Jahrestagung 2013 Graz und Kroatien
Tagungsprogramm:
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Tagungsheft:
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Tagungsrückblick:
Die letztjährige Tagung vom Verband Deutscher Verkehrs-Amateure führte uns von Graz aus in alle Regionen der Steiermark, nach Niederösterreich und Kärnten. Wir hatten ein wunderschön klimatisiertes Hotel direkt am Bahnhof in Graz, auch die Reisebusse waren alle klimatisiert; das war bei bis zu 40 Grad schon erforderlich. Zum Abschluss der Tagung wechselten wir nach Zagreb und besuchten dort alle Verkehrseinrichtungen, ein Tagesausflug führte uns nach Osijek.
Am Samstag, 3. August 2013 versammelten sich am frühen Morgen im bereits heißen Sonnenlicht vor dem ibis-Hotel Graz eine Gruppe von 40 Interessenten zum Auftakt der VDVA-Jahrestagung. Zum Vorprogramm ging es mit der ÖBB von Graz nach Feldbach an der Raab. Hier bestand Zeit für einen kleinen Stadtbummel, bis wir mit dem Triebwagen 2 die von der Steiermärkischen Landesbahn betriebene Nebenbahn Feldbach – Gleichenberg mit der ersten Erkundungsfahrt der Tagung angetreten wurde. Alternativ konnte das Depotgelände am Bahnhof Feldbach Landesbahn aufgesucht werden. Hier war der Zustieg in den nach Bad Gleichenberg fahrenden Triebwagen möglich. Die mit Gleichstrom von 1.800 Volt versorgte Nebenbahn windet sich in vielen Kurven durch das hügelige Gelände. Während wochentags noch vier Zugpaare fahren, verkehrt die Bahn am Sonntag, während des Sommers auch am Samstag, immerhin etwa drei Stunden länger. Man kann sie daher durchaus als Touristenbahn bezeichnen. Auch während der Fahrt mit einem planmäßigen Zug ist ein ausreichender Fotohalt im Bahnhof Maierdorf möglich. In Bad Gleichenberg bestand Gelegenheit, in der „Remise“ genannten Gaststätte unmittelbar neben dem Prellbock Erfrischungen zu sich zu nehmen.
Ursprünglich sollte uns dann ein historischer Bus erwarten, da die Gruppe aber unerwartet groß war, musste uns ein moderner Bus – mit Klimatisierung – nach Stainz bringen, dort war Zeit für ein verspätetes Mittagessen sowie Rundgang durch das Depot und die museale Sammlung des „Flascherlzuges“. Der Name des Zuges stammt aus der Zeit, als in Rachling der „Höllerhansl“ genannte Wunderdoktor Johann Reinbacher (1866 – 1935) praktizierte. Er stand in dem Ruf, aus dem Urin verschiedene Krankheiten feststellen zu können. So reisten viele Leute mit der Schmalspurbahn an, hatten im Handgepäck ein Flascherl und suchten den Höllerhansl auf.
Höllentalbahn: Der Tw 1 (1926, Grazer Waggonfabrik) mit dem Bw 21 (ex Badner Bahn Bw 270, zuletzt Bw 74) in Peyerbach aus Hirschberg angekommen.
Stainzer Flascherlzug: Der „Flascherlzug“, abfahrbereit in Stainz, er fährt nach Preding-Wieselsdorf, wo Anschluss an die GKB besteht, an der Zugspitze die Lok 298.56 (gehört dem Club 760).
Graz-Köflacher-Bahn: Alle VT 70 sind inzwischen ausgeschieden und nach Polen verkauft. Die VDVA-Abschiedsfahrt machten wir mit dem VT 70.03 von 1970, Hersteller SGP in Lizenz von LHB Salzgitter.
Pünktlich um 15.00 Uhr setzte sich der mit Lok 298.56, einer C 1-Tenderlok bespannte farbenfrohe Zug mit der Spurweite von 760 Millimetern in Bewegung. Während der Fahrt wurden die Reisenden durch einen Ziehharmonikaspieler unterhalten. Etwa auf der Hälfte der Strecke wurde in Kraubath ein Halt eingelegt, wo man sich kulinarisch verwöhnen lassen konnte. Um 16.15 Uhr In Preding-Wieselsdorf angekommen, konnte noch das Umsetzen der Lokomotive und die Abfahrt des Zuges fotografiert werden. Eine ganz besondere Abschiedsfahrt wurde uns zuteil, denn für uns wurde ein VT 70 als GKB-Sondertriebwagen bereit gestellt, der die Gruppe nach Lieboch brachte. Hier konnte das sehr liebevoll eingerichtete Museum besucht werden, in dem sich auch noch eine Transmissionsanlage befindet. Da die VT 70 bereits abgestellt waren, war es für uns eine ganz besondere Abschiedsfahrt, die zum Bahnhof der GKB in Graz führte, von wo mit einer kurzen Straßenbahnfahrt der Hauptbahnhof und somit auch das Hotel erreicht werden konnte.
