Jahrestagung 2017 Baltikum

Tagungsprogramm:
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Tagungsheft:
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Tagungsrückblick:

Der „Verband Deutscher Verkehrs-Amateure“ hielt seine letztjährige Tagung erstmals im ehemaligen Ostblock, in den baltischen Ländern Litauen, Lettland und Estland ab, als Nachtagung wurde Helsinki besucht. Da in Litauen nur Obusse den Stadtverkehr bedienen, nahmen in Vilnius und Kaunas nur rund 35 Personen teil, während am Hauptprogramm 55 und in Helsinki immerhin 45 Personen teilnahmen.

Litauen: Schon etwas herbstlich empfing uns das Wetter in Riga, wo am 19. August der Reisebus am Flughafen für die VDVA-Gruppe nach Vilnius startete. In Vinius(Wilna) stand eine ausführliche Obus-Sonderfahrt mit den Skoda 9Tr (1387, von 1981) und Amber Vilnius 12 AC (1720, MAZ-Eton von 2011) auf dem Programm, auch wurden die beiden Depots besichtigt. Hier zeigte sich der niedrige Standard des Landes, ein tiefbleibender Eindruck! Es schloss sich eine ausgiebige Stadtführung an. Der Schrägaufzug konnte leider nicht besucht werden, da er nach einem Erdrutsch außer Betrieb war. In Kaunas(Kauen) wurden die beiden Seilbahnen befahren. Die Sonderfahrt mit einem 9Tr (109, Bj. 1970) sowie ex Arnheimer Berkhof 051 (von 2002) begann im Depot und führte uns durch die ganze Stadt. Auch kam ein Skoda 14Tr zum Einsatz. Nach einer Stadtbesichtigung erfolgte die Weiterreise nach Riga.

Riga verfügt über ein rund 55 km langes 1.524 mm-Straßenbahnnetz, mit über 250 Fahrzeugen in zwei Depots. Nach einer ausgiebigen Besichtigung des Depots 2, wo die Arbeitswagen stationiert sind, fuhren wir mit MTw-Nachbau 1901 (Eigenbau, 1982), einer Tatra T3MR-Doppeltraktion (ex T6B SU) und einem ATw nach Milgravis und Mezaparks. Nachmittags begann die Fahrt im Depot 5, wo sich auch der Glesbau befindet, eingesetzt wurde eine T3A-Traktion (ex T3 SU) und T3-ATw nach Bisumuiza und Ilguciems. Am Abend fand das traditionelle Kennenlernessen statt mit Vorstellung neuer Teilnehmer.

Es folgte ein Tagesausflug mit Bus oder Bahn nach Daugavpils(Dünaburg) nahe der russischen Grenze. Das 1.524 mm-Netz wurde natürlich lange Zeit von russischen Typen dominiert, bis T3-Züge aus Schwerin kamen, diese sind wieder abgestellt. Inzwischen gibt es 4x-KTM 23 und 6x-KTM 31 als Nfl.-Tw aus russischer Produktion (von 2014). Wir nutzten für die Sonderfahrt zunächst einen KTM5 plus KTM8 ((von 1990, 1994), tauschten beide später gegen eine ex Schweriner T3-Traktion und RWZ6-Tw (061 von Riga RVR, 1987). Am folgenden Donnerstag fuhren wir mit dem Bus nach Liepaja(Liebau), einer Ostsee-Hafenstadt. Unterwegs machten wir Pause im Filmpark Cinevilla, wo ein Replika eines offenes Straßenbahnwagens aus Riga die Szene bereichert, leider inzischen sehr verkommen. Die Straßenbahn Liepaja nutz ausschließlich Tatra KT4, elf Tw ex Gera, Erfurt und Cottbus, beabsichtigt aber neue Fahrzeuge zu bestellen. Einzig eine Schneekehre, von 1898 von Herbrand, war als ATw vorhanden. Das 1.000 mm-Netz besteht aus nur einer Linie mit 6,9 km Länge, eine Verlängerung erfolgte erst 2013.

Der Freitag war für den Obus in Riga reserviert, wir trafen uns zunächst im Obusdepot 1. Das 2. Depot wurde während der ausgiebigen Fahrt durch die Stadt besucht, von dort aus ging es mit einem neuen Obus, mit Batterien statt Hilfsantrieb, auch zu dem markanten Fernsehturm auf der Dauga-Insel. Der Abend war der Mitgliederversammlung vorbehalten. Die Mitglieder legten Details der 2018-Tagung fest, ebenso dass 2019 die VDVA-Tagung in Skandinavien stattfinden soll.

