagung mit noch einmal 32°C. Von Magdeburg fuhr der größte Teil der Tagungsgruppe nach Quedlinburg, wo schon der Dampfzug der Selketalbahn nach Alexisbad auf uns wartete. Dort ging es mit einem Triebwagen zunächst zu einer Stichfahrt nach Harzgerode und später über Eisfelder Talmühle nach Ilfeld. Die romantisch durch den Harz verlaufene Strecke steht der Harzquerbahn in keiner Weise nach. Von Ilfeld fuhren wir mit einem Combino-Duo zunächst nach Neanderklinik und Niedersachswerfen Ost und schließlich nach Nordhausen. Mit unserer großen Gruppe waren aber sowohl der Schienenbus der HSB als auch der Combino bei dem heißen Wetter mehr als gefüllt.

⇧ 14 HSB Tw 11 und 17 im Bahnhof Stiege

⇧ Combino Duo Tw 202 und 203 kreuzen sich in Niedersachswerfen Ost

Vom Bahnhof in Nordhausen holten uns die Tw 40 und Tw 59 zu einer Sonderfahrt zu sämtlichen Endstellen des kleinen Netzes ab. Im G4-Bistrowagen-Tw 59 standen kühle Getränke für uns bereit – bei dem heißen Wetter ein wahrer Genuss! Eine kleine Depotbesichtigung rundete den Besuch ab, bevor uns Tw 29 und Tw 40 zum Bahnhof brachten.

⇧ Tw 23 und 40 im Depot Nordhausen

⇧ Bistrowagen Tw59 im Depot Nordhausen

Ab Freitag waren die Temperaturen gemäßigter. In Halberstadt holten uns bei leichtem Nieselregen die Tw 19 und 36 am Bahnhof ab und fuhren uns zum ersten Fotohalt an der Herbingstraße. Von dort ging es mit informativen Erklärungen zum Depot, wo uns die Geschäftsführerin der HVG, Frau Stein durch Wagenhalle und Werkstatt führte. Wer wollte, konnte auch einen Vortrag des Geschichtsvereins folgen. Dann ging es mit Tw 31 und zu Halten an der fotogenen Vogtei zum Sargstedter Weg, wo die Bahn ebenso eingleisig verläuft wie an der sonst nur am Wochenende befahrenen Strecke nach Klus.

⇧ Tw 36 und 30+61 Herbingstraße, Halberstadt

⇧ Tw 167 und 5 an der Voigtei, Halberstadt

Am Nachmittag besuchten wir zunächst den als Denkmal aufgestellten, sehr ansehnlich restaurierten Lowa Wagen 20 der ehemaligen Staßfurter Straßenbahn. Vom Geschichtsverein mit Kaffee und leckerem Kuchen herzlich bewirtet, erfuhren wir viel über die Geschichte der Stadt und ihrer Straßenbahn, die in den 50-er Jahren Opfer des wachsenden Individualverkehrs und der Bergsenkung durch ehemaligen Bergbau wurde. Es gibt aber noch eine elektrisch betriebene Güterbahn in Staßfurt: die Sodawerke befördern mit kleinen Elloks und Schüttgutwagen das Mineral auf einer gut in Schuss befindlichen 600-mm-Strecke.

⇧ Sodawerke Staßfurt, Verladeanlage Förderstedt

⇧ Sodawerke Staßfurt

Der Samstag als letzter Tag der Haupttagung galt Magdeburg. Mit dem Gotha-Dreiwagenzug fuhren wir über überwiegend neue Strecken, z.B. nach Reform, aber auch zu traditionellen Zielen wie Herrenkrug. Auf Drängen von Mitgliedern und Vorstand konnten einige gute Fotohalte arrangiert werden, die der aufmerksame Fahrer sehr gut organisierte. Verkehr findet bekanntlich auch auf dem Wasser statt und so sollte eine Fahrt auf der „Großen Acht“, dem Wasserstraßenkreuz aus Elbe und Mittellandkanal bzw. Elbe-Havel-Kanal folgen. Wegen des Niedrigwasserstands auf der Elbe in Folge des trockenen Sommers konnte aber nur eine Schifffahrt auf dem Kanal und damit über die beeindruckende, erst 2003 errichtete Kanalbrücke über die Elbe stattfinden.

⇧ Tw 413 + Bw 509+519 auf der eingleisigen Strecke vom Herrenkrug, Magdeburg

⇧ ATw 713 schleppt Tw 1313 in den Btf. Nord, Magdeburg

⇧ Kanalbrücke Mittellandkanal-Elbe-Havel-Kanal, Magdeburg

⇧ Blick von der Kanalbrücke über die Elbe

Abschließend kam auch noch eine Besichtigung des Depots Sudenburg< zu Stande, das die historischen Straßenbahnen und ein Museum beheimatet, bevor es zum Abschiedsessen ins Elbelandlandhaus in Buckow ging.

Die Nachtagung in Braunschweig stand unter keinem guten Stern. Nach dem das geplante Programm mehrfach umorganisiert werden musste, fiel die geplante Sonderfahrt wegen einer großräumigen Polizeisperrung anlässlich eines Radrennens ganz aus. Ersatzweise fuhren die Teilnehmer mit dem Anderthalbdecker (Büssing 1965) verschiedene Ziele außerhalb des gesperrten Bereichs an.

Wir haben von mehreren Vereinen und den meisten Verkehrsbetrieben außerordentliche Unterstützungen erhalten, konnten mit vielen historischen Fahrzeugen die Linienwege erkunden und dabei auch meist Interessantes in Erfahrung bringen. Dafür danken wir allen Beteiligten, vor und hinter den Kulissen! Alles in allem eine spannende und vor allem abwechslungsreiche Tagung mit “individuellen” Höhepunkten, je nach Betrachtungsweise.

Im Jahr 2019 wird die Tagung in Skandinavien (Dänemark und Schweden) bereits Ende Juli stattfinden. Detaillierte Informationen werden im Frühjahr 2019 auf der Website des VDVA veröffentlicht.

Text und Bilder: Dr. Peter Bell