Am Abend trafen sich dann die meisten Teilnehmer der Fahrt wie auch die noch am Samstag Angereisten zum „Kennenlern-Essen“ im Gasthaus „Glöckl“ in der Grazer Altstadt, wo deftige steirische Gerichte zur Auswahl angeboten waren.
Sonntag, 4. August sollten zwei Bahnen jenseits des Semmerings besucht werden. Aufgrund ungünstiger Bahnverbindung musste ein Reisebus gechartert werden, der früh in Graz startete und über den Semmering nach Payerbach fuhr. Dort war genügend Zeit, die im Bereich des Bahnhofs ausgestellten verschiedenen Fahrzeuge zu besichtigen. So steht dort eine Dampflokomotive, ein alter Postautobus und eine Gondel der Rax-Seilschwebebahn, aber auch ein Stück Gesims einer Brücke der Semmeringbahn. Im Triebwagen des Zwei-Wagenzuges waren für unsere Gruppe Plätze reserviert. Es ging in flotter Fahrt mit kurzen Haltestellenaufenthalten bis nach Hirschwang. Nach dem Umsetzen des Zuges und der Bereitstellung zur Rückfahrt konnte die Remise besichtigt werden.
Auf der Rückfahrt wird planmäßig in Reichenau ein längerer Halt eingelegt, damit die dortige Gleichrichterstation besichtigt werden kann. Uns wurde die gesamte Anlage vorgeführt und auch für Laien verständlich erläutert. Im Bahnhof Payerbach-Reichenau angelangt, nahm uns unser Bus wieder auf und brachte uns in rund 40 Minuten nach Puchberg am Schneeberg zur Fahrt mit der Zahnradbahn auf den Schneeberg. Hier war die Bergfahrt mit einem modernen, „Salamander“ genannten Dieseltriebwagen geplant, während die Talfahrt mit dem Dampfzug erfolgen sollte. Bei der Anmeldung unserer vorgemerkten Gruppe beim Betriebspersonal wurde uns dann aber mitgeteilt, dass augrund großen Andranges (Diesel) Zusatzzüge verkehren, ein solcher zur gleichen Abfahrtzeit des Dampfzuges war nun für uns vorgesehen! So fuhren wir also um 14.00 Uhr ab Puchberg und hatten unterwegs zwei Zugkreuzungen. Auf dem Schneeberg war ein Aufenthalt von 33 Minuten vorgesehen, gerade ausreichend, um den zum Einsatz bergwärts fahrenden Dampfzug und einen anderen neuen, mit einer Diesellok bespannten Zug zu fotografieren. Da der Triebwagen die Strecke in einer knappen dreiviertel Stunde bewältigt, waren wir wesentlich früher in Puchberg zurück. Leider waren die Informationen sehr „unzureichend“, der Ton des Personals deutete nicht darauf hin, dass man Fahrgäste befördert. Unser Gesamteindruck: – typisch Touristenbahn ohne Engagement … Selbst auf vorangegangene Anfrage zur Depot-Besichtigung wurde nicht geantwortet, das spätere Beschwerdeschreiben wurde unfachmännisch abgetan und zeugte nicht von großer Kompetenz!
Unser Bus fuhr weiter nach Wiener Neustadt, wo eine Gruppe von 15 Personen ausstieg, um mit der Bahn über den Semmering zurück zu fahren. Der größere Teil der Gruppe verblieb im Bus, der über den „Wechsel“, ein etwas niedrigeres Mittelgebirge als der Semmering und östlicher gelegen, nach Graz zurück fuhr, wo er bereits gegen 20 Uhr ankam. Inzwischen tobte über ganz Österreich ein Unwetter, das starke Schäden verursachte, die wir auch noch später zu spüren bekommen sollten. So war es schon am frühen Abend fast nachtdunkel, so dass die Bahnfahrer von der Semmeringbahn kaum etwas zu sehen bekamen.