Nach langer Busreise trafen wir am späten Samstagnachmittag in Tallinn(Reval) ein. Wir konnten gerade noch die letzte halbe Stunde des Probeeinsatzes von zwei autonomen Kleinbussen französischer Herkunft neben der gesperrten Trasse der SL 1 und 2 miterleben und testen. Danach ging es auf eine ausgiebige Stadtführung durch diese historische Stadt. Am Sonntagvormittag nahmen wir eine Rundfahrt über das 1.067 mm-Netz der Straßenbahn vor. Vom Depot aus, das zunächst ausgiebig mit seinen vielen Arbeitsfahrzeugen erkundet wurde, fuhren wir mit dem Partywagen “Pauline” (Gotha G4 von 1967) und dem Museumswagen T-11 (von 1953) nach to Tondi – Ülemiste – Kadriorg und Viru. Nach der Mitagspause furhren wir mit einem Solaris Trollino ab der Innenstadtschleife Estonia über Endia – Keskuse – Männi – Mustamäe nach Taksopark. Am Abend fand das Abschiedsessen in einem rustikalen Lokal am Markt in der Altstadt statt, da nicht alle Teilnehmer den Weg weiter nach Norden unternehmen wollten.

Am Montagfrüh ging es mit einem Bus zum Fährhafen. In zwei Stunden ging es bei ruhigem Wetter nach Finnland, in den neuen Westhafen von Helsinki, wo uns eine Mitarbeiterin von Transtech, dem Lieferanten der neuen, in Finnland gebauten Nfl-Straßenbahnen empfing und zunächst die Freifahrkarten austeilte. Kurze Fahrt zu unserem Hotel an der Zwischen-Endstelle Länsilinkki. Am frühen Nachmittag ging es weiter bis Töölö halli, wo eine Depotführung stattfand. Danach besuchten wir das leider stark minimierte Straßenbahnmusem, das zu einer Eventhalle umfunktioniert wurde und nur noch wenige Museumsfahrzeuge beherbergt. Es folgte eine dreistündige Sonderfahrt mit dem historischen Zweiachser 50 (von ASEA, 1909) mit offenem Sommerbeiwagen 233 (Sandvikens, 1917). Die Fahrten mit Museumsfahrzeugen werden von einem privaten Betreiber durchgeführt. Leider wurde es am dann Ende August im Norden schon ganz schön frisch, so dass sich etliche Teilnehmer nach und nach in den Triebwagen begaben.

Am letzen Tag unseres Besuches, dem Dienstagmorgen, wurden wir vom Technischen Vorstand empfangen, unter dessen Leitung wurden wir durch das Depot Vallila geführt und hörten von dem Betreiberkonzept, wonach die beiden Hersteller Bombardier (für Adtranz) und Transtech die Wartung ihrer Bahnen vornehmen. Somit bleiben nur wenige Tätigkeiten an den Sonder- und Arbeits-Tw. Auch fuhren wir gemeinsam in einer nagelneuen Artic-Tram zur Hauptwerkstatt in Koskela, wo uns auf der recht anspruchsvollen, sehr langen Zulaufstrecke die Vorteile der Drehgestell-Technik demonstriert wurden. Nach ausgiebiger Besichtigung wurde uns ein Düwag GT 8 (ex Ludwigshafen) zur Verfügung gestellt, mit dem wir über drei Stunden lang durch die ganze Stadt fuhren, mit vielen Fotohalten natürlich. Wir lernten so die “weiße Stadt” der Ostsee auf dem 1.000 mm-Netz ausgiebig kennen, mit seinen vielen engen Kurven und immer wieder auftauchenden kleinen Kuppen kennen. Hier können nur Drehgestell-Niederflurbahnen einwandfrei durchkommen! Am Nachmittag folgte für die meisten Teilnehmer noch ein Besuch bei der Metro. Von der Station nahe dem Depot wurden wir mit einem Sonderzug der neuesten Generation ins Depot gefahren. Dort konnten wir den riesigen Arbeitswagenpark der Metro, mit den speziellen Trieb- und Anhängefahrzeugen für alle möglichen Aufgaben, ausgiebig in Augenschein nehmen und uns erklären lassen.