Am Montag, den 5. August 2013 bekamen wir die Auswirkungen des Unwetters vom Sonntagabend zu spüren: Ursprünglich war zunächst ein Besuch bei der Lokalbahn Mixnitz – St. Erhard mit Besichtigung der Anlagen und Fahrt auf der Strecke vorgesehen. Nachmittags sollte eine Fahrt mit Planzügen auf der Strecke der Steiermärkischen Landesbahnen von Peggau-Deutschfeistritz nach Übelbach stattfinden. Frühmorgens erreichte die Reiseleitung ein Telefonanruf: Das Unwetter, das bei der Bahnfahrt über den Semmering zu einer gehörigen Verspätung führte, hatte die Fahrleitung der Breitenauer Bahn an mehreren Stellen beschädigt und außerdem die Energieversorgung der Gleichrichterstation unterbrochen. Eine Fahrt auf die Strecke sei auf keinen Fall möglich, man werde aber versuchen, bis zum Nachmittag die Gleichrichterstation wieder in Betrieb nehmen zu können. Kurzerhand wurde daher der Besuch bei der Lokalbahn auf den Nachmittag verschoben. Jetzt kam uns zupass, dass mit den Steiermärkischen Landesbahnen kein Programm für die Strecke nach Übelbach organisiert werden konnte. So fand die Bereisung der Strecke bereits am Vormittag statt. Mit einem Stadler-Triebwagen ging es in flotter Fahrt an schmucken Bauernhäusern und einer historischen Mühle vorbei nach Übelbach. Da wir uns zumindest ein wenig im Bahnhof umsehen wollten, der Triebwagen aber sofort wieder zurückfuhr, blieben wir bis zur nächsten Fahrtgelegenheit in Übelbach. Der Triebwagen wurde noch bei der Abfahrt fotografiert und auf Video dokumentiert. Auch der im Bahnhof stehende, von der Sihltal-Zürich-Uetliberg-Bahn (SZU) übernommene Personenwagen und ein abgestellter Güterwagen waren schnell fotografiert. Wir warfen noch einen Blick in den Lokschuppen, so dass auch die in der Halle stehenden Fahrzeuge besichtigt und fotografiert werden konnten. Jetzt bestand noch genügend Zeit, um einen kleinen Rundgang durch den Ort zu unternehmen. Der danach ankommende Triebwagen brachte uns zurück nach Deutschfeistritz, wo es nach einem etwas längeren Aufenthalt nach Mixnitz-Bärenschützklamm weiterging.
Die Lokalbahn Mixnitz – St. Erhard wurde am 12. September 1913 in Betrieb genommen und hatte bis zum 31. Juli 1966 auch Personenverkehr. Nach dessen Einstellung wurde die Bahn an beiden Enden geringfügig verkürzt, am Platz des ehemaligen dreigleisigen Bahnhofes St. Erhard befindet sich heute eine Halle des Magnesitwerkes. Bei Ankunft wurden wir vom Obmann der Freunde der Breitenauer Bahn in Empfang genommen und sofort in die Umladehalle geführt, wo für uns ein Grillessen bereitet wurde. Leider war die Stromversorgung immer noch nicht hergestellt, so dass wir die Fahrzeuge nur in der Halle ansehen und im Stand dokumentieren konnten. Zum Ausgleich für die entgangene Bahnfahrt wurde in einem klimatisierten Bus eine Fahrt parallel zur Strecke und auf die umgebenden Berghöhen zur Teichalm vorgenommen. Auf der Rückfahrt wurde beim Magnesitwerk ein kurzer Stopp eingelegt, wobei auch die dort aufgestellte Grubenlok fotografiert werden konnte. Magnesit ist ein Mineral, das im Drehrohrofen bei 1800° C zu Sintermagnesit-Ziegeln gebrannt wird, die bis zu 3000 ° C aushalten und dadurch hauptsächlich zur Auskleidung von Hochöfen, Konvertern zur Stahlerzeugung und Schmelzöfen verwendet werden. Die im Jahre 1987 entstandene RHI AG ist Weltmarktführer bei der Erzeugung feuerfester Materialien und ging aus Firmen hervor, die bis in das Jahr 1834 zurückreichen. Trotz Ausgliederung der Heraklith AG im Jahre 2006 ist der Firmenname RHI Refractories geblieben. Der weitaus größte Teil der in Breitenau gefertigten Erzeugnisse wird mit der Bahn transportiert, woraus sich die Existenzberechtigung der Schmalspurbahn ergibt.
Lokalbahn Mixnitz – St. Erhard: Blick in die Lokhalle in Mixnitz mit den 2x- und 4x-Elloks (links).
Nach der Rückkunft in Mixnitz, die Stromzufuhr war leider immer noch unterbrochen, war nochmals ein Besuch im Lokschuppen möglich, bevor es mit einem Regionalzug zurück nach Graz ging.
Von Graz nach Klagenfurt gibt es nur „langsame“ Zugverbindungen. Daher war es logisch, dass wir für unsere Fahrt zu den Nostalgiebahnen in Kärnten (NiK) am Dienstag, den 6. August 2013 einen Reisebus gechartert haben, der uns dann auch in Klagenfurt direkt an unser erstes Ziel, das Stadtverkehrsmuseum Klagenfurt brachte. Es ist unweit vom Wörthersee angesiedelt, das Gebäude ist denkmalgeschützt. Der Obmann des Vereins „Nostalgiebahnen in Kärnten“ und Betriebsleiter Tramway, Historama und Schifffahrt führte uns durch die Ausstellung, in der sehr liebevoll mit vielen Bildern nicht nur die Geschichte des Klagenfurter Straßenbahn-, Obus- und Omnibusbetriebs, sondern auch der Schifffahrt auf dem Wörthersee nachgezeichnet ist. Auch Modelle sowie weitere „Nahverkehrs-Devotionalien“ sind ausgestellt.
Anschließend ging es zur Lendcanal-Tramway. Sie verläuft vom Lendcanal durch einen weitgehend naturbelassenen und somit unantastbaren Wald bis zur Endstelle „Im Moos“. Ursprünglich als Pferdebahn konzipiert, wurde das auf die Dauer zu aufwändig, es wurde daher ein ehemaliger Rangiertraktor der St. Pöltener Straßenbahn zu einer Akku-Lokomotive umgebaut, die nun den Verkehr auf dieser Museumsstrecke versieht. Geplant ist eine größere Strecke, die vom Parkplatz zwischen Strandbad und Europapark vorbei an der Stockschießanlage und zwei weiteren Parkplätzen bis zum Eingang des „Minimundus“ führen soll. Der Klagenfurter Stadtsenat fasste 2009 einstimmig einen Grundsatzbeschluss für die Unterstützung eines touristischen Straßenbahnbetriebes im Bereich Minimundus – Strandbad mit dem Projektnamen Seetramway. Bis heute ist aber noch nichts geschehen.
Lendcanal-Tramway: Die Akku-Lokomotive 25 wurde aus einem St. Pöltener Rangiertraktor 25 umgebaut, hier mit dem Bw 121 (von 1891, ex Innsbruck) und an der Endstelle „Im Moos“.
Mit einem ebenfalls historischen Schiff mit Namen „Lorelei“ wurde die Mittagspause auf dem Wörthersee verbracht, wobei zugleich ein Mittagsimbiss gereicht wurde. Danach traf man sich wieder am Stadtverkehrsmuseum, um noch die „Remise“ der Lendcanaltramway zu besuchen mit ihren vier überdachten Abstellgleisen, bevor wir mit zwei historischen Omnibussen zum Historama in Ferlach zu fahren. Unterwegs besuchten wir die Eisenbahn-Abteilung des Historama. In der Ausstellungshalle des Historama sind alle möglichen Fahrzeuge ausgestellt, von Kutschen über Feuerspritzenanhänger, Feuerwehrwagen und VW-Bus bis zu diversen Straßenbahnen, unter anderem von der Klagenfurter und der Basler Straßenbahn, aber auch von der Straßenbahn der Stadt Ybbs. Für die rund einen Kilometer
„Histotram“ Ferlach: Am Bahnhof unsere beiden Sonderwagen, der ET 20.113, ex S + H, sowie der ex Bonner Duewag-Tw 437 (ex 8, Wesel – Rees), links der Austro Fiat-Bus (ex Österreichische Post).
lange Fahrt vom Historama zum Bahnhof Ferlach nutzten wir die „Histotram“ mit dem ET 20.113 von Stern und Hafferl und dem Bonner Triebwagen 437, der Anfang der 1960er Jahre von Duewag als Nummer 8 an die Kleinbahn Wesel – Rees geliefert worden war. Dort konnten die beiden Triebwagen und der historische Postbus nebeneinander abgelichtet werden. Nach einem abwechslungsreichen Tag ging es mit dem Sonderbus wieder zurück nach Graz.