Zehn Tage VDVA-Tagung in nordischen Ländern, in die nicht jeder so einfach mal reist. Nicht mehr abwegige Regionen und Städte kennenlernen, ausgiebig in die Depots schauen und viele Fragen beantwortet bekommen – das ist schon eine ganz besondere VDVA-Tagung gewesen. Der Dank geht an unsere beiden Organisatoren Lars F. Richter, der mit Udrius Amalis aus Kaunas die vielen Kontakte hergestellt und das umfangreiche Programm vorbereitet hat. Ein ganz herzlicher Dank geht an Frau Alexandra Zischow von Transtech (zuvor Mitarbeiterin bei HKL), die uns die ganze Zeit in Helsinki betreut hat. Wir danken ebenso Herrn Ollipekka Heikkilä von der HKL für die persönliche technische Führung und der HKL für deren kostenlose Serviceleistungen – eine solche Betreuung haben wir lange nicht mehr erlebt, vielen Dank dafür.

2019 wird die VDVA-Tagung in (einem Teil von) Skandinavien stattfinden, die Vorbereitungen dafür laufen bereits …… Herzlich willkommen beim VDVA!

Vilnius (Wilna): Die VDVA-Tagung begann in Litauen mit einer recht ausgiebigen Sonderfahrt mit den beiden Obussen 1387, einem Skoda 9Tr, und dem Amber 1720, an der Haltestelle Europos aikštė am 20. August 2017.

Kaunas (Kauen):Mit den beiden Obussen 109, einem Skoda 9Tr, und dem Berkhof-Obus 051 begann unsere ausgiebige Sonderfahrt durch die Stadt. Am Nachmittag wurde ein   Skoda 14Tr 351 (von 1998) für uns eingesetzt. Im Bild zusammen mit einem Linienobus Solaris Trollino 12A an der Haltestelle Šv. Mato gimnazija auf der OL 4, 21. August 2017.

Riga: Vier Fahrzeuge für unsere erste Sonderfahrt, mit dem ATw 88032, dem Nachbau als Histori-scher Triebwagen 1901 sowie einer T3MR-Traktion mit Tw 35032 + 35043 (ex Tatra T6 SU) an der Haltestelle Gaujas iela Richtung Mezaparksam 22. August 2017.

Daugavpils (Dünaburg): VDVA-Sonderfahrt mit den beiden Solowagen 109 und 114, russische Typen KTM5 (von 1991) und KTM8 (1994), hergestellt von Ust-Katav, auf eigenem Gleiskörper in Randlage, in der Valkas iela – Puskina iela mit typischer Kleinstadt-Kulisse am 23. August 2017.

Liepaja (Liebau): Diese Schneekehre ist das einzige Arbeitsfahrzeug im Fuhrpark im Depot Liapaja, sie wurde auf dem Fahrgestell eines Straßenbahnwagens der ersten Serie von 1898, hergestellt von Herbrand, aufgebaut. 24. August 2017.

Tallinn (Reval): Die für die VDVA-Sonderfahrt eingesetzten beiden Fahrzeuge haben sich fotogerecht aufgestellt in der Schleife am Depot Vana-Louna, der Partywagen “Pauline”, der Gothaer G4 und der 2x-Museumswagen T-11 (von 1953). 27. August 2017.

Helsinki: Der privat vermietete Museumszug mit Tw 50 und Sommer-Bw 223 (ASEA von 1909 und Sandviks von 1917) erreicht die Schleife am Depot bzw. Straßenbahnmuseum Töölö, leider war es Ende August doch schon ein wenig schattig, am 28. August 2017.

Text & Fotos: Rolf Hafke

Weitere Fotos im Blog des VDVA-Webmasters.


In Vilnius wurden wir von einem lokalen TV-Sender gefilmt: http://www.lnkgo.alfa.lt/visi-video/zinios-15/ziurek-zinios-2171 (es ist das “große” Video links – Vorspulen zu 28m55s). Auf Wunsch senden wir gerne einen Mitschnitt über wetransfer.com zu (einfach eine Email an den VDVA-Webmaster senden: webmaster[@]vdva.de).

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In Kaunas berichtete https://www.15min.lt/pasaulis-kiseneje/naujiena/per-lietuva/i-kauna-turistus-atvilioja-ir-senuteliai-troleibusai-642-842660 online über unseren Besuch:

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