Nachdem wir schon einige Tage in der Hauptstadt der Steiermark zugebracht hatten, stand am Mittwoch, den 7. August 2013 endlich auch der Grazer Stadtverkehr auf dem Programm. Am Vormittag wurde die 1894 eröffnete Schlossbergbahn besucht. Die gegenwärtigen Fahrzeuge der dritten Generation stammen aus dem Jahre 2004 und wurden geliefert von Carvatech, Oberweis.
Der Nachmittag war der Straßenbahn gewidmet. Da zwischen Jakominiplatz und der Steyrergasse Bauarbeiten stattfanden, war das Straßenbahnnetz in zwei Teile aufgespalten, wobei Netz eigentlich irreführend ist. Wegen der Baustelle wurden wir am Jakominiplatz von einem Hybridbus abgeholt und zum Depot Steyrergasse gebracht, der ausgiebig besichtigt wurde. Hier fanden sich auch einige Arbeitsfahrzeuge sowie mehrere historische Straßenbahnen, die sich in Revision oder in kompletter Rekonstruktion befinden. Danach ging es mit dem achtachsigen Duewag-Gelenkwagen 525, Typ Mannheim Baujahr 1971, ex Duisburg nach Puntigam. Diese erst 2008 erbaute Endstelle ist ein großzügig angelegter Verknüpfungspunkt zwischen Eisenbahn, Straßenbahn und anschließenden Buslinien. Wieder in der Steyrergasse angekommen stiegen wir auf den sechsachsigen Gelenkwagen 267von SGP/Lohner mit dem Baujahr 1963 um, der uns nach Liebenau/Murpark brachte, wo die linienmäßig verkehrenden Bahnen der Typen Variobahn und Cityrunner fotografiert werden konnten. Zum dritten Mal wurde die Steyrergasse angefahren, wo uns der Bus erwartete und zum Depot „Alte Poststraße“ brachte. Dort wartete der historische Zug aus den 1949 von SGP in Anlehnung an die Einheits-Straßenbahnwagens gelieferten Triebwagen 234 und Beiwagen 401B, mit dem wir zum Endpunkt der Linie 1 „Eggenberg/UKH“ fuhren, von wo es quer durch die Stadt nach Maria Trost zum Tramwaymuseum Graz ging. Nach Besichtigung der Exponate des Museums und Abendessen wurde hier auch noch die Mitgliederversammlung abgehalten. Spät am Abend ging es zurück ins Hotel ibis direkt am Hauptbahnhof.
Graz: Unser Sonderzug mit Tw 234 (1949, SGP) und Bw 401B (1949) in der Remise „Alte Poststraße“.
Am Donnerstag, den 8. August 2013 begann die Nachtagung mit einer rund dreieinhalbstündigen Busfahrt von Graz direkt zu unserem Hotel in Zagreb (deutsch: Agram). Die Hauptstadt Kroatiens hat ein Straßenbahnnetz mit 116 km Gleislänge und 193 Trieb- und 41 Beiwagen. Nach dem Einchecken und einer kleinen Erholungspause ging es zum Eisenbahnmuseum, das 1991 von der Kroatischen Eisenbahn gegründet wurde. Es hat jedoch keine regelmäßigen Öffnungszeiten. Auf einer 2400 m² großen Freifläche sind rund zwei Dutzend Fahrzeuge abgestellt, darunter auch die 1947 in Budapest gebaute 2D-Dampflokomotive 11-015 von Titos „Hofzug“. Anschließend ging es zum Technikmuseum, in dem ein Straßenbahnzug aus Dubrovnik sowie der Nachbau eines Zagreber Pferdebahnwagens ausgestellt sind. Es werden aber auch andere Fahrzeuge aller Art und vieles anderes mehr gezeigt. Es folgte eine Fahrt mit der Standseilbahn in die Oberstadt, wo eine längere Stadtführung stattfand. Zum Abschluss gab es noch ein gemeinsames Abendessen in einer Gartenwirtschaft in der Unterstadt.
Am Freitag, den 9. August 2013 wurde zunächst die Hauptwerkstatt Ljubljanica besichtigt, wo mehrere Fahrzeuge in unterschiedlichen Revisionsstadien zu sehen waren. Im Freigelände konnten verschiedene Arbeitstrieb- und Beiwagen fotografiert werden, bevor mit einem Zug aus den 1951 bei Đuro Đakovic gebauten Triebwagen 101 und Beiwagen 592 eine Sonderfahrt im Stadtgebiet unternommen wurde. Daran schloss sich ein Mittagessen in der Kantine der Hauptwerkstatt an. Fakultativ war noch ein Besuch im Depot Dubrava möglich. Das Programm endete am frühen Nachmittag, so dass noch viel Zeit für individuelle Erkundungen bestand.
Am Samstag, den 10. August 2013 hieß es wieder früh aufstehen, denn es stand eine rund vierstündige Busreise in die 280 km entfernt gelegene Stadt Osijek (deutsch Esseg) bevor. Das kulturelle Zentrum Slawoniens lag im Kroatien-Krieg 1991-95 monatelang unter starkem Beschuss. Dabei wurde auch die Straßenbahn in Mitleidenschaft gezogen, zeitweise ruhte der Betrieb vollständig, drei Trieb- und ein Beiwagen gingen verloren. Nach dem Krieg erhielt Osijek kostenlos fünf Gelenkwagen aus Mannheim, die möglicherweise mit zum Überleben der Bahn beigetragen haben. Nach der Jahrtausendwende wurde der Betrieb umfassend modernisiert und die Bahnhofslinie um rund fünf Kilometer verlängert. Der letzte, etwa vier Kilometer lange eingleisige Abschnitt liegt in Straßenmitte und besitzt Mittelbahnsteige, so dass dort die Bahnen innerhalb der Straße im Linksverkehr fahren.
Zagreb: Der Đuro Đakovic-Museumszug von 1959, bestehend aus Tw 101 und Bw 592 am Ostbahnhof.
Bei unserer Ankunft am Depot wurden wir schon von einem Fernsehteam empfangen, dem unser Vorsitzender in englisch umfassend Auskunft über unseren Besuch erteilte. Nach ausgiebiger Besichtigung fuhren wir mit dem hervorragend hergerichteten historischen Triebwagen 8 aus dem Jahre 1926 (Skoda) sowie dem aus Zagreb übernommenen ehemaligen Mannheimer Triebwagen 1237 durch die Stadtmitte an die westliche Endstelle Višnjevac, wo die Bauarbeiten für eine etwa vier Kilometer lange Verlängerung schon recht weit fortgeschritten waren. In der Stadtmitte befindet sich der Trg Ante Starčevića (Peter-und-Paul-Platz), da sich an diesem Platz die Peter-und-Paul-Kirche befindet. Hier konnten unsere Sonderwagen auf dem Verbindungsgleis zur Linie 2 längere Zeit stehen bleiben und somit ausgiebig fotografiert werden, bevor mit dem 1237 auf die Neubaustrecke nach Bikara gefahren wurde, während der historische Triebwagen 8 ins Depot zurückkehrte. Von Bikara ging es über den Želježnički kolodvor (Bahnhof) nach Osten bis zur Endstelle Zeleno polje und zurück zum Depot. Danach bestand noch eine kurze Freizeit, bevor wir um 17 Uhr die Rückfahrt mit dem Bus nach Zagreb antraten, wo wir wie geplant am späten Abend wieder eintrafen.
Die meisten Teilnehmer reisten am frühen Morgen des Sonntags, dem 11. August 2013 mit der einzigen akzeptablen Tagesverbindung der Eisenbahn Richtung München zurück. Alle waren begeistert von einer interessanten und abwechslungsreichen Reise, die viele unvergessliche Eindrücke vermittelte. Den Organisatoren und Reiseleitern, allen voran Rolf Hafke und Lars Richter, im Hintergrund aber auch Axel Reuther sei ein herzlicher Dank ausgesprochen.
Die diesjährige VDVA-Tagung in der Zeit vom 23. bis 30. August nach Dresden und Umgebung. weist wieder einige Höhepunkte auf: Die Vortagung bietet Fahrten mit der Döllnitzbahn Oschatz – Glossen und der Döbelner Pferdebahn.
In Dresden und Chemnitz werden die Straßenbahnmuseen besucht. Einsatz historischer Fahrzeuge in Dresden, Bad Schandau, Chemnitz und Plauen und Depotbesichtigungen. Ferner Besuch der Parkeisenbahnen in Dresden, Chemnitz und Plauen, eine Dampferfahrt auf der Elbe, Fahrten mit historischen Autobussen, den Dresdner Bergbahnen und Dampf-Schmalspurbahnen um Dresden. Ein Besuch der Waggonfabrik in Bautzen und ein Ausflug nach Görlitz beschließen das Programm.
Weitere Impressionen von Rolf Hafke:
Text: Walter Vögele, Fotos: Rolf Hafke